Im Zuge der städtebaulichen Neuordnung der „Neuen Mitte“ Moisling soll ein öffentliches Stadtteilhaus am Stadtteilplatz errichtet werden. Die Hansestadt Lübeck als Trägerin sieht vor, dass die Stadtteilbibliothek Moisling, das Freizeitzentrum Moisling, das Bürgerservicebüro Moisling von ihren jetzigen am Moislinger Berg in das neue Stadtteilhaus umziehen. Der Neubau soll auch eine Beratungsstelle der Familienhilfe beherbergen.
An dem sogenannten nicht-offenen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungs- und Losverfahren nahmen insgesamt zwölf Arbeitsgemeinschaften aus Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen teil. Das bedeutet, dass zwei Arbeitsgemeinschaften gesetzt waren und zehn Arbeitsgemeinschaften über ein Losverfahren ausgewählten wurden.
Vor Start des Wettbewerbsverfahrens führte das Quartiersmanagement Moisling in Zusammenarbeit mit dem Freizeitzentrum Moisling eine Kinder- und Jugendbeteiligung dazu durch, wie sie die zukünftigen Innen- und Außenräume nutzen wollen. Die Dokumentation der Beteiligung wurde der Auslobung als Anlage beigefügt. Die teilnehmenden Büros waren aufgefordert, Lösungen für den Neubau des Stadtteilhauses mit attraktiver Außenfläche und für die Unterbringung der insgesamt vier städtischen Einrichtungen mit ihren unterschiedlichen Nutzungsansprüchen aufzuzeigen.
Am 30. April 2025 beurteilte das Preisgericht die zwölf fristgerecht eingereichten Entwürfe. Das Preisgericht vergab den ersten Preis an die Arbeitsgemeinschaft studiomauer GbR (Hannover) und OTTL.LA Landschaftsarchitekten Schöberl Hövelmann Part GmbH (München).
Beitrag 1007 – 1. Preis
Verfasser:innen: studiomauer GbR aus Hannover und OTTL.LA Landschaftsarchitekten Schöberl Hövelmann Part GmbH aus München




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Ausgangssituation
Durch die städtebauliche Neuordnung in Lübecks Stadtteil Mosilingen entsteht ein neuer Stadtplatz als Herz des Quartiers. Das Stadtteilhaus als wesentlicher Baustein soll den neuen Quartiersplatz rahmen und schafft einen zentralen, sozialen Ort für die Nachbarschaft. Der Neubau belebt mit den vier öffentlichen Nutzungen die „Neue Mitte“ und bietet außerdem mit einem Lesegarten und Aktivpark neue freiräumliche Angebot für die NutzerInnen und AnwohnerInnen.
Städtebauliches Konzept
Der Rahmenplan sieht für den Baukörper des Stadtteilhauses eine zum Platz geöffnete U-Form vor, die einen halböffentlichen Platz, als Übergang zum Gebäude aufspannt. Um den Quartiersplatz durch eine starke Raumkante besser zu fassen und dem Stadtteilhaus eine starke Präsenz am Platz zu verleihen, wird eine durchgehende Gebäudefassade mit einer großzügigen, zweigeschossigen Eingangsgeste zu einem innenliegenden Atrium vorgesehen, welches als halböffentliche Zone bespielt werden kann und als Foyer dient.Die klare städtebauliche Figur wird in der Grundrissstruktur fortgesetzt. Der Skelettbau sieht eine größtmögliche Flexibilität und Nutzungsoffenheit vor, damit das Haus sämtlichen Bedürfnissen der verschiedenen Nutzergruppen gerecht wird. Um das zentrale öffentliche Atrium gliedern sich die unterschiedlichen Nutzungen. Technik- und Nebenräume werden am Atrium in einem Kern zusammengefasst, sodass die Fassade freigestaltet werden kann. Die offene, umlaufende Fassade betont somit die Öffentlichkeit des Gebäudes im Stadtkern und unterstreicht den einladenden Charakter des Stadtteilhauses.
Nutzungen
Alle Nutzungen im Gebäude sind über den zentralen Eingang und das Foyer zu erreichen. Das Freizeitzentrum und die Stadtteilbibliothek befinden sich im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss und werden direkt aus dem Atrium erschlossen. Beide Nutzungen sind jeweils in sich abgeschlossene Einheiten, die mit eigenen internen Treppen in einem Luftraum über die Geschosse verbunden sind. Der Bürgerservice und die Familienhilfe befinden sich im obersten Geschoss und sind über das helle und großzügige Treppenhaus am Atrium erreichbar. Alle Nutzungen teilen sich die Nebenräume, wie Besuchertoiletten und den Aufzug, welche sich im Kern des Gebäudes befinden. Das Freizeitzentrum und die Stadtteilbibliothek haben zusätzlich jeweils einen separaten Eingang, der unabhängig von dem zentralen Foyer über den Stadtplatz angebunden ist. Die Fassade ist durch großzügige Öffnungen mit dem Freiraum im Osten verbunden. Der Veranstaltungsraum ist im Erdgeschoss am Quartiersplatz verortet. Dieser ist auch außerhalb der Öffnungszeiten nutzbar und belebt die Außenfläche zusätzlich.
Das Jugendzentrum wird über das Atrium im täglichen Betrieb erschlossen. Man gelangt direkt in den Großraum, welcher direkt an dem Sportraum liegt. Beide Nutzungen können flexibel zusammengeschaltet werden, damit auch größere Nutzungen Platz finden. Im westlichen Teil und zum Quartiersplatz orientiert liegt der Raum für selbstverwaltete Nutzungen, welcher direkt über einen separaten Eingang im Unterschnitt erschlossen werden kann. Die weiteren Nutzungen befinden sich im 1.OG, welches über eine freie und offene Treppe erschlossen werden kann.
Die Biliothek wird gegenüberliegend vom Jugendzentrum zentral über das Atrium erschlossen. Der offene Eingangsbereich liegt zentral und erlaubt eine einfache Orientierung. Direkt angrezend und zum Quartiersplatz ausgerichtet liegt der Veranstaltungsraum, welcher auch bei Bedarf mit dem Eingangsbereich verbunden werden könnte. Die Bücherbereiche orientiere sich mit vereinzelten Arbeitsplätzen nach Osten zum Lesegarten. Weitere Bereich der Bibliothek liegen ebenfalls im 1. OG, welche ebenfalls über eine offene Treppe erschlossen werden. Im 2.OG liegt auch der Zugang zum Makerspace, welcher im Bereich des Jugendzentrums liegt und einfach von der Bibliothek mitgenutzt werden kann.
Der Bürgerservice und die Familienhilfe werden zentral über die Freitreppe am Atrium erschlossen. Beide Nutzungen verfügen über einen separaten Eingang der in den jeweiligen Wartebereichen mündet. Der Bürgerservice verfügt über ein großes Frontoffice, welche direkt am Wartebereich liegt. Rückwertig und nach Osten orientiert befindet sich der verwaltende Bereich. Am Eingang der Familienhilfe befindet sich direkt der Wartebereich. Von hier aus können die verschiedenen Büros über einen zentralen Flur erschlossen werden.
In einem Dachaufbau befinden sich die übrigen Technikräume, welche um einen zentralen Hausanschlussraum im EG ergänzt werden. Der Dachaufbau hält einen Abstand zur Dachkante, sodass dieser aus dem Stadtraum nicht wahrzunehmen ist.
Freiraum
Der Entwurf verfolgt das Ziel, einen multifunktionalen, durchgrünten Ort zu schaffen, der den vielfältigen Bedürfnissen aller Nutzergruppen des neuen Stadtteilhauses gerecht wird. Das Konzept untergliedert sich dafür in drei zentrale Teilbereiche:
Im Südwesten des Areals schließt der Lesegarten an die Stadtbibliothek an und fungiert als Erweiterung des dortigen Leseangebots. Dieser Bereich ist als ruhige Erholungszone konzipiert und geht im Südosten in eine zurückhaltende urban-gardening-Fläche mit Hochbeeten über. Die Erholungsbereiche ziehen sich weiter bis zur östlichen Seite des Geländes und werden durch gezielte Baumpflanzungen sowie den Retentionssaum zu einem abgeschirmten, beruhigten Raum für Lesende und Erholungssuchende.
Im nördlichen Teil des Geländes befindet sich ein multifunktionaler, aktiver Raum, der flexibel unterschiedliche Nutzungen beherbergen kann. Die Sport- und Spielfläche wird durch eine Rollbahn umschlossen, die mit kleineren Hindernissen wie den Pflanzinseln oder Kletterelementen spielerische Herausforderungen schafft. Zentral innerhalb dieses Bereichs befinden sich eine Streetballfläche sowie ein Bereich mit mobilen Kleintoren auf Fallschutzbelag. Calisthenics-Kletterelemente und Schaukeln ergänzen das Sport- und Spielangebot.
Die im Nordwesten gelegene Multifunktionsbühne bietet vielseitige Nutzungsmöglichkeiten: Sie kann als Standort für mobile Tischtennisplatten des Jugendzentrums dienen oder für Veranstaltungen und andere Aufführungen genutzt werden.
Der Freiraum wird von einem artenreichen Retentionssaum eingefasst, der vereinzelt durch mittelhohe Rotbuchenhecken ergänzt wird. Dies schafft eine klare räumliche Gliederung und Rückzugsorte für Erholung und Ruhe.
Brandschutz
Um eine Kosten- und Flächeneffiziente Realisierung zu ermöglich verfolgt das Gebäude ein einfaches brandschutztechnisches Konzept. Zwei bauliche Rettungswege werden über zwei Treppenhäuser abgedeckt. Der erste Rettungsweg funktioniert über das Fluchttreppenhaus im Kern des Gebäudes mit Ausgang ins Freie im Erdgeschoss. Der zweite Rettungsweg, wird entweder über das Treppenhaus am Atrium ermöglicht oder im ersten Obergeschoss über die Lufträume in den Nutzungseinheiten und dann im Erdgeschoss direkt ins Freie. Auf diesem Wege kann auf eine kostenintensive Brandmeldetechnik oder zusätzliche Treppenhäuser verzichtet werden.
Konstruktion
Das Gebäude ist als Holzskelettbau konzipiert, um den Nutzenden eine größtmögliche Flexibilität zu ermöglichen und zukünftige Veränderungen an Raumbedarfe einfach umsetzbar zu machen. Das Grundgerüst besteht aus Massivholzstützen, sowie Haupt- und Nebenträgern aus Brettschichtholz und eine Brettsperrholzdecke.
Energiekonzept
Das Klima- und Energiekonzept des Stadtteilhauses basiert auf der Nutzung lokaler regenerativer Energieressourcen sowie einer klimaangepassten robusten Konstruktion und Gebäudetechnik. Die Räume werden grundsätzlich über effiziente Niedertemperatur-Flächenheizsysteme beheizt.
Die mechanische Be- und Entlüftung mit integrierter Wärmerückgewinnung erfolgt
bedarfsgerecht und kann zu Stoßzeiten ergänzt werden, um das ansonsten automatische System mit Lüftungsklappen zur Nachtauskühlung. Durch den Kamineffekt des Atriums wird der Effekt der Nachauskühlung noch verstärkt. Lehmplatten im Ausbau und ein Sichtestrich mit recyceltem Zuschlag erhöhen die thermische Masse im ansonsten leichten Holzbau.
Dadurch kann vor allem im Hinblick auf zunehmende Hitzesommer eine effektive Nachtauskühlung der Räume gewährleistet werden und es ergeben sich auch an heißen Tagen komfortable Innen- Raumtemperaturen. Der Lehm weist gegenüber Beton eine sehr gute CO2-Bilanz auf und trägt zudem zur Regulierung des Feuchtehaushalts im Raum bei. Für eine effektive Verschattung kommt ein außenliegender beweglicher textiler Sonnenschutz zum Einsatz. Für die Stromversorgung kommt eine PV-Anlage zum Einsatz, die sich auf dem Dach befindet. Um den Wirkungsgrad der PV-Anlage zu optimieren ist diese aufgeständert und wird durch die Verdunstungskühle des Retentionsdaches temperiert. Die Wärmeversorgung wird über das bestehende Fernwärmenetz sichergestellt. Optimierte Fensteröffnungen ermöglichen eine weitgehend natürliche und blendfreie Belichtung der Räumlichkeiten und minimieren so den Strombedarf im Betrieb. Gleichzeitig werden die solaren Lasten im Sommer geringgehalten. Der kompakte dreigeschossige Gebäudekörper minimiert die versiegelte Bodenfläche und hat ein günstiges A/V Verhältnis. Das Tragwerk und die Gebäudehülle sind aus nachwachsenden, bzw. recycelten Rohstoffen hergestellt, um den Anteil der grauen Energie zu verringern. Eine Kombination aus Holzskelettbauweise speichert langfristig viel Kohlenstoff im Gebäude. Alle verwendeten Hölzer sollten ein Nachhaltigkeitszertifikat für die Herkunft (PEFC/FSC) erhalten. Biogene Dämmstoffe, wie Stroh oder alternativ Zellulose haben ebenfalls einen geringen CO2-Fußabdruck. Alle Bauteile sind vorzugsweise verschraubt, um die spätere Trennbarkeit zu gewährleisten und zirkuläres Bauen zu ermöglichen. Das Gebäude ist insgesamt Klimapositiv, das heißt der Ertrag der Erneuerbaren Energien übersteigt den CO2-Bedarf für die Errichtung (graue Energien) und den Betrieb: dies geschieht über bewusst CO2-reduzierte Materialien und gleichzeitig eine hocheffiziente Gebäudehülle, die einen minimalen Energiebedarf im Betrieb gewährleistet.
Fassade/Recycling
Die gerasterte Fassade mit vorgehängten Elementen macht die Flexibilität, Modularität und Einfachheit der Gebäudestruktur ablesbar. Durch den Einsatz von recycelten Materialien aus dem abzubrechenden Gebäudebestand verankert sich das Stadtteilhaus im Quartier und besticht durch seine besondere ortsverbundene Identität. Die zurückzubauenden Gebäude mit Mauerwerksfassaden sollen teilweise recycelt werden, um die Geschichte des Ortes weiterleben zu lassen und den Einsatz von grauer Energie zu minimieren. Aus den Bestandsfassaden werden vor dem Abriss großflächige Mauerwerkselemente herausgeschnitten, zwischengelagert und später als vorgehängte Elemente in der Fassade wiederverbaut. Der Bodenbelag kann ebenfalls über Zuschläge aus dem Bestandsklinker ergänzt werden, wodurch eine einzigartige Ästhetik durch recycelte Baustoffen entsteht.“
Beitrag 1005 – 2. Preis
Verfasser:innen: Urban Thiesen Architekten aus Kiel und Sandra Böhnert, Landschaftsarchitektin aus Kiel





Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Erschließung und Zuordnung der Funktionen:
Durchlässigkeit, Auffindbarkeit, Verknüpfung, Schutz, Freundlichkeit, Aufenthaltsqualität, …
Das Gebäude wird anforderungsgemäß vom Stadtteilplatz erschlossen und bietet hier durch seine bauliche Ausformung geschützte Bereiche im Außenraum. Das Gebäude setzt sich als dreigeschossiges Gesamtvolumen mit Einschnitten aus grundrisslich drei sich verbindenden Gebäudeteilen zusammen. Der platzseitig abgetreppt zurückliegende mittlere Gebäudeteil dient als Eingangs- und Verbindungselement. Alle Einheiten und Ebenen können unabhängig voneinander betrieben werden. Im zweiten Obergeschoss wird das Volumen mit einem alle Gebäudeteile umfassenden Bauteil zusammengefasst.
Im Norden befindet sich im Erdgeschoss das Jugendzentrum, welches sich wie alle anderen Bereiche sowohl zum Moislinger Platz im Westen als auch zum Jugendplatz im Osten und zum gemeinsamen Hof öffnet. Das Jugendzentrum ist zweigeschossig mit zusätzlicher interner Erschließung angelegt. Im Süden erschließt sich über das Erd- und das erste Obergeschoss die Bücherei, welche ebenso über eine interne offene Verbindungstreppe verfügt. Im zweiten Obergeschoss finden im Süden das Bürgerservicebüro und im Norden die Beratungsstelle des Jugendamts ihre Nutzungen.
Vom überdachten Eingangshof und dem luftigen dreigeschossigen Foyer mit seinen abgetreppten Galerien aus sind die Zugänge zu den Nutzungen über alle Geschosse hinweg und alle gemeinschaftlichen Funktionsbereiche wechselseitig sehr gut einsehbar und unmittelbar auffindbar. Blickbezüge nach innen und außen und auch ein Café in Selbstverwaltung des Jugendzentrums unterstützen die integrative Verknüpfung. Das Zusammenspiel des Foyers mit dem Eingangshof und den großen Freiterrassen bietet den unterschiedlichen Nutzungen ideale Bedingungen für den Aufenthalt und gemeinschaftliche Veranstaltungen und Anlässe.
Gestaltungselemente und Baumaterialien:
Schichtung und Historie, Ziegelstein in differenzierter Ausformung, wartungsarme Gestaltung, feingliedrige Details, Nah- und Fernwirkung, erwünschte Patina, …
Schichtung und Historie Lübecker Ziegelarichtektur findet ihren Ausdruck in unterschiedlicher Behandlung der Fassadenflächen. Lisenen, Strukturierung im Mauerwerk und eine differenzierte Verfugung zeichnen das vielschichtige Bild der Nutzungen als lebendige Fassade auch außen ab und vereinen diese Nutzungen gleichzeitig miteinander. Das Lübecker Gestaltungsmerkmal der Treppengiebel wird von der Vertikalen in die Horizontale überführt und bildet im oberen Geschoss differenzierte feststehende und mobile Sonnenschutzelemente. Den unterschiedlichen Nutzungen angemessene bewusst positionierte Fenster mit unterschiedlichen Durchblicken und Laibungstiefen changieren zwischen offen und geschlossen. Bei Dunkelheit wird das Gebäude so zum ziegelnen Leuchtkörper. Patina ist auch auf der fein gegliederten Fassade erwünscht.
Die wesentlichen Gestaltungselemente des Neubaus sind naturbelassene bzw. naturnahe Baumaterialien, in erster Linie Ziegel, Holz und Holzbaustoffe. Neben den Holzbaustoffen kommen in den Innenbereichen auch Lehmbaustoffe und andere natürliche Materialien zum Einsatz. Absicht ist, den Nutzern ein Spektrum des nachhaltigen und ökologischen Bauens bei gleichzeitigem Augenmerk auf Suffizienz und Dauerhaftigheit in der Konstruktion näher zu bringen. Innenausbauten aus naturbelassenem, bereichsweise leicht unterschiedlich changierenden farbig lasiertem Fichtenholz, werden im Laufe der Zeit bewusst Patina entwickeln. Vor allem auch durch das bewusste Zeigen von unbehandelten, natürlichen und somit warmen Oberflächen, wie die der Ziegel, des Holzes und beispielsweise der Lehmbauplatten, die sich hervorragend zur Schaffung eines optimalen Raumklimas eignen, wird eine angenehme Aufenthaltsqualität geschaffen.
Barrierefreiheit:
In allen Belangen durchgängige Barrierefreiheit. Alle Bereiche im Gebäude und in den Außenanlagen werden barrierefrei erschlossen. Für die integrative Verknüpfung der Nutzungen werden zahlreiche Ein- und Ausblicke geschaffen. Die an relevanten Positionen taktile Bearbeitung der Baustoffe und die dort durchgängig akustisch wirksame Konstruktion unterstützen die uneingeschränkte Aneignung und Nutzung des Gebäudes.
Konstruktive Struktur:
modulare, robuste, niedrig technisierte, suffiziente, ökologische, ökonomische, regional herstellbare und verarbeitbare Strukturen und Materialien, …
Die modulare Tragstruktur des Gebäudes wird als hybride Konstruktion mit wesentlichen Bestandteilen in Holzbauweise und Massivbauweise in höchstmöglicher Suffizienz und Dauerhaftigkeit vorgeschlagen. Tragende Wände im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss werden in massiver Bauweise geplant, Decken werden in Holzverbundbauweise ausgeführt. Das 2. Obergeschoss und das Technikgeschoss werden in Holzbauweise errichtet. Die schlanke Konstruktion ermöglicht eine Reduzierung der Lasten und damit die Reduzierung der Bauteilquerschnitte bei gleichzeitig hoher konstruktiver Flexibilität in allen Geschossen. Die massive Bauweise wird kostengünstig und nachhaltig in Kalksandstein und Betonelementen ausgeführt. Wo möglich werden Betonbauteile durch Recyclingbaustoffe substituiert. Unterstützend werden Innenwände aus Lehmbauteilen errichtet, die auch den Feuchtehaushalt in den Innenräumen unterstützen. Die Zusammenstellung erfolgt dabei in sortenreiner Konstruktion im Sinne des Lebenszyklus. Die Holzkonstruktion setzt sich vorwiegend aus vorgefertigten Bauteilen zusammen. Tragende Stützen und Träger werden aus Brettschichtholz gefertigt, tragende Wand-, Dach- und Deckenelemente aus Brettsperrholz. Nichttragende und statisch untergeordnete Wände sind in Holzständer-Bauweise vorgesehen. Diese robuste Konstruktion unterstützt unterschiedliche Nutzungen und Einflüsse im Lebenszyklus des Gebäudes.
Die wirtschaftliche Bauweise wird vorbildhaft weitestgehend aus ökologischen, baubiologisch gesunden Baustoffen bestehen. Alle Materialien sind wartungsfreundlich und auch gestalterisch dauerhaft und nachhaltig gewählt. Die Bestrebung, die Konstruktion CO2-reduziert und kostengünstig herzustellen, wird mit der erforderlichen Menge der Speichermasse aus gezielt eingesetzten massiven Bauelementen, im Rahmen eines ganzheitlichen Klimakonzepts in Einklang gebracht. Die Dachfläche ist mit einem wartungsarmen insektenfreundlichen Gründach geplant, sorgt für ein ausgeglichenes Innen- und Außenklima und begünstigt darüberhinaus die Retention.
Maßnahmen zur Einhaltung des energetischen Standards, Gebäudetechnik:
Kompaktheit, CO2-reduzierte, energieeffiziente, niedrig technisierte Ausstattung , kurze Leitungswege, …
Ausgehend vom straßenseitig gelegenen Hausanschlussraum im Erdgeschoss erfolgt die Medienversorgung in das Technikgeschoss und in die einzelnen Gebäudeteile. Alle Räume werden über eine wassergeführte Fußbodenheizung beheizt. Die Trinkwarmwasseraufbereitung erfolgt dezentral strombasiert, um lange Leitungswege und eine Legionellengefahr zu vermeiden. Auf eine aufwendige Lüftungstechnik wird weitgehend verzichtet. Die Lüftung erfolgt als hybrides System in Kombination aus Fensterlüftung mit Schub- bzw. Pendellüftungssystemen. Eine Luftvortemperierung, z.B. über einen Erdkanal, kann die Energieeinsparung hierbei unterstützen. Auf dem Dach sind Photovoltaik-Anlagen geplant, die die elektrische Grundversorgung unterstützen. Die allgemeine Beleuchtung wird sensorisch gesteuert über LED-Leuchten vorgenommen. Die Ausstattung erfolgt mittels allergikerfreundlicher, energieeffizienter Haustechnik und abgeschirmten Elektroleitungen.
Das Gebäude wird anforderungsgemäß über das Fernwärmenetz beheizt. Im Dachbereich können hocheffiziente Luft-Wärmepumpen angeordnet werden. Diese Wärmepumpen können bei Bedarf eine Kühlung des Gebäudes über die Fußbodenheizung erwirken oder eine regenerative Unterstützung der Fernwärmeheizung bieten. Der technischen Fortentwicklung kann durch die generell modulare Bauweise und entsprechend dimensionierte Installationshöhen abgehängter Akustikdecken aus Holzwolleleichtbauplatten Rechnung getragen werden.
Ohne Ausblicke zu behindern, wird der Sommerliche Wärmeschutz durch bauliche Verschattung gewährleistet. Verschattungen sind modular öffenbar und reversibel. An relevanten Positionen schränken Raffstoreanlagen auch die Blendwirkung ein.
Wirtschaftlichkeit des Entwurfs:
konstruktive Einfachheit, Kompaktheit, raffinierte, robuste, suffiziente Ausstattung und Gestaltung, Regionalität, …
Die kompakte Bauweise mit einem optimierten A/V-Verhältnis lässt eine hohe Energieeffizienz erwarten. Auf eine Unterkellerung wird verzichtet, was sich bauzeitverkürzend und kostenreduzierend auswirkt. Hochtechnisierte Anlagentechnik wird weitestgehend vermieden, die ausreichende Durchlüftung wird bspw. durch natürliche Luftbewegung unterstützt.
Die Suffizienz bildet sowohl bei der Anlagentechnik als auch bei statischen und den Brandschutz betreffenden Aspekten die Grundlage der Konstruktion und Materialwahl. Die Baustoffe schließen in ihrer hybriden Kombination in ausreichend dimensionierter Vorfertigung eine nur einseitige Beschaffung durch hochspezialisierte Anbieter aus. Dies unterstützt die Regionalität und berührt damit auch ökologische und ökonomische Aspekte! Der damit zusammenhängende Verzicht auf eine hochtechnisierte Konstruktion und Ausstattung ermöglicht einer Vielzahl an regionalen Unternehmen sowohl die Errichtung als auch den Betrieb des Gebäudes.
Einfache und bewährte Konstruktionen und robuste Materialien bei gleichzeitig konstruktiv und gestalterisch hohem Anspruch führen zur langlebigen Nutzbarkeit und damit Nachhaltigkeit der gesamten Struktur.
Variabilität / Flexibilität:
Konstruktionsraster, modulare, suffiziente Bauteile, …
Das zugrunde liegende Konstruktionsraster der hybriden Struktur bietet eine sehr hohe Flexibilität, die Raumzusammenhänge neu zu ordnen oder zu ergänzen, um somit über Generationen unterschiedliche Nutzungsanforderungen zu ermöglichen. Unterstützt wird dies durch die Wahl dauerhafter und ökologischer Baustoffe, die ebenso zu einen nachhaltigen Lebenszyklus des Gebäudes beitragen.
Außenanlagen:
Multifunktionaler Aktivitätsraum, Sicht- und Schallschutz, pflegeleichte Staudenbeete, Ruhebereiche, Aktionsbereiche, Modulare Ausstattung, Höhendifferenzierung, Barrierefreiheit, Mikroklima, Retention, Versickerung, Grundwasserneubildung, heimische Pflanzen, …
Westen
Der Stadtteilpatz erstreckt sich weiter nach Osten in den Eingangshof des Stadtteilhauses und bildet hier zusammen mit der baulichen Struktur als Witterungsschutz und die Durchlässigkeit des Gebäudes sowohl einen Hof, der die dort untergebrachten Nutzungen zusammenfasst, als auch die durchlässige Erweiterung der Nutzungen nach außen ermöglicht. Gestalterisch wird diese Erweiterung mit gleicher Materialität nahtlos an den Platz angebunden. Der Eingangshof ist zurückhaltend gestaltet mit einem bodenbündigen Brunnen als Wasserspiel, welches zum Spielen anregt, das Mikroklima beeinflusst und abgeschaltet eine geräumige Fläche für Veranstaltungen bietet. Begrünungen auf den verschiedenen Ebenen der Nutzungen schaffen ein angenehmes Raumklima und laden mit Bänken zum Verweilen ein.
Osten
Die östlich des Gebäudes gelegene Freifläche ist als Sport-, Spiel- und Veranstaltungsfläche für diverse Aktivitäten im Freien konzipiert. Die Zuwegung auf den Platz ist von vier Seiten möglich. Eine zentrale niedriger liegende Ebene beinhaltet ein Volleyball-, Fußball- und Basketballfeld auf einer wasserdurchlässigen Fallschutzfläche aus recyceltem Gummigranulat. Das Netz des Volleyballfeldes ist abbaubar, die Fußballtore sowie der Basketballkorb sind fest installiert. Die Fläche ist über eine Treppe und eine Rampe auch barrierefrei zugänglich. In den Ecken sind Sitzflächen vorhanden.
Die tiefer liegende Ebene ist eingefasst mit Cortenstahlbändern und kann als Einstaufläche bei Starkregenereignissen mit einem Stauvolumen von ca. 150 m³ genutzt werden. Verdeckte Überläufe begrenzen die Einstauhöhe auf max. 30cm. Die Fläche bekommt ein Gefälle zur nordwestlichen Ecke, so dass Restwasser über ein etwas tiefer liegendes Beet versickern kann. Der wasserdurchlässige Bodenbelag ermöglicht ein Entwässern über die gesamte Fläche und trägt damit zur Grundwasserneubildung bei.
Die südwestliche Ecke bildet eine Tribüne mit Sitzbänken auf drei Ebenen. Diese kann für diverse Veranstaltungen genutzt werden. Der rückwärtig geböschte und nach Süden ausgerichtete Hügel ist mit Rasen versehen und lädt zum Ruhen ein. Gleichzeitig bietet er zum Seniorenzentrum hin eine leichte Sicht- und Schallbarriere. Die Abfangung der Sitzflächen sowie die Einfassung des Hügels ist ebenfalls aus Cortenstahlelementen gestaltet und bringt durch den Farbton ein gemütliches Ambiente ein.
Die zentrale Spielfläche ist eingefasst durch Pflasterflächen, so dass ein umlaufender Weg mit kleinen Plätzen an den Seiten und einem großen Platz vor dem Gebäude entstehen, die mit jeglicher Form von Rollgeräten genutzt werden können. In den entstehenden Seitenräumen sind Module zum Skaten angeordnet sowie eine Tischtennisplatte in der südöstlichen Ecke.
Zum Gebäude hin öffnet sich die Pflasterfläche zu einem kleinen Platz, der Aktivitäten der Stadtbibliothek wie des Jugendzentrums ermöglicht. Das Holzdeck unter dem schattenspendenden Baum kann zum Chillen, für Lesungen oder als Showbühne genutzt werden. Um den Baum herum, sowie in den Randbereichen bei der Tribüne und am nördlichen Zugangsbereich wird das Pflaster durch Rasenplatten ersetzt, so dass hier mehr Wasser versichern kann, aber trotzdem eine befestigte Fläche vorhanden ist. Zwei Doppelliegen laden zum Ausruhen, Lesen, Entspannen ein.
Die Form des Gebäudes schafft einen überdachten Außenraum mit Zugang zu den Innenräumen des Jugendzentrums. Eine Boulderwand am Gebäude bietet Kletterspaß. Variable Tisch-Bank-Kombinationen laden zum Verweilen ein und können für verschiedene Aktivitäten genutzt werden. Entlang der nördlichen Grundstücksgrenze ist eine Spielfläche aus Fallschutzsand mit einem Kletter- und Rutschenturm, einer Schaukel sowie einer Calisthenicsanlage angeordnet. Sitzblöcke bieten auch hier Orte zum Ausruhen.
Die ganze Anlage ist nach außen hin mit einer lichten Einfriedung abgegrenzt und durch Bäume, Sträucher und Stauden eingegrünt. Durch den Sichtschutz entsteht eine geschützte Atmosphäre. Bunte pflegeleichte Staudenbeete in den Randbereichen zur Pflasterfläche bieten eine attraktive Optik und ein Meer von Blüten für verschiedenste Insektenarten. Die Strauchflächen bieten Vögeln Nistplätze und Nahrung.“
Beitrag 1001 – 3. Preis
Verfasser:innen: CKRS Architektengesellschaft mbH und TDB LANDSCHAFT Partnerschaft mbH aus Berlin





Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Städtebau und Bautypologie
Mit der geplanten städtebaulichen Entwicklung in Moisling bietet sich die Chance, einen zentralen, Begegnungsort für Alle zu schaffen. Durch die Gestaltung eines offenen und einladenden Stadtteilhauses entsteht die neue Mitte des Quartiers. Es fügt sich in die geplante städtebauliche Struktur ein und nimmt durch seine Höhenentwicklung sowie die Arkade Bezug auf die benachbarten geplanten Gebäude.
Die Architektur des Stadtteilhauses vereint Eleganz, Würde und Bürgernähe in einer harmonischen Gestaltung. Die vertikalen, hellen Holzlamellen schaffen eine ausgewogene Balance zwischen Offenheit und Geschlossenheit, wodurch die Fassade eine ruhige, aber lebendige Wirkung entfaltet. Der Wechsel zwischen tiefen Einblicken, geschlossenen Flächen und transparenten Bereichen sorgt für ein spannungsreiches Spiel von Licht und Schatten – besonders auch im Wandel zwischen Tag und Nacht. Mit der einladenden, warmen und transparenten Architektur verbindet das Gebäude die angrenzenden Freiräume, schafft eine lebendige, kommunikative Atmosphäre, fördert den Austausch innerhalb der Gemeinschaft für verschiedene Generationen und Nutzergruppen.
Von der Platzseite ist ein Blick durch das Stadtteilhaus in den neuen Bürgergarten möglich. Diese visuelle Verbindung stärkt die Beziehung zwischen Innen- und Außenraum und unterstreicht die offene und einladende Atmosphäre des Hauses. Die fein abgestimmten architektonischen Details und di transparente Holzfassade verleihen dem Gebäude eine zeitlose Eleganz.
Das Stadtteilhaus setzt in seiner Bautypologie die Tradition öffentlicher Gebäude im Stadtraum fort und interpretiert sie mit einer zeitgemäßen Architektursprache sowie nachhaltigen Materialien neu. Die klare Formensprache und die bewusste Wahl langlebiger, ressourcenschonender Baustoffe unterstreichen seinen zukunftsweisenden Charakter und machen es zu einem beispielhaften Projekt für moderne Baukultur.
Neben der funktionalen Erfüllung aller Anforderungen legt das Gebäude besonderen Wert auf räumliche Qualität. Lichtdurchflutete, offene Bereiche fördern Kommunikation und Begegnung, während durchdachte Raumabfolgen vielseitige Nutzungsmöglichkeiten bieten. Damit wird das Stadtteilhaus nicht nur ein identitätsstiftender Ort für die Gemeinschaft, sondern auch ein Vorbild für nachhaltiges Bauen, gestalterische Beständigkeit und eine hohe architektonische Wertigkeit.
Architektur, Material und Nutzung
Die Haupterschließung erfolgt von Westen über einen großzügigen Eingangsbereich. Hier bildet die tragende Struktur des Gebäudes eine markante Kolonnade, die nicht nur architektonisch prägend ist, sondern auch eine geschützte, trockene Vorzone als Übergang zwischen öffentlichem Raum und Gebäude bietet.
Diese offene Gestaltung unterstreicht die einladende Atmosphäre des Stadtteilhauses und stärkt seine Funktion als zentraler Begegnungsort. Die Kolonnade verleiht dem Gebäude eine klare städtebauliche Präsenz und verbindet es harmonisch mit dem Platzraum, wodurch eine natürliche Orientierung und ein angenehmes Ankommen für Besuchende aller Generationen gewährleistet wird.
Das offene, zweigeschossige Foyer/Forum bildet das zentrale Verteiler- und Kommunikationszentrum des Stadtteilhauses. Es schafft eine großzügige, lichtdurchflutete Atmosphäre und ermöglicht eine intuitive Orientierung innerhalb des Gebäudes.
Durch seine offene Gestaltung geht das Foyer nahtlos in den Bibliotheksbereich mit Veranstaltungsraum, den Jugendklub sowie die Multifunktionsräume über. Diese fließenden Übergänge fördern die Vernetzung der unterschiedlichen Nutzungen und ermöglichen eine flexible, gemeinschaftliche Nutzung der Räume. Alle Bereiche können zusammen genutzt werden, oder nach Bedarf individuell abgetrennt sein.
Das Konzept unterstützt eine vielseitige Bespielbarkeit und lädt Besuchende aller Altersgruppen ein, sich zu begegnen, zu verweilen und aktiv am Stadtteilleben teilzunehmen. So entsteht ein funktionales und lebendiges Zentrum, das den Anforderungen eines modernen, integrativen Stadtteilhauses gerecht wird. Direkt nach dem Eingang befinden sich zwei Treppenräume mit klarer Zuordnung zu den Bereichen.
Gleichzeitig können mit diesen Treppen die notwendigen Rettungswege aus allen Ebenen gewährleistet werden. Ein Informationspunkt beantwortet erste Fragen.
Die im Eingangsbereich unmittelbar sichtbare Treppe mit Aufzug führt, mit einem möglichen Zugang ins 1.OG, direkt in den Wartebereich des Bürgerservice und der Familienhilfe im 2. OG. Ausblicke auf den belebten Stadtplatz und auf eine begrünte Dachterrasse verkürzen mögliche Wartezeiten. Die im Raumprogramm geforderten Funktionsbereiche wurden gut organisiert nachgewiesen.
Die Bibliothek wird direkt vom Forum erschlossen und ist über zwei Geschosse organisiert. Sie erhält einen großzügigen, offenen, eigenen Treppenraum, der nur im Rettungsfall aus dem 2. OG als Fluchtweg genutzt wird. Dadurch ist die notwendige interne Kontrolle der Wegeführung innerhalb der Bibliothek wesentlich erleichtert. Die im Raumprogramm gewünschten Bereiche der Bibliothek sind sinnhaft und funktional organisiert. Der Veranstaltungsraum ist bei Bedarf mit den ebenfalls zusammenschaltbaren großen Bewegungs-, Spiel- und Veranstaltungsräumen des Jugendzentrums zusammenschaltbar. Für gemeinsame Veranstaltungen kann so ein fließender, offener Raum erzeugt werden. Die Anlieferung ist von Norden möglich.
Die Räume des Jugendzentrums werden ebenfalls über das Forum erschlossen. Zusätzlich ist eine Tapetentür für die selbstverwaltete Nutzungseinheit geplant. Eine interne offene nicht notwendige Treppe bildet die direkte Verbindung zwischen den zwei Nutzungsebenen. Bei Bedarf kann der Fahrstuhl des Treppenraums verwendet werden. Alle Nutzungseinheiten im Gebäude sind barrierefrei erreichbar und barrierefrei gestaltet.
Das Stadtteilhaus wird in einer nachhaltigen Holzhybridbauweise errichtet, bei der tragende und aussteifende Kerne aus Recycle-Beton bestehen. Diese Bauweise kombiniert die ökologischen Vorteile von Holz mit der Stabilität und Langlebigkeit von Beton. Eine Teilunterkellerung im Bereich der Treppenkerne bietet Platz für die Haustechnik, Lagerräume und Wasch-, WCs und Garderobenbereiche für den Veranstaltungsbereich. Die Materialauswahl und Fügungen verfolgen das Ziel einer
hohen Wiederverwertbarkeit, Robustheit und Langlebigkeit. Die massiven Bauteile dienen
als thermische Speichermassen, die zur natürlichen Klimatisierung beitragen und den technischen Aufwand für Heizung und Kühlung reduzieren.
Ein Konstruktions- und Ausbauraster von 1,25 m sorgt für eine hohe räumliche Flexibilität, sodass das Gebäude über seine gesamte Nutzungsdauer hinweg an veränderte Anforderungen angepasst werden kann. Dieses nachhaltige und anpassungsfähige Konzept sichert eine langfristige Werthaltigkeit des Stadtteilhauses und macht es zu einem zukunftsweisenden Vorbild für ressourcenschonendes Bauen. Die Fassade entwickelt die bestehenden Gestaltungsideen des näheren Umfelds weiter und setzt mit ihrer Materialität und Ausgestaltung bewusst neue und zeitgemäße Akzente. Die Holzfassade hat einen feinen und zugleich robusten Charakter. Mit der eindeutigen Gliederung wird dem Erscheinungsbild eine angemessene Wertigkeit verliehen.
Bodentiefe Fensterelemente sorgen für eine optimale Tageslichtversorgung sowie großzügige Blickbeziehungen. Der äußere Sonnenschutz wird mittels Textilscreens sichergestellt, so dass sich je nach Sonnenstand und Nutzerverhalten ein abwechslungsreiches, lebendiges Spiel von offenen und geschlossenen Fassadenflächen ergibt.
Außenraum, Platz, Haus und Garten
Ein grüner Raum für Alle. Der östlich an das Gebäude anschließende Freiraum steht in seinem Erscheinungsbild im Kontrast zum westlichen Vorplatz. Er präsentiert sich als grün geprägter Raum, der sich mit einem vielfältigen Sport- und Bewegungsangebot insbesondere an die Kinder und Jugendlichen des Freizeitzentrums richtet. Gleichzeitig bietet er Gebäudenahe, befestigte Flächen, die auch für die Stadtteilbibliothek Anreize für eine Nutzung im Freien schaffen. Der einladend, grün gestaltete Freiraum versteht sich darüber hinaus als Ort der Begegnung für alle Nutzer und Besucher des Stadtteilzentrums, zur Erholung, zum Austausch oder für kleine Veranstaltungen im Freien.
Aktion und Spiel. Entsprechend den in der Auslobung genannten Wünschen der Jugendlichen bietet der Freiraum viel Raum für Bewegung und Aktion. Am östlichen Rand ist unter Berücksichtigung eines angemessenen Abstands zum geplanten Seniorenheim ein multicodiertes Ballspielfeld geplant, das durch einen Ballfangzaun eingefriedet wird. Im zentralen Bereich befindet sich eine Sandfläche mit einem Seilgarten als Kletter- und Balancierelement. Tischtennisplatten ergänzen das Spielangebot. Die einzelnen Spielzonen liegen in einem Wegenetz, das neben der erforderlichen Erschließung auch als Rollerparcour genutzt werden kann.
Aufenthalt und Kommunikation. Sich Treffen zum Austausch oder zur Erholung, Sitzen im Grünen, mit einem Buch oder mit Freunden, der Freiraum macht auch hier viele Angebote. Der Entwurf sieht in den begrünten Randbereichen großzügige Bänke vor, ein Segel spendet an heißen Sonnentagen den gewünschten Schatten. Der Rasenhügel und die ‚Bühne‘ bilden informelle Aufenthaltsorte.
Vegetation. Die Fläche wird durch intensiv begrünte Pflanzflächen mit klimaangepassten Baumpflanzungen und Vogelschutzgehölzen gerahmt. Sie bilden eine vegetative Form der Einfriedung, eine Umzäunung ist nur für das Ballspielfeld geplant. Insgesamt soll der Freiraum auch nach außen, für das umgebende Quartier erkennbar, einen einladenden Charakter bieten.
Regenwassermanagement Nachhaltigkeit. Anfallendes Regenwasser wird über Mulden in den Grünflächen vor Ort versickert, das in einer Zisterne gesammelte Wasser kann zur Bewässerung der Pflanzflächen verwendet werden. Bei der Verwendung der Materialien ist der Aspekt der Nachhaltigkeit ein entscheidendes Kriterium. Die befestigten Flächen erhalten einen Belag aus Recyclingbeton, Einbauten und Spielgeräte sind, soweit konstruktiv möglich, aus Holz.
Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Ökologie
Das Stadtteilhaus verfolgt einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz, der bereits in der Planungsphase fest verankert ist. Durch eine sorgfältige Auswahl von Konstruktion und Materialien wird eine wirtschaftliche, ökologische und langlebige Bauweise sichergestellt, die sich harmonisch in das architektonische und städtebauliche Konzept einfügt.
Der konsequente Einsatz nachwachsender Rohstoffe, insbesondere in der Holz-Tragkonstruktion, kombiniert mit einer hochwärmedämmenden Hülle, trägt zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei. Im Außenbereich wird auf eine umfassende Versiegelung verzichtet, um die natürliche Versickerung von Regenwasser zu ermöglichen.
Eine bedarfsgerechte Verteilung der Medien sowie die effiziente Nutzung bestehender Ressourcen wie die Nutzung der anliegenden Fernwärme, Luft, Regenwasser und Solarenergie unterstützen ein „Low-Tech-Konzept“ und minimieren den Verbrauch fossiler Energien.
Die Dachfläche ist mit Photovoltaikelementen für den Eigenverbrauch ausgestattet und als extensives Gründach konzipiert. Im Keller ist eine Pufferbatterie für die Speicherung überschüssiger Energie vorgesehen.
Die Verwendung langlebiger und recyclebarer Systeme und Bauteile fördert die Nachhaltigkeit. Durch benutzerfreundliche Steuerungen und optimierte Wartungsbedingungen können Nutzende die Anlagentechnik effizient bedienen.
Zusätzliche Installationsmöglichkeiten für alle Medien bei Änderungen der Nutzung oder Anpassungen sind vorgesehen. In Kombination mit einem klimaschonenden Technikkonzept werden ausschließlich umweltfreundliche Bauweisen eingesetzt, um die ökologische Bilanz des Gebäudes zu verbessern.
Das Projekt betrachtet von der Planung über die Errichtung bis hin zum Betrieb und einem möglichen Rückbau den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.
Die Holzhybridbauweise kombiniert ressourcenschonende Materialien mit einer hohen Wiederverwertbarkeit. Recycle-Beton in den tragenden Kernen sorgt für Stabilität, während Holz als nachwachsender Rohstoff eine positive CO2-Bilanz unterstützt.
Die robuste Bauweise und der modulare Konstruktions- und Ausbauraster gewährleisten
eine flexible Anpassbarkeit an zukünftige Nutzungsanforderungen und verlängern so die Lebensdauer des Gebäudes.
Die massiven Bauteile übernehmen eine thermische Speicherfunktion, wodurch die natürliche Klimatisierung unterstützt und der technische Aufwand für Heizung und Kühlung reduziert wird. Die Abluft erfolgt über die Innenräume und WC-Kerne, Zuluft strömt über Fenster und Außenwanddurchlässe nach. Die enge Verknüpfung von Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Ökologie ermöglicht es ein Gebäude zu schaffen das sowohl ökonomisch als auch ökologisch zukunftsfähig ist.
Es spart Ressourcen, schont die Umwelt und bietet langfristig einen wirtschaftlichen Mehrwert.
Durch diese Maßnahmen wird das Stadtteilhaus nicht nur zu einem nachhaltigen Bauprojekt, sondern setzt auch neue Maßstäbe für Baukultur im urbanen Raum.“
Beitrag 1002
Verfasser:innen: Jebens Schoof Architekten BDA (Heide) und Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-
Herziger & Benesch PartG mbB (Hamburg)



Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Städtebau:
Der Entwurf orientiert sich an dem im städtebaulichen Rahmenplan vorgeschlagenen Baukörper. Dem Rahmenplan folgend bildet sich zum Stadtteilplatz hin eine klare Empfangsgeste, indem hier die Fassade zurückspringt und zusammen mit der Verbindungsbrücke im ersten Obergeschoss eine Eingangssituation schafft.
Architektur:
Der Entwurf des neuen Stadtteilhauses baut auf einem Raster von 5,4 x 5,4 Metern auf. Die Baulinien und -grenzen geben insgesamt 90 Raster vor: 5 in Ost-West-Richtung, 6 in Nord-Süd-Richtung, verteilt auf 3 Geschosse. Diesem strengen Raster folgend, bilden sich drei unterschiedliche Zonen: die beiden mittleren Raster in Ost-West Richtung bilden Eingang, Foyer und Erschließungskern, die beiden Raster nördlich und südlich davon die einzelnen Nutzungseinheiten. Vom Stadtplatz ausgehend, werden Eingang und Foyer durch transparente Bauteile bestimmt und bilden im EG einen hoch öffentlichen Orientierungs- und Erschließungsraum. Der östlich daran anschließende, eher geschlossene Erschließungskern nimmt alle allgemeinen Funktionen wie Technik, vertikale Erschließung und Sanitärräume in sich auf und verbindet die Geschosse und die beiden Gebäudeteile mit den Nutzungseinheiten nördlich und südlich davon miteinander.
Konstruktion:
Der vorliegende Entwurf wurde konsequent als Holzbau geplant, welcher zu einem großen Teil im Werk vorgefertigt werden kann. Um den vorliegende Nutzungsanforderungen gerecht zu werden und das Gebäude auch für zukünftige Nutzungsänderungen zu wappnen, wurde ein Raster von 1,35m x 1,35m gewählt. Das Gebäude ist als Leimholz- Skelettkonstruktion aus zertifizierten Quellen konzipiert, mit 32 x 32cm starken tragenden Stützen und doppelten Holzträgern mit je 14 x 34cm. Dieses Tragraster erstreckt sich über sämtliche Bereiche, auch offenen Foyer gliedert dieses den Raum und trägt hier die das Foyer durchkreuzende „Makers Bridge“.
Die Aussteifung erfolgt über den zentralen Stahlbetonkern, Decken- und eine Dachscheiben aus Brettsperrholzplatten die Ausfachungen der Außenwände in Holztafelbauelementen mit OSB-Platten. Auf tragende oder aussteifende Innenwände kann, abgesehen von den Wänden des Betonkerns, verzichtet werden. Sämtliche geplante Innenwände sind in Trockenbauweise oder als mobile Trennwände geplant. Das Gebäude kann durch das strenge Raster und die fehlenden tragenden Wände einfach umgenutzt werden. Alle Leitungen sind in der Hohlraumdecke verlegt.
Die Deckenscheiben werden aus Hohlraum- Brettsperrholzelementen (z.B. „Ligno Trend“) hergestellt. Diese bieten zum einen die Möglichkeit, sämtliche Installationsleitungen bis hin zu Lüftungsleitungen aufzunehmen. Zum anderen können verbleibende Hohlräume mit einer schweren Schüttung verfüllt werden, welche zusätzliche Masse bezüglich Schallschutz und Speichermasse einbringt. Die Bauweise hat gegenüber einer Hybriddecke (Beton/ Holz) klare ökologische Vorteile und der Bau wird beschleunigt. Zusätzlich ist für den Schallschutz ein schwimmender Estrich vorgesehen. Sollten die Berechnungen dies hergeben, ist auch ein Trockenestrich denkbar. Es wird im Raster von 1,35m bzw. 5,40m Dehnungsprofile eingebaut. Dies ermöglicht es, Trockenbauwände auf den Estrich zu stellen und eine spätere Umnutzung ist dadurch einfach möglich. Die Deckenelemente werden vorgefertigt und in großen Elementen auf die Baustelle angeliefert. Durch die geringen Abstände des Haupttragwerks sind hochwirtschaftliche Spannweiten und damit geringer Materialeinsatz sichergestellt. Beim vorliegenden Deckenaufbau wird unter den Balkenlagen 2,80m, zwischen den Balkenlagen eine lichte Raumhöhe von 3,14m erreicht.
Die Außenwände werden in einfacher Holztafelbauweise gebaut, also ein Trägersystem aus Stützen und Rähmen mit Innenseitiger OSB-Aussteifung und Installationsebene und außenseitiger Holzweichfaserdämmung. Dies erspart eine aufwändige und fehleranfällige zusätzliche Dampfbremse. Für die Fassade werden vorgefertigte Elemente mit fertigen Oberflächen von 3,4 x 2.7m auf die Baustelle geliefert und hier nur noch montiert. Die Dämmung der Außenwände erfolgt werkseitig als Holzweichfaserdämmung. Diese hat zwar nicht den hohen Dämmwert einer Mineralfaserdämmung, bietet aber eine höhere Masse (Aplitudendämpfung) und hat einen wesentlich geringeren Primärenergiebedarf.
Die Fassade ist als vorvergraute, gehobelte Boden- Deckel- Schalung mit einer durchgehenden inneren Schalebene vom 25mm und Deckeln aus 80 x 60mm KVH aus europäischer Lärche geplant. Unbehandelt bietet diese Art der Verkleidung Ruhe für mindestens 40 Jahre. Die Fassadenöffnungen sind als Pfosten- Riegel- Fassaden aus Holz mit außen liegender Aluminiumschale geplant.
Brandschutz:
Die Entfluchtung des Gebäudes erfolgt über den zentralen Treppenkern, welcher im Erdgeschoss einen direkten Ausgang ins Freie hat. An keiner Stelle wird die Fluchtweglänge von 30m überschritten. Der zweite Rettungsweg erfolgt über die Fassade (Öffnungen von mind. 90cm x 150cm) mit Rettung durch die Feuerwehr. Um die erforderlichen konstruktiven Brandschutzmaßnahmen zu minimieren, wurden die Geschosshöhen auf 3,5 Meter und die Oberkante des Fertigfußbodens im zweiten Obergeschoss auf 7 Meter begrenzt. Dadurch fällt das Gebäude in die Gebäudeklasse III. An diese werden deutlich geringere Anforderungen bezüglich des konstruktiven Brandschutzes gestellt. So reichen hier zum Beispiel für alle Bauteile 30 Minuten Feuerschutz aus, verglichen mit 60 bei der Gebäudeklasse IV.
Akustik:
Die voraussichtlich hohen Anforderungen an die Akustik in allen Bereichen des Gebäudes erfordern eine Lösung, die eine möglichst vollflächige Ausstattung mit schallabsorbierenden Flächen ermöglicht. Dies wird über den Einsatz von Holzlamellen mit hinterlegter Holzweichfaserplatte (z.B. Ligno Trend) erreicht. Diese hängen unter den Hohlraum-Brettsperrholzelementen.
Sonnenschutz:
Der Sonnenschutz erfolgt an den Ost- Süd- und Westfassaden über fassadenintegrierte Raffstoreanlagen. Diese decken immer je ein Fassadenelement von 67.5cm bis 1,35m Breite ab.
Energie + Nachhaltigkeit:
Über der vorgeschlagenen Gründachkonstruktion können auf den beiden Hauptnutzungsbereichen rund 280m2 Photovoltaikpaneele installiert werden. Diese sorgen dafür, dass das Gebäude weitgehend energieautark ist und in den Sommermonaten sogar Energie ins Netz einspeisen wird. Die gewonnene Energie aus den Photovoltaikflächen wird über Batteriespeicher zwischengespeichert und so der tatsächliche Eigenverbrauch maximiert.
Als Reserve oder für eine solare Brauchwasserunterstützung kann auch das Dach des Beton- Erschließungskerns für Solarkollektoranlagen herangezogen werden. Zunächst ist dieses Dach die auch die Fassade des Betonkerns für eine intensive Dachbegrünung mit Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten geplant. Beheizt wird das Gebäude über Fernwärme. Hier ist entscheidend, dass diese zunehmend nachhaltig produziert wird, wovon der Verfasser ausgeht. Alle Heizübertragungsflächen sind auf Niedrigtemperatur ausgelegt. Die Übertragung erfolgt über Heizestriche.
Die gesamte Konstruktion oberhalb der Bodenplatte wird aus nachhaltigen, nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Der Einsatz von Holz als Grundbaustoff stellt sicher, dass für den Bau zum einen so wenig wie möglich Primärenergie eingesetzt wird. Zum anderen auch, dass das gesamte Gebäude als CO2-Speicher dient. Konstruktions- Verkleidungs- und Dämmstoffe werden, wo immer möglich, aus nachhaltigen Baustoffen eingesetzt. Geplant sind Holzweichfaserdämmstoffe, Lehmbauplatten als Verkleidung der Außen- und Innenwände, Bodenbeläge aus Kautschuk oder Holz, Akustikoberflächen aus Holz und Holzweichfaser.
Das Gebäude erreicht durch die hochgedämmten Außenhüllflächen und den Einsatz von erneuerbaren Energien mühelos den EH 40 Standard. Das Gebäudeenergiekonzept sieht eine Ausführung als „Low-Tech-Gebäude“ vor. Das heißt, dass Technik nur dort eingesetzt wird, wo es zwingend notwendig oder für den Komfort unausweichlich ist. Die Lüftung erfolgt über ausreichend dimensionierte Öffnungsflügel in jedem Aufenthaltsraum.
Für Sanitärräume und Aufenthaltsräume mit über 5 Personen wird zusätzlich eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung vorgesehen. Die Verlegung erfolgt zum Großteil in den Hohlraum- Brettsperrholzdecken (z.B. Ligno-Trend). Hauptverteilungsleitungen werden als Rechteckrohre offen unter der Decke geführt.
Zu Vermeidung von Überhitzung wird das Gebäude nachts über die bestehende mechanische Lüftung ausgekühlt. Durch konsequente, automatisch gesteuerte Außenverschattung wird das Gebäude vor zu großem solarem Eintrag geschützt, für eine ausreichende Amplitudendämpfung werden massive Schüttungen und ggf. ein Zementestrich eingebracht.
Um die Wartungskosten für die Reinigung der Fassaden zu minimieren, ist jedes zeite Fenster mit einem Öffnungsflügel versehen. So kann auf eine aufwändige Fassadenreinigung durch Fremdfirmen verzichtet werden. Die Verglasung des Innenhofes / des Atriums ist nur zwei Geschosse hoch und kann mit üblichen Reinigungswerkzeugen erfolgen.
Freianlagen:
Östlich des Stadtteiltreffs entsteht der vielseitig nutzbare Außenraum, eingefasst mit einem sanft modellierten und bepflanzten niedrigen Wall. Diese natürliche Trennung vermittelt Geborgenheit und schirmt in Richtung Straße und Parkplätze ab. Im Bereich des niedrigen Walls wird u.a. die erforderliche Ausgleichspflanzung nachgewiesen. Der Außenbereich ist über den Stadtteiltreff selbst und von außen über drei Zugänge erreichbar: aus Richtung Moislinger Mühlenweg, Hasselbreite und vom dem nördlich geplanten Fußweg aus. Für Kinder und Jugendliche bietet das Areal vielfältige Bewegungsmöglichkeiten, darunter einen Rollsport-Loop, einen Skatepool sowie eine multifunktionale Spielfläche. Eine rund abgesenkte Bühne mit Sitzblöcken dient als Treffpunkt und Veranstaltungsort.
In den direkt an das Gebäude angrenzenden Flächen entstehen zusammen mit Terrassen unterschiedliche Bereiche, die entweder der Stadtteilbibliothek oder dem Freizeitzentrum zugeordnet sind, ohne dabei strikt voneinander getrennt zu sein. Als vertikaler Garten ziehen sich die Außenanlagen in Form einer extensiven Fassadenbegrünung an dem Betonerschließungskern entlang einer Kletterwand empor bis über das Dach hin zum Glasdach des Atriums. An der begrünten Fassade werden Nistplätze für Vögel und Insekten aller Art geschaffen.
Regenwassermanagement erfolgt über Versickerungsmulden sowie Anstaumöglichkeiten in Skatepool und Bühnenfläche bei Starkregenereignissen. Insgesamt vier Versickerungsmulden mit einer Gesamtfläche von ca. 100 m2 sorgen für eine gezielte Ableitung des Regenwassers. Diese Flächen verbessern zusätzlich den Hitzeschutz durch Verdunstung, wodurch das Mikroklima an heißen Tagen spürbar angenehmer wird. Bei extremen Regenereignissen können Tiefpunkte mit einer Tiefe von bis zu 1,50 m zusätzlich Wasser aufnehmen, um Überschwemmungen zu vermeiden. Von der insgesamt 1.846 m2 großen Fläche sind 1.061 m2 unversiegelt, was die natürliche Versickerung begünstigt und die ökologische Qualität des Standorts verbessert.
Auch die Materialauswahl trägt zur klimafreundlichen Gestaltung des Außenraums bei. Helle und wasserdurchlässige Beläge werden gezielt an geeigneten Stellen eingesetzt, um die Aufheizung der Flächen zu reduzieren und gleichzeitig die Versickerung von Niederschlagswasser zu unterstützen. Zusätzlich werden 15 neue Bäume gepflanzt, die das Stadtklima positiv beeinflussen und wertvolle Lebensräume für Tiere schaffen. An der nördlichen Seite entstehen zudem 12 Fahrradstellplätze, die direkt an die neuen Fußwege angebunden sind und eine umweltfreundliche Mobilität fördern.“
Beitrag 1003
Verfasser:innen: ArGe PRSch THERRA (Hamburg) und nuko Architektur und Landschaftsarchitektur Part GmbH (Wismar)





Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Ein Haus für Klein bis Groß
Liebe Freundinnen und Freunde, wo immer ihr auch herkommt, wer immer ihr auch seid, willkommen im SML! Wir bauen unser Haus und schreiben unsere Geschichte. Ein Haus als Zuhause, wohlgestaltet für uns als große Gemeinschaft. Dort ist auch ein Patz für dich. Wir haben helfende Hände und offene Arme und planen bald ein Fest mit vielen bunten Geschichten. Und deine Geschichte wird ein Teil davon.
4 Seiten
An zentraler Stelle in Moisling wird das Stadtteilhaus als Stadtbaustein über vier Seiten kommunizieren. Nach Norden und Süden wird durch ruhige Funktionen und eine zurückhaltende Gestaltung die Privatheit der gegenüberliegenden Fassaden und des schnell fließenden Straßenraumes gewahrt. Nach Osten und Westen öffnet sich das Gebäude großzügig zum Stadtteilplatz und zum Stadtteilgarten und schafft fließende Übergänge zwischen Innen und Außen. Besonders zum Stadtteilplatz formuliert das Gebäude ein Stadtportal als einladende Geste.
Verbindung 2er Pole
Der Stadtteilplatz und der Stadtteilgarten bilden zwei zentrale Bezugspunkte, die durch das Stadtteilhaus miteinander verbunden sind. Aktivitäten und Besucher werden in das Gebäude eingeladen und beleben es durch ihre Präsenz und gemeinschaftliche Nutzungen. Gleichzeitig wirkt das Gebäude aktiv in den Stadtraum hinein und bereichert Platz und Garten durch fließende Übergänge zwischen Innen und Außen mit öffentlich zugänglichen Angeboten. So wird ein lebendiges Wechselspiel geschaffen, in dem sich Gebäude, Platz und Garten gegenseitig ergänzen und verstärken.
Städtebauliche Entwicklung
Bis ins 19. Jh. war Moisling ein Dorf am Rand der Moränenlandschaft zwischen Trave und Elbe-Seiten-Kanal mit feuchten Wäldern und landwirtschaftlichen Hügeln. Der Oberbüssauer Weg verband Moisling mit den südwestlichen Nachbarorten. Im 20. Jh. entstanden hier verschiedene Wohnbauten: Einfamilienhäuser, Zeilenbauten und Wohntürme. Mit der Neuen Mitte Moisling wird der Bestand durch neue Gebäudestrukturen ergänzt, die soziale Durchmischung gefördert und das Stadtteilhaus mit „Platz“ und „Garten“ das neue HERZ von Moisling.
Landschaftliche Bezüge
Das neue Stadtteilhaus Moisling liegt zentral zwischen Friedhof und Bahnhof an der Stadtachse sowie an einem Grünzug, der Trave und Elbe-Lübeck-Kanal verbindet. Im Westen wird dieser Grünzug durch die Moislinger Aue mit einem Weg am renaturierten Bachlauf für die Naherholung genutzt. Über bestehende Gehölzstrukturen und den neuen Stadtteilgarten kann die Grünverbindung bis zum Kanal verlängert werden. Neben der Naherholung trägt sie durch Westwinde zur Kühlung des Stadtraums und zur Klimaanpassung bei.
Schleswig-Holsteins östliches Hügelland
Der Osten Schleswig-Holsteins ist von einer hügeligen Moränenlandschaft mit Kuppen und Senken geprägt, die in der Weichsel-Kaltzeit entstand. Westlich des Grundstücks zeigt sich diese in der Moislinger Aue deutlich. Auch historische Karten wie die Vahrendorfsche Karte (1789–1796) belegen diese Topografie. Für den Stadtteilgarten wird dies zum Gestaltungskonzept: Böschungen und Hügel strukturieren den Garten und fassen Orte und Qualitäten.
Rationale Gebäuderiegel
Gen Norden und Süden fungieren die Straßen als Durchgangsräume, weshalb im Gebäude rationale Funktionsriegel in den ersten beiden Geschossen ausgebildet werden. Diese beinhalten kleinteilige Funktionen und fassen Eingänge zum offenen Hauptraum als Atrium. Der Platz und Garten als öffentlicher Raum zieht sich durch das Gebäude und entwickelt sich nach oben. In OG 2 wird ein U ausgebildet, der offene Raum öffnet sich nach Osten zu, Garten. Im Staffelgeschoss wird ein Ring ausgebildet, der introvertiert von oben belichtet wird.
Lernlandschaft mit 3. Orten
Im Hauptraum – dem Foyer und Atrium – verbinden sich die Funktionen des Gebäudes und der Außenräume als horizontale und vertikale Lernlandschaft. Zwei Oberlichter fluten diese Flächen mit Tageslicht. Auf dem Platz, im Innenraum und im Garten werden Dritte Orte angeboten – niedrigschwellige öffentliche Räume zum Verweilen und Treffen / Orte ohne Konsumzwang. Sitztreppen, öffentliche Möbel, Angebote des Freizeitzentrums, Arbeitsräume, Lese-Ecken, Makersspace , Gruppenräume und Aufenthaltsorte sind hier platziert und stehen jedem zur Nutzung offen.
Privatsphäre + Öffentlichkeiten
Von Laut bis Leise und Öffentlich bis Privat gibt es ein klare Gliederung und logische Struktur, sowohl im Gebäude als Ganzes als auch in den einzelnen Nutzungseinheiten. Die nördlichen und südlichen Riegel bilden kleine Räume ab, die vom Hauptraum getrennt ruhige Funktionen aufnehmen. Von unten nach oben wird die öffentliche Haupterschließung kleinteiliger und größere Privatheit ausgebildet.
Nutzung
Das Freizeitzentrum / der Jugendclub öffnet sich über großzügige Haupträume zum Stadtteilgarten. Einige Räume sind im 1. OG angegliedert, um eine höherer Privatheit für Jugendliche zu schaffen, die sich den Blicken von Erwachsenen entziehen wollen. Die Bibliothek fließt als große offene Lernlandschaft vom Stadtteilplatz empor, hat einen Lesegarten mit Blick gen Osten und kleine Räume für ruhigere Nutzungen und Räume kontrollierter Zugänglichkeit. Das Bürgerbüro liegt im 2. OG, dessen Wartebereich sich zum Hauptraum öffnet, während sich die angrenzenden kleinteiligeren Nutzungen in U-Form um das Atrium legen. Das Familienzentrum ist im Staffelgeschoss und bietet somit maximale Abgeschiedenheit, um Besuchende bei ihren Belangen in ruhiger privater Atmosphäre zu unterstützen.
Inklusion + Interaktion
lle Menschen – unabhängig von Alter oder Beeinträchtigung – haben uneingeschränkten Zugang zum Stadtteilhaus und deren Gemeinschaftsräumen und Aktivitäten. Zentral am Hauptraum und Atrium liegt die gemeinsame Erschließung für alle. Dadurch wird soziale Integration gefördert, ein vielfältiges Miteinander ermöglicht und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt.
Einladende Fassade
Eine offene, patchwork-artige Fassade verleiht dem Stadtteilhaus einen unverwechselbaren Charakter und spiegelt die kulturelle Vielfalt der Gemeinschaft und der Aktivitäten des Gebäudes wider. Unterschiedliche Fassadenfelder und kontemporäre Materialien für Leichtbau und PV schaffen
visuelle Dynamik relativ zur gebauten Umgebung sowie Transparenz, die zum Austausch anregt. Gleichzeitig ermöglicht die modulare Gestaltung flexible Nutzungsansätze, die sich den wandelnden Bedürfnissen eines lebendigen Stadtteils anpassen. Eine offene, patchwork-artige Fassade verleiht dem
Stadtteilhaus einen unverwechselbaren Charakter und spiegelt die kulturelle Vielfalt der Gemeinschaft und der Aktivitäten des Gebäudes wider. Unterschiedliche Fassadenfelder und kontemporäre Materialien für Leichtbau und PV schaffen visuelle Dynamik relativ zur gebauten Umgebung sowie Transparenz, die zum Austausch anregt. Gleichzeitig ermöglicht die modulare Gestaltung flexible Nutzungsansätze, die sich den wandelnden Bedürfnissen eines lebendigen Stadtteils anpassen.
Regenwasser
Regenwasser als Ressource wird zurückgehalten und für Pflanzenbewässerung genutzt. Die Entwässerung von Dach und befestigten Flächen wird in eine unterirdische Zisterne im Garten geleitet. Erst gefüllt, wird Regenwasser gedrosselt in das öffentliche Kanalnetz gegeben. Biodiversitätsdächer speichern Niederschlag und verringern die Abflussgeschwindigkeit. Für Starkregen bietet die abgesenkte Sportfläche im Garten einen Tiefpunkt zur Stauung und zeitverzögertes Versickern
über Rinnen in die Zisterne bzw. über die Mulden in den Untergrund.
Biodiverses Animal Aided Design
Der Stadtteilgarten wird grüner baumreicher Lebensraum für Mensch und Tier. Bäume in Hoch- und Mehrstammform strukturieren den Raum und spenden Schatten für Lesegarten, Sitzstufen und Parkouranlage. Bestehende Kiefern, Ahorn und Mehlbeeren werden durch hitzeresistente Baumhasel, Rotesche und Vogelkirschen ergänzt. Es gibt artenreiche Schattenwiesen unter Bäumen und blühende Mischungen für sonnige Hänge als Nahrungsquellen und Lebensraum für Schmetterlinge, Bienen,
Spatzen und Igel. Totholz und Steinhaufen bieten Unterschlupf für Insekten und Eidechsen. Biodiversitätsdächer mit Sandlinsen und Wasserflächen unterstützen Wildbienen und Vögel, während Pflanzen Nist- und Rückzugsorte für unsere Zielarten bieten.
Sonne, Erde, Wind
Ein Gebäude aus Holz und Lehm vereint nachhaltige Materialien mit klugen, passiven Strategien. Die natürlichen Baustoffe regulieren Temperatur und Feuchtigkeit, während eine gezielte natürliche Ventilation für kontinuierlichen Luftaustausch sorgt. Solare Gewinne und bewusste Verschattung ermöglichen, dass Sonnenenergie im Winter genutzt und im Sommer unerwünschte Wärmeeinstrahlung minimiert wird. Durch Nachtauskühlung und Speichermassen, die Wärme und Feuchtigkeit aufnehmen, entsteht ein ausgeglichenes, energieeffizientes Raumklima.
Green low tech
Der Rohbau ist robust und langlebig konstruiert. Die Raster von Rohbau und Fassade
sind für viele verschiedene Nutzungen flexibel einsetzbar. Der Rohbau kann die jetzt
geplant Nutzung, aber auch Büros, Akademien, oder Hotels aufnehmen. So kann die
Langlebigkeit des Gebäudes über viele Innenausbauzyklen hinweg ein Beitrag zum
nachhaltigen Umgang mit unserer gebauten Umwelt sein.
C2C statt CO2
Ein Gebäude nach Cradle-to-Cradle-Prinzip (C2C) meidet emissionsintensive Bauweisen, indem es geschlossene Materialkreisläufe nutzt. So wird der CO₂-Ausstoß schon in der Bauphase und während der Nutzung minimiert. Statt Ressourcen zu verschwenden und Schadstoffe freizusetzen, fördert der C2C-Ansatz ökologisches Regenerieren und nachhaltige, resiliente urbane Lebensräume.
Beitrag 1004
Verfasser:innen: AX5 architekten I landschaftsarchitekten PartGmbB (Kiel)






Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Städtebau
Aus einem städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb wurde die Schaffung der „Neuen Mitte“, eines neuen Stadtteilzentrums in Lübeck-Moisling, entwickelt und damit eine umfassende städtebauliche Neuordnung umgesetzt. Die städtebauliche Rahmenplanung sieht eine etwa 289 Meter lange und 53 Meter breite, parallel zum Oberbüssauer Weg befindliche städtebauliche Skulptur in Form eines Bandes vor, dessen einzelnen Teile drei bis vier Stockwerke aufweisen und eine Gesamtgebäude- höhe von etwa zwölf bis 15 Meter über Terrain haben.
Das für das neue Stadtteilhaus vorgesehene und im Herzen des Moislinger Bandes gelegene Grundstück befindet sich zwischen einer nördlich gelegenen Ladenpassage mit einem Lebensmittelmarkt als Nahversorger und einem südlich, jenseits des hier in den Oberbüssauer Weg einmündenden Moislinger Mühlenweg, geplanten Seniorenzentrums. Aus dem Volumen des Bandes herausgeschnitten liegt vor dem Stadtteilhaus ein neu zu schaffender öffentlicher Stadtteilplatz. In Richtung Osten liegt eine dem Stadtteilhaus zugeordnete Freifläche.
Im Stadtteilhaus werden bisher dezentral in Moisling befindliche öffentliche beziehungsweise städtische Nutzungen zusammengefasst: die Stadtteilbibliothek, ein Freizeitzentrum/ Jugendtreff, die Familienhilfe samt Beratungsbüro sowie das Bürgerservicebüro.
Als Teil der Verwaltung verweist das Moislinger Stadtteilhaus auf das Lübecker Rathaus, das als Sitz der Verwaltung und Tagungsort der Bürgerschaft sowie des Senats dient und Sinnbild der Verwaltung und des politischen Wirkens der Hansestadt ist. Der Entwurf des Stadtteilhauses zitiert räumliche Beschaffenheit und Organisation sowie gestalterische Elemente wie die offene Gewölbehalle, die Renaissancetreppe und die Luftfenster in den monumentalen Schildwänden.
Räumliche Organisation
Hinsichtlich der umfangreichen Platzbedarfe der späteren Nutzer und hinsichtlich einer witterungsunabhängigen, ganzjährigen Nutzbarkeit (im Durchschnitt werden acht bis neun Regentage pro Monat verzeichnet) wird statt eines offenen Innenhofes eine in Teilen zum Stadtteilplatz hin offenes, teils großzügig verglastes Foyer vorgeschlagen. Es lädt zu Besuchen im Stadtteilhaus ein und bietet zugleich Witterungsschutz. Die öffenbaren Glaswände der Fassade und die der im Erdgeschoss liegenden Räume des Jugendtreffs können bei größeren Veranstaltungen den Stadtteilplatz in das Gebäude einbeziehen. Die verglasten Wände gestatten Ein- und Durchblicke und verbinden Stadtteilplatz, Foyer, Gemeinschaftsbereich des Jugendtreffs sowie den Garten des Stadtteilhauses.
Durchsicht und Einblicke schaffen Teilhabe an den Aktivitäten der Mitnutzenden und nehmen Hemmschwellen. Durch Vorhänge lässt sich aber bei Bedarf auch Distanz schaffen.
Den Nutzerkreisen wird jeweils eine Ebene zugeordnet, was die jeweilige Organisation, Funktion und Übersichtlichkeit leichter machen, aber auch Abgrenzung und Diskretion schafft.
Die Büroräume gruppieren sich um in der Mitte liegende Kerne, die die dienenden Räume wie Sanitärräume, Technik, Lager und die Erschließung aufnehmen. Querflure und natürliche Belichtung an den Enden der Flure erhöhen die räumliche Qualität der Erschließung. Die Ausbildung der Fassaden als Lochfassade orientiert sich an traditionellen Bauten.
Freiraum
Das Stadtteilhaus orientiert zum öffentlicher Stadtteilplatz im Westen und zur zugeordneten Freifläche im Osten zugleich. In der großzügigen Pflasterfläche des Stadtteilplatzes bleiben die markanten Bestandsbäume erhalten und werden in Pflanzinseln eingebettet. Im Pflaster eingelassen lädt eine analemmatische Sonnenuhr die Passanten ein, mit ihrem eigenen Schatten die Uhrzeit zu bestimmen. Der Eingangsbereich des Stadtteilhauses wird durch die Pflasterfarbe optisch hervorgehoben und verstärkt die einladende Geste. Die östlich ans Stadtteilhaus anschließende Freifläche stellt das Gegenstück zum offenen, multifunktionalen Stadtplatz dar. Durch eine Einfriedung und rahmende Pflanzung mit vier Zugangspunkten wird ein gartenartiger Charakter geschaffen. Im Zentrum der Anlage befinden sich auf einem pflegearmen EPDM-Belag Spielgeräte zum Klettern, Hüpfen und Rutschen sowie ein Kleinspielfeld für verschiedene Ballspiele. Ein fester Bereich für Skateboarder schließt sich mit einer schalenförmigen Vertiefung daran an, die das konkave Gegenstück zum konvexen Kletterhügel darstellt. Den östlichen Abschluss bildet eine Pergola-Konstruktion, die zugleich einen wettergeschützten Platz bietet und optisch den geplanten Trafo abschirmt. Ein erhöhtes Podest dient als mögliche Bühne oder Showfläche und eine geschwungene Bank lädt zum Sonnen, Lesen und Chillen ein. Im Bereich zum Moislinger Mühlenweg werden Fitnessgeräte platziert und Baumpflanzungen vorgesehen. An der Nordseite der Anlage wird eine Baumreihe von Zierkirschen gepflanzt, die zugleich den südlichen Teil einer kleinen Allee zwischen Hasselbreite und Stadteilplatz bildet. Fahrradbügel werden sowohl südlich als auch nördlich des Stadteilhauses angeordnet.
Nachhaltigkeit / Zirkulärer Entwurf
Ein möglichst nachhaltiger Ansatz zur Schaffung eines zukunftsfähigen Gebäudes umfasst heute nicht nur einen Entwurf, der die Anforderungen und Wünsche des Auftraggebers erfüllt, sondern auch die verantwortungsvolle und effiziente Nutzung von Rohstoffen.
Die Kombination aus Skelettbauweise und zirkulärem Bauen bietet hier eine nachhaltige, wirtschaftliche und zukunftssichere Lösung für den Entwurf. Sie trägt dazu bei, Ressourcen zu schonen, Emissionen zu reduzieren und eine umweltfreundlichere Bauweise zu fördern. Diese Bauweise bietet zahlreiche Vorteile:
Flexibilität und Resilienz
Durch die klare Trennung von Tragwerk und Ausbau können Gebäude leichter an neue Nutzungsszenarien angepasst werden.
Ressourcenschonung durch Materialeffizienz
Die Skelettbauweise erlaubt es, das richtige Material an der richtigen Stelle einzusetzen. Hochbelastete Bauteile können aus langlebigen und recycelbaren Materialien wie Stahl gefertigt werden, während leichtere Bauteile aus nachhaltigen, nachwachsenden Werkstoffen bestehen können.
Demontierbarkeit und Wiederverwendbarkeit
Ein zentraler Aspekt ist am Ende des Lebenszyklus den Entwurf möglichst rückstandslos zu demontieren und wiederzuverwenden. Eine reversible Bauweise sowie Verbindungen ermöglichen die Materialien in den Kreislauf zurückzuführen.
Reduktion von Bauabfällen
Durch die gezielte Planung von Bauelementen, die durch lösbare Verbindungen eine einfache Demontage ermöglichen, wird der Anfall von Bauschutt minimiert.
Energieeffizienz und CO2-Reduktion
Materialien wie Holz speichern CO2, während recycelbare Materialien wie Stahl und Aluminium durch ihre Wiederverwendung zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks beitragen. Zudem kann durch die Skelettbauweise eine optimierte Gebäudehülle realisiert werden, die den Energieverbrauch senkt.
Für den Entwurf bedeutet dies konkret den Einsatz natürlicher Baustoffe, der durch die Verwendung von recycelten Verblendsteinen und einer modularen Konstruktion des Innenausbaus realisiert werden soll. Die Skelettbauweise soll die Möglichkeit zur Erweiterung schaffen, wenn diese in Zukunft gebraucht wird. Um dem statischen System sowie dem Brandschutz gerecht zu werden, sind Treppenhauskerne aus Beton geplant. Auch der möglichst reduzierte Baukörper unter dem Gelände ist, um den Regelwerken gerecht zu werden, konventioneller Bauart. So bildet der Entwurf den aktuell möglichen Stand des Nachhaltigen Bauens ab.
Fassadenschnitt
Dach
Solarpaneele auf Extensiv begrüntem Dach, Retentionsschicht, Gefälledämmung, Massivholzdecke (ggf. holzsichtig), feuerhemmend gem. Bemessung
Extensivbegrünung incl. Retention (45 – 80 mm): 150 mm
Naturfasergefälledämmung: 300 mm
Brettsperrholzdecke: 180 mm
Decke
Vollständig reversible, trockene Bauweise, Massivholzdecke (ggf. holzsichtig), feuerhemmende Bemessung
Massivholzdielen: 22 mm
Trockenestrichelemente (Formplatten mit FBH): 45 mm
Trittschalldämmung: 22 mm
Trennlage (Kork): 2 mm
Kalksplittschüttung: 104 mm
Brettsperrholzdecke: 100 mm
Außenwand
Vorgefertigte Holztafelbauweise, integriert in Skelettbau, diffusionsoffene Wandebene, Recycelter Mauerziegel, Installationsebene, raumseitige Lehmbekleidung
Mauerziegel: 115 mm
Luftschicht: 40 mm
Holzfaserdämmplatte: 40 mm
Holzständerwerk / Holzfaserdämmung: 190 mm
Spanplatte aus Fichtenholz: 22 mm
Installationsebene: 65 mm
Lehmbauplatte: 20 mm
Lehmfeinputz: 5 mm
Anstrich mit Lehmfarbe
Sohle
Konventionelle Bauweise, Bodensohle mit Untersohlendämmung, Gründung gem. Anforderungen“
Beitrag 1006
Verfasser:innen: Tang & Buhl Architekten PartGmbB – sophie & hans (Berlin) und Lohrengel Landschaft (Berlin)





Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Ein neuer Treffpunkt für den Stadtteil
Das Stadtteilhaus wird als neuer sozialer Mittelpunkt des Quartiers konzipiert, mit fließenden, einladenden Übergängen zwischen öffentlichen Räumen und den neuen Nutzungen. Das Gebäude wird von einem Sockel umfasst, der als Sitzbank entlang der Fassade des Erdgeschosses dient und einen halböffentlichen Bereich schafft, der für alle zugänglich und nutzbar ist.
Das Gebäude ist von drei Seiten zugänglich: Der zentrale Haupteingang liegt im Westen am Stadtteilplatz und führt über den Innenhof ins Gebäude. Der östliche Ausgang verbindet den Garten und Sportplatz, während der südliche Eingang der Bibliothek primär der Anlieferung und dem Zugang außerhalb der Öffnungszeiten dient. Die beiden Haupteingänge im Osten und Westen des Gebäudes treffen sich im Inneren des Gebäudes über einen überdachten Durchgang, der eine deutliche Achse öffentlicher Räume schafft.
Die Architektur folgt einer klaren, einfachen Kubatur, die als Solitär zwischen den Wohngebäuden steht. Ein geschützter Innenhof erweitert den Quartiersplatz und schafft einen halböffentlichen Übergangsraum zum Gebäude. Er definiert mit dem zentralen Eingangsbereich für Bibliothek, Freizeitzentrum und Bürgeramt die Adresse des Hauses.
Das Erdgeschoss lädt mit einer großzügigen Eingangslobby und direktem Durchgang zum Freibereich im Osten ein. Von hier gelangt man direkt in die Bibliothek und das Jugendzentrum, deren interne Erschließung spiegelbildlich gestaltet ist und so eine übersichtliche Erschließungsstruktur entlang des Eingangshofs bzw. des Stadtplatzes aufspannt. Der zentrale Erschließungsraum wiederholt sich im zweiten Obergeschoss zwischen Aufzug und Eingangshof, so dass die Orientierung im Gebäude auch in der Büroetage zwischen Bürger- und Jugendamt einfach und selbstverständlich ist. Ein durchgehender Erschließungs- und Sanitärkern mit zentralem Flur bündeln die Gebäudetechnikintensiven Bereiche und strukturieren die Grundrisse, dabei sind Technik- und Hausanschlussräume zweckmäßig darunter im Keller untergebracht.
Ein Treffpunkt für den Geist
Die neue Bibliothek bietet nicht nur Bücher, sondern wird ein Ort zum Lernen, sich Treffen, Ausprobieren und gemeinsam Arbeiten. Im Eingangsbereich sind Verwaltung, Rückgabeautomaten und PC-Arbeitsplätze zusammengefasst, der zentraler Luftraum schafft eine helle offene Atmosphäre, verbindet die beiden Bibliotheksgeschosse und erleichtert die Orientierung. Der Medienbestand der Bibliothek wird auf fünf Bereiche mit spezifischen Qualitäten und Außenraumbezügen aufgeteilt: Im Eingangsbereich entsteht ein zentraler Luftraum mit Bezug zum Stadtteilplatz, weiter hinten im Erdgeschoss ein ruhiger Bereich am Garten, wo im Veranstaltungsraum Lesungen stattfinden. Im Obergeschoss entsteht am Luftraum ein zentraler Bereich mit großen Südfenstern. An der Ostfassade entsteht eine jeweils eigene Atmosphäre, einerseits durch den Blick über den Garten und andererseits durch die Blickbeziehung zum Sportraum im Jugendzentrum.
Vielfältige Arbeitsplatz- und Aufenthaltssituationen mit unterschiedlichen Stimmung und Außenraumbezügen laden ein, in der Bibliothek zu verweilen, zu lesen und auch diese auch gemeinschaftlich zu nutzen. Durch eingestellte Raumelemente entstehen abgetrennte Bereiche, so dass sich auch verschiedene Nutzergruppen gleichzeitig aufhalten können, ohne sich gegenseitig durch Gespräche zu stören.
Zusätzlich stehen noch attraktive Schulungs- und Gruppenräume mit viel Tageslicht und einer guten Aussicht im Obergeschoss zur Verfügung. Der Medienraum und Makerspace ist so an der Schnittstelle zum Jugendzentrum angeordnet, dass dieser von beiden Seiten aus direkt von den jeweiligen Einheiten zugänglich ist. Der Bibliotheksbereich, definiert durch das Mediensicherungssystem überlappt hier einfach mit dem Jugendzentrum, so dass eine Nutzung von beiden Seiten aus jederzeit möglich ist. Die Barrierefreiheit wird letztlich durch den zentralen Aufzug gewährleistet. Da hier der Bibliotheksbereich verlassen werden muss, sind an den beiden Ausgängen zum Treppenhaus zwei zusätzliche Selbstverbuchungsstationen erforderlich.
Ein Treffpunkt für die Kinder und Jugendlichen
Der Mehrzweckraum bildet das Herzstück des Jugendzentrums. Durch seine Lage an zwei Fassaden und dem Innenhof ermöglicht er gleichzeitige bzw. parallele Nutzungen unterschiedlicher Cliquen und kann auch direkt nach außen geöffnet werden. Der Sportraum orientiert sich zur Freifläche im Osten und kann mit dem Mehrzweck- und Selbstverwalteten Raum verbunden werden so dass fast die Gesamte Erdgeschossfläche für besondere Anlässe vom Stadtteilplatz bis in den Garten geöffnet werden kann. Über die offene Treppe gelangt man auf eine großzügige und lichtdurchflutete Diele von der aus die Gruppen- und Kreativräume erschlossen werden. Hier ist auch die Verbindung zur Bibliothek und zum Aufzug, über den wie auch bei der Bibliothek die Barrierefreiheit gewährleistet wird. Ein kurzer Stichflur führt zu den Büros und weiteren Nebenräumen für die Mitarbeiter des Freizeitzentrums. Die Jugend-Toiletten liegen an der Rückseite des Sanitärkerns, so dass Schächte und Leitungen gebündelt geführt werden können.
Eine große Terrasse verbindet das Jugendzentrum und die Bibliothek mit dem Außenbereich, die für Veranstaltungen genutzt werden kann und zum Lesen oder Tischtennis spielen einlädt. Die zur Terrasse abgesenkte Wiese schafft eine natürliche Bühnensituation für kleine Aufführungen wie die erwähnten Talentshow oder Open-Air Kino. Ein Rahmen aus Klimabäumen ergänzt den Baumbestand und trennt im Norden und Osten den Freiraum von Parkplatz und Trafostation.
Ein geschwungener und hügeliger BMX-Pfad zwischen den Bäumen aktiviert diesen Bereich. Durch die Spiel- und Liegewiese im Inneren entsteht hier ein geschützter ruhiger Ort zum Chillen und Ausruhen, aber auch ein potenzieller Zuschauerraum für Darbietungen auf der „Terrassenbühne“. Der Ballspielbereich ist nach Nordosten orientiert, um Lärmimmissionen zu minimieren. Hier verorten wir auch eine Pavillon- und Pergolastruktur als Lagerraum für Außenspielzeug, Abfall und als wettergeschützten Freibereich mit Blick auf die Calisthenicsfläche. Entlang des Moislinger Mühlenwegs entsteht eine verbreiterte Gehwegzone mit Flächen für Skater und Rollerfahrer.
Räume für eine moderne Verwaltung
Die Infothek befindet sich im Eingangsbereich des Erdgeschosses. Ein Aufzug führt ins zweite Obergeschoss, wo eine große Lobby mit Innenhofblick Orientierung bietet. Hier liegen die beiden Eingangstüren zu den Ämtern gegenüber. Die Bürostruktur ist möglichst regulär und repetitiv angelegt, um den Ausbau und spätere Nutzungsänderungen zu erleichtern. Die beiden Ämter können über eine interne Tür bei Bedarf verbunden werden, um zusätzliche Synergieeffekte zu generieren. Das Bürgeramt betritt man direkt in den Wartebereich mit einer Nische für ein Fototerminal. Der Frontdesk Bereich umfasst sieben Arbeitsplätze in einer hellen, freundlichen Atmosphäre. Das Backoffice bietet die geforderten Büroflächen. Ein großer Besprechungs- und Pausenraum mit Dachverglasung ergänzt das Raumangebot. Analog zum Bürgeramt angeordnet, gewährleistet die Bürostruktur im Jugendamt eine klare Orientierung. Zwei Wartebereiche – einer im Eingangsbereich und einer weiter innen – können flexibel genutzt werden. Neben Einzel- und Doppelbüros gibt es zwei Besprechungsräume, einen zentral am Eingang, einen weiteren kleineren im hinteren Bereich.
Ein modernes Gebäude
Die einfache Kubatur kann mit einer einfachen Tragstruktur realisiert werden. Sie folgt dem Prinzip eines Holzskelettbaus, die an einen aussteifenden Sanitär- und Erschließungskern aus Stahlbeton angehängt wird. So wird die thermische Masse im Gebäude erhöht und die Effektivität der Nachtkühlung verbessert. Die relativ kleine Gebäudehüllfläche trägt zu einer wirtschaftlichen Realisierung bei. Dabei ist die Skelettkonstruktion auch in der Fassade ablesbar, wodurch für die Positionierung der Fenster in den Konstruktionsfeldern Flexibilität für die weitere Entwicklung des Projekts entsteht.
Durch den zentralen und beidseitig erreichbaren Treppenkern hat das Gebäude kurze, übersichtliche Rettungswege. Im Erdgeschoss wird der zentrale Erschließungsflur im östlichen Bereich als notwendiger Flur ausgebildet, so dass die Infothek ohne Anforderungen an den Brandschutz im zentralen Eingangsbereich platziert werden kann. Bibliothek und Jugendzentrum können zur Reduzierung der Brandschutzanforderungen in Teil-Nutzungseinheiten unter 400 m² unterteilt werden.
Das Gebäude setzt auf eine robuste, etablierte Haustechnik. Alle Räume an der Fassade verfügen über öffenbare Fenster, wodurch auch eine einfache Reinigung von innen möglich ist. Fassadenintegrierte Vertikalmarkisen vor den Fenstern sorgen für effektiven Sonnenschutz. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versorgt die innenliegenden Räume am Kern. Im Sommer erfolgt die Kühlung über teilmechanische Nachtlüftung. Die einfache Gebäudekubatur erlaubt eine große PV-Anlage auf dem Gründach, so dass ein Großteil der für das Gebäude benötigten Energie selbst erzeugt werden kann.
Das Regenwasser wird vollständig auf dem Grundstück versickert und dient zur Versorgung der Pflanzen. Das Gründach wird als Retentionsfläche genutzt und verbessert das Kleinklima durch Verdunstung. Die Pflanzfläche mit Baum im Innenhof wird mit Regenwasser versorgt, überschüssiges Wasser wird über Drainagen zu den gepflanzten Bäumen geleitet. Bei Starkregenereignissen kann die abgesenkte Wiese geflutet werden, wodurch das System Überlastungen ausgleicht.“
Beitrag 1008
Verfasser:innen: Arge as-if Grundei Kaindl PartGmbB + raumzeit GmbH Architekten (Berlin) und k1Landschaftsarchitekten Kuhn Klapka GmbH (Berlin)




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Leitidee
Das neue Stadtteilhaus schafft mit einladender Geste einen starken Identifikations- und Treffpunkt für den Lübecker Stadtteil Moisling. Der kompakte Baukörper setzt mit seiner ortstypischen Backsteinfassade aus wiederverwendeten Abbruchziegeln einen kraftvollen Akzent am Stadtteilplatz, gleichzeitig wirkt er durch die großen Fassadenöffnungen transparent und vermittelt den Bürgerinnen und Bürgern unterschiedlicher Altersgruppen das Bild eines niedrigschwellig zugänglichen Ortes mit
vielfältigen städtischen Nutzungsangeboten.
Städtebauliche Einbindung
Der dreigeschossige Baukörper ist gegenüber der Straßenflucht des Oberbüssauer Wegs
zurückgesetzt und bildet als Solitär die südöstliche Kante des neuen Stadtteilplatzes. Zu diesem Platz hin öffnet sich das Gebäude über eine verglaste Erdgeschosszone, die über eine gut wahrnehmbare Treppe nach oben leitet zur „Stadtloggia“ im ersten Obergeschoss, wo sich weitere öffentliche Funktionen finden. Der Stadtraum verzahnt sich durch dieses architektonische Element mit dem Gebäudeinneren. In ähnlicher Weise findet an der Fassade zur südwestlich gelegenen Hasselbreite eine Verknüpfung von innen und außen statt: die Bewegungszone der vorgelagerten Freifläche von Bibliothek und Freizeitzentrum mündet hier in der „Gartenloggia“, einem großzügigen überdachten Freiraum mit breiter Sitztreppe. Da die beiden „Loggien“ zudem über Einschnitte im Dach (Atrium, Patio) von oben belichtet werden, wirkt der Baukörper insgesamt transparent und es entsteht der Eindruck, der öffentliche Raum würde durch ihn hindurchfließen.
Das Haus zeigt sich zum Platz mit starker Präsenz, klarer Zonierung und sehr gut erkennbarem, niedrigschwelligem Zugang. Ein „Atrium“ leitet ins Gebäude. An der großzügigen Freitreppe im Atrium sind die öffentlichen Räume des Gebäudes in einer Aufwärtsbewegung angelagert, das Haus als Weg und Platz. Das Gebäude wird mit seinen Funktionen damit auch sehr gut von außen erkennbar und lesbar, die Gestaltung ist transparent und niedrigschwellig. In der Fassade werden Ziegel aus dem Abbruch der bestehenden Häuser im Quartier weiterverwendet.
Schema Einschnitte – Lageplan
1 „Platz“ – „Stadtteilhaus“ – „Garten“ – Das Grundstück wird von West nach Ost klar zoniert
2 Verzahnung von Außen- und Innenraum durch mehrgeschossige Einschnitte im Gebäude:
„Stadtloggia“ und Gartenloggia“
3a Die „Stadtloggia“ orientiert sich zum Platz: Als große Eingangshalle nimmt sie die Haupttreppenanlage in die oberen Nutzungsebenen auf.
3b. Die „Gartenloggia“ leitet mit breiter Sitztreppe und vorgelagerter Bühne / „Showfläche“ über zum Aktivitätsband im Freizeitgarten.
Schema Einschnitte – Isometrie
Die beiden Einschnitte „Stadtloggia“ und „Gartenloggia“ bilden jeweils dreidimensionale komplexe Lufträume im Gebäude aus, über die sich starke räumliche Bezüge im Gebäudeinneren und zwischen
Gebäude und Außenräumen entwickeln:
- die „Stadtloggia“ umfasst die Eingangshalle mit der Treppenanlage in die oberen Ebenen und das als
Atrium ausgebildete Foyer der Amtsräume im zweiten Obergeschoss - die „Gartenloggia“ mit breiter Sitztreppe steht mit der als zentrale Achse ausgebildeten Estrade des
Freizeitzentrums ebenso in Verbindung wie mit dem in das 2. Obergeschoss eingeschnittenen Patio.
Raumprogramm, Funktionen
Die Funktionsgliederung folgt dem Prinzip der Schichtung: Im Erdgeschoss sind Bibliothek und Infobereich des Bürgerservice angeordnet. Diese Nutzungsbereiche haben die größte Öffentlichkeitswirksamkeit und die längsten Öffnungszeiten. Sie wirken als die vornehmlichen
Frequenzbringer für die Belebung des Stadtteilplatzes. Der Zugang erfolgt über die große Eingangshalle. Die Infotheke mit Wartebereich besetzt die südwestliche Gebäudeecke mit direkter Sichtverbindung zu Aufzug und Treppe, die in den Servicebereich im 2. OG führen. Die Bibliothek bildet das Herz des Erdgeschosses mit Sichtkontakt zur Eingangshalle, Lesebereichen an der Südfassade am Moislinger Mühlenweg und an der Südostfassade mit Zugang zum Lesegarten. Die konsequent auf einer Ebene organisierte Bibliothek bietet erhebliche Vorteile im funktionalen Ablauf und eine optimale Interaktion sowohl unter den Besucher:innen als auch zum Stadtraum hin. Mit einer lichten Raumhöhe von 3,40 m sind die Bibliotheksräume angemessen ausgestattet. Im EG finden sich außerdem die Sanitärbereiche und andere Nebenräume sowie der Zugang zum Technikbereich im Untergeschoss.
Das 1. Obergeschoss ist dem Freizeitzentrum gewidmet. Nach außen präsentiert es sich als Plattform für öffentliche oder halböffentliche Aktivitäten. Über die große Treppe in der Eingangshalle erreicht man die „Stadtloggia“, an die der Veranstaltungsraum und der Raum für die selbstverwaltete Nutzung zngegliedert sind – Bereiche an der Schnittstelle zwischen Bibliothek und Freizeitzentrum, die auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich sind. Im Bereich „Jugendarbeit / Freizeitzentrum“ angekommen wird der Plattformgedanke sofort spürbar: in Nord-Süd-Richtung gliedert die „Estrade“
den Grundriss – ein nutzungsoffenes Band, dem sich die großflächigen Raumbereiche Mehrzweck- und Sportraum über mobile Trennwände zuschalten lassen – alle mit einer lichten Raumhöhe von 4,00 m. Am Nord- und Südende finden sich Nischen für den Makerspace und den Gruppenraum, die ebenfalls mit der Estrade interagieren können. Das Büro der Leitung sowie der Besprechungsraum an der Südfassade
stehen in engem (Blick)kontakt zur Estrade. Für die Funktionalität und Atmosphäre der Freizeit-Plattform ist ein weiteres Element essentiell: Die „Gartenloggia“, die als Pendant zur Eingangshalle wirkt und Licht und Luft in den tiefen Grundriss bringt. Hier bietet die große Sitztreppe einen
überdachten Aufenthaltsbereich im Freien und den direkten Zugang zu den Freianlagen mit Sport- und Spielgeräten. Optional kann die Gartenloggia als Wintergarten ausgebildet werden mit öffenbaren Fassadenelementen z.B. aus Polycarbonat.
Pendant zur Eingangshalle wirkt und Licht und Luft in den tiefen Grundriss bringt. Hier bietet die große Sitztreppe einen überdachten Aufenthaltsbereich im Freien und den direkten Zugang zu den Freianlagen mit Sport- und Spielgeräten. Optional kann die Gartenloggia als Wintergarten ausgebildet werden mit öffenbaren Fassadenelementen z.B. aus Polycarbonat.
Schema Erschließung – Isometrie
Bibliothek und Freizeitzentrum sind intensiv sowohl mit dem Platz als auch mit dem Garten verbunden. Dabei schließt die Bibliothek an mehreren Stellen ebenerdig an die Außenräume an, während das Freizeitzentrum über die breiten Treppen in den eingeschnittenen Loggien angebunden wird. Hier entsteht der Eindruck, dass der öffentliche Raum über die Ebene des ersten Obergeschosses durch das Stadtteilhaus hindurchfließt. Auch im Gebäudeinneren stellen die Treppenanlagen enge Bezüge
zwischen Bibliothek und Freizeitzentrum her und begünstigen einen offenen gemeinsamen Betrieb.
Räumliche und architektonische Qualitäten
Der architektonische Ausdruck des neuen Stadtteilhauses vermittelt einerseits das Bild eines soliden Stadtbausteins, der als Nukleus der Stadtentwicklungsmaßnahme um den neuen Stadtteilplatz eine starke Präsenz entfaltet. Andererseits erlaubt die durch die Glasfassade offen wirkende Eingangshalle den Blick in die Tiefe des Gebäudes, wo die nach oben führende Treppenanlage gut sichtbar wird und der Öffentlichkeitscharakter der oberen Ebenen klar ablesbar ist. Eine architektonisch spannungsvolle Wirkung entsteht durch das Wechselspiel von massiven körperhaften Elementen und Transparenz erzeugenden Einschnitten und Lufträumen. Die seitlichen Einschnitte von „Stadt-“ und „Gartenloggia“
korrespondieren miteinander und binden insbesondere das Freizeitzentrum im 1. Obergeschoss über die Treppenanlagen in den öffentlichen Raum ein, das Gebäude erscheint zugänglich. Gleichzeitig entstehen Blickbezüge zwischen innen und außen, die Veranstaltungen im Gebäude entwickeln Strahlkraft bis in den Stadtteil hinein. Einschnitte im Dach bringen Tageslicht in den tiefen Grundriss und verleihen dem
eigentlich massiven Baukörper Leichtigkeit und Transparenz.
Konstruktion und Materialität
Das neue Stadtteilhaus verschreibt sich in Konstruktion und Materialität dem Prinzip einer nachhaltigen und zirkulären Bauweise, aber auch architektonischen Qualitäten wie der Kontextualisierung und Haptik von Materialien. Das Gebäude wird als Holzskelettkonstruktion mit massiven Stützen aus Baubuche und Holzkasten-Fertigelement-Decken mit unterseitig integrierten Akustikelementen errichtet. Das als intensiv begrünte Retentionsfläche ausgebildete Flachdach wird mit nach Süden ausgerichteten PV-Elementen bestückt. Die Innenwände sind nicht tragend und werden im Ausbau hergestellt, eine spätere Umnutzung ist so gut möglich. Die Außenwände sind als gedämmte Holzrahmenkonstruktion
mit einer Fassade aus vorgeblendeten Recycling-Ziegeln (Abrissmaterial von bestehenden Wohngebäuden) geplant, die im Verband angeordnet werden, teilweise auf Lücke gesetzt,
um dahinter liegende Nebenräume zu belichten. Verglaste Flächen werden als Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgebildet mit 3-Scheiben-Isolierverglasung, außer im Bereich der Eingangshalle, die als thermischer Puffer wirkt, wodurch hier die Anforderungen an die Verglasung reduziert werden können.
Nachhaltigkeit und Zirkularität
Der Neubau des Stadtteilhauses wird entsprechend der drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales geplant. Die Wirtschaftlichkeit des Bauvorhabens sowohl im Bauprozess als auch im Betrieb ist bereits durch die kompakte Bauweise und die hohe Flächeneffizienz gegeben. Die
gewählte Konstruktionsart als Skelettbau ermöglicht zudem die zügige Errichtung. Weiterhin trägt der minimale Einsatz von Gebäudetechnik, die Ausbildung der Eingangshalle als Pufferzone sowie die Anwendung erneuerbarer Energien zu niedrigen Betriebskosten bei. Langfristig verbessert auch die Planung der Gebäudestruktur als Skelettbau die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes im Sinne möglicher
zukünftiger Umnutzungen. Die soziale Nachhaltigkeit ist im Raumprogramm angelegt. Das Stadtteilhaus wird entscheidend zu Austausch und Kommunikation zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie zur Förderung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen jeden Alters beitragen. Erhöht wird die soziale Nachhaltigkeit durch das architektonische Angebot von informellen Begegnungs- und Aufenthaltsorten verschiedener Qualitäten im ganzen Gebäude sowie im Freiraum.
Schema Brandschutz
Das Stadtteilhaus wird in die Gebäudeklasse 4 eingeordnet. Von jeder Nutzungseinheit sind zwei bauliche Rettungswege direkt erreichbar. Wände zwischen den Nutzungseinheiten (kleiner 400 m2) werden in F30-Qualität ausgeführt, Wände zu notwendigen Treppenräumen in F30- bzw. F60-Qualität. Die Geschossdecken werden in F60-Qualität hochfeuerhemmend ausgebildet.
Flachdach
Photovoltaik-Elemente
Intensive Dachbegrünung
Retentionsdach Drainsystem
Schutz- und Filtervlies
Dachabdichtung 2-lagig
Gefälledämmung
Dampfsperre
Holzkasten-Fertigelement-Decken
F60 mit integr. Deckenakustikelementen: Holzschlitzplatten mit Mineralwollauflage
Aufbau-Langfeldleuchten LED
Fassade
Fassadenelemente hochwärmegedämmt
Außenschale Klinker recyclet
Luftschicht
Holzständer mit Wärmedämmung
Holzweichfaserplatten
Installationsebene
OSB Platte, Stöße luftdicht verklebt
Dreischichtplatte
Holzstützen Holzstützen
Fenster
Holz-Fenster, farbig beschichtet
3-fach Isolierverglasung
Blendschutzrollo innen
Außenliegender Sonnenschutz als Senkrechtmarkise
Boden Geschossdecken
Bodenbelag Klinker recyclet
Trockenestrich
Fußbodenheizung auf Systemplatte / TSD
Installationsebene
Holzkasten-Fertigelement-Decken F60 mit integrierten Deckenakustikelementen als Holzschlitzplatten mit Mineralwollauflage
Aufbau-Langfeldleuchten LED
Bodenbaufbau EG
Bodenbelag Klinker recyclet
Trockenestrich
Fußbodenheizung auf Systemplatte / TSD
Installationsebene
Stahlbetonbodenplatte
R-Beton
Perimeterdämmung
Sauberkeitsschicht
Beitrag 1009
Verfasser:innen: & Schnell GmbH (Hamburg) und Gonzalez Hinz Zabala architects SLP (Barcelona)






Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Entwurfskonzept
Das neue Stadtteilhaus Moisling wird als zentrales Vorreiterprojekt im entstehenden Quartier „Neue Mitte Moisling“ positioniert. Es bildet das Herz des Stadtteilzentrums und liegt zwischen dem nördlich angrenzenden Wohn- und Geschäftshaus, der südlich gelegenen Senioreneinrichtung, dem westlichen Wohnhochhaus am Sterntalerweg und dem neu entstehenden Stadtteilplatz. Das Gebäude vereint verschiedene öffentliche Funktionen wie die Stadtteilbibliothek, das Freizeitzentrum, die Familienhilfe und das Bürgerservicebüro. Trotz der unterschiedlichen Nutzungen fördert die räumliche Nähe gezielte Überschneidungen und den Austausch zwischen den Nutzergruppen, während die einzelnen Bereiche gleichzeitig unabhängig voneinander funktionieren. Als öffentlich genutzter Raum wird das Stadtteilhaus eine zentrale Begegnungsstätte für soziale Interaktion und demokratische Teilhabe. Es dient als Ort des kulturellen Austauschs, stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und wird als offenes, einladendes Gebäude wahrgenommen. Die Architektur unterstreicht diese Idee durch Transparenz und eine prägnante städtebauliche Präsenz.
Städtebauliche Integration und Gestaltung
Zusammen mit dem Stadtteilplatz und den angrenzenden Außenanlagen entsteht ein harmonisches Ensemble, das die „Neue Mitte Moisling“ definiert. Fließende Übergänge und eine durchdachte Gestaltung verbinden die einzelnen Elemente zu einem stimmigen Gesamtbild, das sich in die Umgebung einfügt und zugleich eine klare städtebauliche Präsenz zeigt. Die zentrale Passage im Erdgeschoss bildet die Verbindung zwischen dem öffentlichen Stadtteilplatz im Westen und dem halböffentlichen Freizeitgarten im Osten. Gleichzeitig sorgt sie für eine klare Gliederung der Funktionen und macht die Stadtteilbibliothek und das Freizeitzentrum eigenständig erlebbar, beide mit separaten Eingängen im Erdgeschoss. Ein gestalterisches Leitmotiv sind die „runden Inseln“, die an verschiedenen Orten in unterschiedlicher Ausführung und Nutzung auftreten. Sie verbinden die drei Bereiche – Stadtteilplatz, Stadtteilhaus und Freizeitgarten – und verleihen ihnen eine gemeinsame Identität.
Architektonisches Konzept und Eingangssituation
Der Neubau basiert auf einer rechteckigen Grundfläche mit einer klar strukturierten, orthogonalen Rasterung. Die Skelettbauweise ermöglicht eine flexible Raumaufteilung sowie einfache Anpassungen an zukünftige Nutzungsanforderungen. Das Stadtteilhaus wird als Solitärbau auf dem Stadtteilplatz positioniert und bildet eine prägende Adresse im Quartier. Die Eingangsfassade betont die Adressbildung und schafft eine klare Verbindung zwischen dem öffentlichen Raum und dem Gebäudeinneren. Eine einladende Geste empfängt die Besucher und führt sie in das großzügige Eingangsfoyer, über das alle Bereiche zugänglich sind. Ein zentraler Innenhof wird als halböffentlicher Freiraum gestaltet und übernimmt neben der Erschließung auch temporäre Nutzungen wie Lesungen oder Ausstellungen. Transparente Gestaltungselemente im Erdgeschoss verstärken die Verbindung zwischen Atrium und angrenzendem Freiraum, wodurch sich die gestalterische Tiefe erhöht und der Innenhof als erweiterter öffentlicher Raum wahrgenommen wird.
Räumliche Organisation
Alle Funktionsbereiche sind um einen gemeinsamen Innenhof angeordnet und werden über die zentrale Passage sowie das mittig platzierte Foyer und Treppenhaus erschlossen. Die Stadtteilbibliothek wird als offener „dritter Ort“ mit barrierefreien Zugängen, einer klaren Medienstruktur und getrennten Bereichen für Erwachsene und Kinder gestaltet. Sie bietet flexible Arbeits- und Veranstaltungsflächen sowie digitale Angebote und IT-Arbeitsplätze. Ein sicheres Zugangssystem ermöglicht die Nutzung außerhalb der Öffnungszeiten. Das Freizeitzentrum bietet vielseitig nutzbare Räume für offene und betreute Angebote, mit einem eigenen Eingang, separaten Sanitäranlagen und direkter Verbindung zur Außenfläche. Es minimiert Lärmstörungen und bietet einen selbstverwalteten Raum für Jugendliche. Das Bürgerservicebüro verfügt über einen Infotresen im geschützten Foyer im Erdgeschoss. Das zugehörige Großraumbüro mit sieben Arbeitsplätzen sowie das Back-Office befinden sich im 2. Obergeschoss. Die Familienhilfe/Beratungsstelle verfügt über einen abgetrennten Bereich mit Einzelbüros und Besprechungsräumen, wobei die Raumgestaltung Vertraulichkeit und eine ruhige Atmosphäre für Gespräche gewährleistet.
Konstruktion und Materialität
Das Stadtteilhaus folgt einem klaren, orthogonalen Raster mit einem Achsmaß von 1,35 m. Diese Struktur ermöglicht eine wirtschaftliche Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad sowie eine flexible Anpassung an künftige Nutzungen, was die Flexibilität in der Nutzung und Umnutzung fördert. Die Tragstruktur besteht aus Holzstützen, die in die Außenwände in Holzrahmenbauweise integriert sind, sowie aus orthogonal angeordneten Unterzügen und Decken aus Brettsperrholz. Diese nachhaltige Bauweise fördert die Dauerhaftigkeit und Robustheit der Konstruktion und verleiht den offenen Bereichen eine warme, natürliche Atmosphäre. Zudem werden Materialien verwendet, die aufgrund ihrer natürlichen Herkunft und der Möglichkeit der Recyclingfähigkeit am Ende ihres Lebenszyklus leicht wiederverwertet werden können. Die Fassadengestaltung reflektiert die innere Struktur des Gebäudes: Eine hinterlüftete Holzfassade kombiniert mit außenliegenden textilen Markisen bietet nicht nur Sonnenschutz, sondern setzt auch gezielte Farbakzente. Die Verwendung von Holz als Baustoff stellt sicher, dass Baustoffe, die einfach recycelbar oder problemlos zu entsorgen sind und keine Gesundheitsgefährdungen verursachen, zum Einsatz kommen. Die Holzfassade trägt zur Schaffung einer natürlichen, gesundheitsfördernden Umgebung bei. Großzügige Fensteröffnungen lassen viel Tageslicht einfallen und bieten den Nutzern ein angenehmes Raumklima. Die Leitidee eines offenen Hauses wird durch die Architektur unterstützt, die das Tageslicht optimal in die Innenräume lenkt. Das Dach wird als begrüntes Flachdach ausgeführt, was zur ökologischen Qualität des Gebäudes beiträgt und den Einsatz von Recyclingbaustoffen und Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen fördert. Diese Dachgestaltung verbessert zudem die Energieeffizienz des Gebäudes und trägt zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei.
Außenanlagen
Innerhalb der geschwungenen Formen des Freizeitgartens entstehen neue Orte mit einem vielseitigen Angebot für die Bewohner:innen des Quartiers sowie die Besucher:innen des Stadtteilhauses. Vielfältig gestaltete „Inseln“ – wie kleinere Hügel, Mulden oder überdachte Sitzbänke – laden zum Verweilen ein und schaffen Räume für Begegnung und Austausch. Die Freifläche wird multifunktional gestaltet, um sowohl das Freizeitzentrum als auch die Stadtteilbibliothek optimal zu unterstützen. Eine teilweise Umfriedung des Geländes ermöglicht die Nutzung auch außerhalb der Öffnungszeiten. Dabei wird besonderer Wert auf eine flächensparende Anordnung der Bereiche gelegt, um eine möglichst vielseitige Nutzung zu gewährleisten. ZentralesElement ist die multifunktional nutzbare Plaza. Hier können Sport und Theater stattfinden, kleinere Musikveranstaltungen organisiert werden und so die neue Mitte Moisling mit kulturellem Leben bereichern. Die Plaza wird in kodierte Felder unterteilt, die Platz für verschiedene Ballsportarten wie Fußball, Basketball, Handball und Volleyball bieten. Zusätzlich sind Bereiche für Bewegungsflächen vorgesehen, die speziell für Rollgeräte wie Skateboards, Hoverboards und Roller genutzt werden können. Integrierte Hindernisse bieten Platz für Parkour-Spiele.
Der Freizeitgarten bietet ein vielseitiges Angebot an Sport- und Spielgeräten, darunter Schaukeln, Kletterelemente, Rutschen, Tischtennisplatten, Fitnessgeräte und Trampoline, die zu aktiver Bewegung und Spiel einladen. Diese Bereiche fördern die Interaktion und den Austausch der Nutzer. Abseits der lebhaften Aktivitäten bieten Ruhezonen Rückzugsorte zum Lesen und Entspannen, um eine ausgewogene Nutzung des Freiraums zu ermöglichen. Überdachte Bereiche sorgen für Wetterschutz und machen den Outdoor-Bereich auch bei schlechtem Wetter attraktiv. Seitliche Grünflächen und Baumpflanzungen rahmen die halböffentlichen Außenanlagen ein und schaffen eine einladende, grüne Atmosphäre. Diese Anordnung trägt dazu bei, Lärmkonflikte mit der angrenzenden Senioreneinrichtung zu vermeiden. Die Pflanzung heimischer Laubbäume trägt zur ökologischen Aufwertung und Klimaverbesserung bei.
Energie- und Gebäudetechnikkonzept
Das Energiekonzept des neuen Stadtteilhauses fokussiert sich auf eine Reduzierung des Energiebedarfs und erfüllt dabei hohe energetische Standards. Dies wird durch eine kompakte Gebäudeform mit einem guten Verhältnis von Hüllfläche zu Gebäudevolumen sowie durch hohe Dämmstandards (z. B. U-Werte von 0,28 W/m2K für die Bodenplatte und 0,15 W/m2K für das Dach) erreicht. Die Anlagentechnik wird auf ein Minimum reduziert, wobei langlebige, energieeffiziente Systeme integriert werden, die während des gesamten Lebenszyklus kostengünstig betrieben werden können.
Die Wärmepumpe und der Eigenstrombedarf werden durch eine Photovoltaikanlage gedeckt, die 50 % der Dachfläche einnimmt und überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeisen kann. Ein Gebäudeeigener Energiespeicher wird nur bei Nachweis durch Simulation eingeplant. Der Jahresdurchschnittsbedarf wird durch die PV-Anlage gedeckt, und die verbleibenden Dachflächen könnten für externe Betreiber genutzt werden. Außerdem werden Gründächer auf allen Dachflächen integriert, um zur Verbesserung des Mikroklimas beizutragen.
Die natürliche Lüftung erfolgt über kippbare Fenster, wodurch ein effizienter Luftaustausch und eine Optimierung der Bauphysik erreicht werden. Dies sorgt für ausreichend Tageslicht und thermischen Komfort.
Das Tragwerk folgt dem Leitsatz „Reduce, Reuse, Recycle“ und besteht aus Holzstützen, Trägern und Decken aus Brettschichtholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Konstruktion ist wiederverwendbar und recycelbar. Zudem werden 30 % R-Beton in der Gebäudesohle verwendet, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Das Gebäude entspricht dem Effizienzhaus-40-Standard (EH40) nach BEG und setzt auf eine energieeffiziente technische Gebäudeausstattung, darunter optimierte Heiz-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes wird berücksichtigt – von der ressourcenschonenden Materialwahl über eine energiesparende Bauweise bis hin zu Wiederverwendbarkeit und Recycling, stets unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten.“
Beitrag 1010
Verfasser:innen: Acollage Architektur Urbanistik (Hamburg) und Breimann + Cie GmbH & Co. KG (Hamburg)






Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Leitidee
Der Lösungsvorschlag für das neue Stadtteilhaus basiert auf der Idee, dass die vier zukünftigen Nutzergruppen über die Ausbildung eines Foyers und überdachten Atriums im Haus eine gemeinsame
Mitte als Kommunikationsort erhalten, der eine intuitive Orientierung ermöglicht und gemeinschaftsfördernd wirkt. Dabei sollen die unterschiedlichen Bereiche der Nutzungen
durch ihre jeweilige Lage innerhalb des Gebäudes, aber auch durch ihre Exposition im Stadtraum, deutlich erkennbar sein. Das Stadtteilhaus – als wichtiger sozialer Baustein – soll durch seine
äußere Ausgestaltung innerhalb der neu geschaffenen Stadtteilmitte Aspekte der baulichen Nachhaltigkeit sowie Repräsentanz zum Ausdruck bringen. Der Entwurf für das Stadtteilhaus auf Grundlage der städtebaulichen Figur des Rahmenplanes ist ein 3-geschossiges Gebäude, das, als Solitär zurückgesetzt von den vorderen Raumkanten der Nachbarbebauung, einen großen Platz entstehen lässt – etwa in den gleichen Grundabmessungen des Gebäudes. Durch die rückwärtige Anordnung der ebenfalls im Rahmenplan vorgesehenen Sport- und Freizeitfläche entsteht eine dreiteilige öffentliche Anlage, bestehend aus: PLATZ – ATRIUM – PARK als eine kontinuierliche und spannungsvolle Raumabfolge.
Mit der Ausbildung eines tiefen Rücksprunges in der Fassade, als deutlicher Geste für den Eingang und einem sich hier anschließenden Foyer und Atrium, erfährt der Stadtteilplatz eine Weiterführung
innerhalb des Gebäudes – ein vertikaler halböffentlicher Raum, der durch eine zentrale Treppenanlage und umlaufende Galerien begangen werden kann.
Mit der Ausbildung eines tiefen Rücksprunges in der Fassade, als deutlicher Geste für den Eingang und einem sich hier anschließenden Foyer und Atrium, erfährt der Stadtteilplatz eine Weiterführung
innerhalb des Gebäudes – ein vertikaler halböffentlicher Raum, der durch eine zentrale Treppenanlage und umlaufende Galerien begangen werden kann.
Die Erweiterung des Platzes in das Innere des Atriums ermöglicht eine direkte Durchwegung des Gebäudes zum dahinterliegenden Park – der angegliederten Sport- und Freizeitfläche. Diese innere
Passage wird durch großflächige Verglasungen unterstützt, die eine visuelle Verbindung zum Außenraum herstellen.
Das Atrium
Das Atrium mit einer quadratischen Grundfläche von ca. 10 * 10 Metern und einer lichten Höhe von 12 Metern wird durch ein zentrales Oberlicht belichtet. Der dabei entstehende Luftraum wird durch umlaufende Galerien begrenzt. Eine frei stehende, offene Treppenanlage führt die Besucher:innen in die Obergeschosse. Alle Geschosse sind durch eine Aufzugsanlage, die vom Atrium aus begangen werden kann, barrierefrei erreichbar. Der Aufzug ist im Bereich der Stadtteilbibliothek als Durchlader ausgebildet und kann somit auch für den Transport der Medien verwendet werden. Das Atrium dient im Erdgeschoss durch die multifunktional nutzbare Gemeinschaftsfläche als Ort der Begegnung und Kommunikation. Ein Infotresen mit einem Wartebereich dient als Empfang für das sich im 2. Stock befindliche Bürgerservicebüro. Eingänge mit Sichtbeziehung führen in den erdgeschossigen Teil der Stadtteilbibliothek sowie in den Nebeneingang des Freizeitund Jugendzentrums. Großflächige Verglasungen, ähnlich Schaufenstern, lassen Einblicke in die jeweiligen Räume zu.
Die Stadtteilbibliothek
Fassadenfronten in nordwestlicher Ausrichtung gut sichtbar zum Platz orientiert. Es entsteht eine Vis-à-vis-Situation zu den Arkaden der gegenüberliegenden Bebauung (mit der Einrichtung eines
Verbrauchermarktes und Cafés). Die Räume der Stadtteilbibliothek werden zentral abgehend vom
Atrium aus begangen. Ein weiterer öffentlicher Eingang befindet sich wenige Meter entfernt davon, im überdachten Außenraum für eine von den Öffnungszeiten unabhängige Benutzung (Open Library und Anlieferung). Zentral am Eingang befindet sich der Anmelde- und Informationstresen sowie der Rückgabeautomat für ausgeliehene Medien. Unmittelbar neben dem Infotresen befindet sich der Treppenaufgang zur Erschließung des darüberliegenden Geschosses. Oberhalb des zentralen Tresens schafft eine großzügige Deckenöffnung als Verlängerung der Treppenanlage eine visuelle Verbindung zwischen den Ebenen. Es wird vorgeschlagen, die obere Etage der Bibliothek für die Funktion der Open Library nach den regulären Öffnungszeiten durch eine wirksame Absperrung der internen Treppe nicht zugänglich zu machen, um so den Nutzer:innen auch in den Abendstunden ein übersichtliches und sicheres Raumerlebnis zu gewähren.
Im Erdgeschoß befinden sich neben den Bibliotheksangeboten für Belletristik, Zeitungen und Zeitschriften auch Bereiche für informelles Arbeiten, der Beratung, Loungeplätze sowie weitere dienende
Funktionen wie Schließfächer, Getränke- und Snackautomaten etc. Ein direkter östlicher Ausgang führt in das rückwärtige Außengelände, in dem sich eine Freifläche mit Lesegarten befindet. Im oberen Teil der öffentlichen Bibliothek befinden sich neben den Sachbüchern die Bereiche für die Kinder- und Jugendliteratur, die Gamingzone, der Brettspielbereich sowie ein ca. 45 m2 großer Multifunktionsraum mit einer Ausrichtung zum Stadtteilplatz. Im nicht öffentlichen, rückwärtigen Bereich befinden sich Räume für Schulung, Pause, Mitarbeitende und Leitung.
Das Freizeitzentrum – der Jugendtreff
Der Jugendtreff, dessen Räume sich ebenfalls über zwei Ebenen erstrecken, beinhaltet im Erdgeschoss einen Mehrzweckraum, einen Raum für die Selbstorganisation (mit einem autonomen und
direkten Zugang auf das Außengelände) sowie einen zentral gelegenen Sportraum und dessen Nebenräume. Eine interne, offen geführte Treppe führt in das Obergeschoss.
Es wird vorgeschlagen, den Haupteingang des Jugendtreffs auf der vom Stadtteilplatz abgewandten Seite des Gebäudes anzuordnen. Durch die Separierung der Eingänge erfahren beide erdgeschossigen Nutzungen eine eigenständige Adressbildung; mögliche negative, der unterschiedlichen Nutzung geschuldete Störereignisse können so reduziert werden.
Im Obergeschoss befinden sich die Räume für die Gruppenarbeit, ein Bastel- und Malraum, ein Musikraum sowie die Leitungs- und Besprechungsbereiche, ein Hausmeisterbüro sowie die
dazugehörigen Nebenräume. Dieser Fläche ist ebenfalls der Makerspace zugeordnet, der auch für die übrigen Nutzergruppen des Stadtteilhauses zur Verfügung steht und zentral über die Galerie zu erreichen ist.
Die Einrichtung der Familienhilfe – Beratungsstelle
Die Räume der Jugendhilfe gruppieren sich im 2. Obergeschoss zweiseitig um das Atrium in nordwestlicher Ausrichtung und werden über die zentrale Treppenanlage der anschließenden Galerie
oder barrierefrei durch den Aufzug erschlossen. Die Einzel- bzw. Doppelbüros sind linear entlang der Fensterfassade angeordnet. Die Eingangs-, Warte- und internen Besprechungsbereiche verfügen über einen direkten Sichtbezug zum Atrium.
Das Bürgerservicebüro
Als weitere Einrichtung im 2. Obergeschoss gruppieren sich die Räume des Bürgerservicebüros ebenfalls um das Atrium, aber in südöstlicher Ausrichtung. Durch einen vorgeschalteten Empfangs- und
Wartebereich gelangen die Nutzenden in den offenen Frontofficebereich. Etwas geschützter im rückwärtigen Bereich befinden sich die weiteren, nicht öffentlichen Bereiche und Räume für die Registratur, die Leitung und Mitarbeitenden sowie das Backoffice.
Flucht- und Rettungswegkonzept/ Brandschutz
Vor dem Hintergrund unseres Ansatzes, das Stadtteilhaus möglichst flexibel in der Nutzung, transparent, offen und wirtschaftlich zu planen, haben wir uns aus brandschutztechnischer Sicht für eine
Hybridbauweise entschieden. Bei einem reinen Holzbau wären die brandschutztechnischen Bauteilanforderungen in der vorhandenen Gebäudeklasse unverhältnismäßig hoch und wirtschaftlich nicht darstellbar. Das brandschutztechnische Konzept sieht vor das Gebäude mit zwei notwendigen Treppenräumen auszuführen so dass von jeder Nutzungseinheit in den Obergeschossen, ohne eine Querung des Atriums und der Galerie, diese erreicht werden können. Aus dem 1. Obergeschoss des Jugendtreffs kann über einen notwendigen Treppenraum bzw. über die interne Erschließung direkt
nach außen geflüchtet werden.
Die Bereiche des Gebäudes werden in Nutzungseinheiten und Brandabschnitte < 400 m2 unterteilt. Das Atrium, als zentraler Begegnungsraum und Kommunikationsfläche, kann temporär bespielt werden, muss jedoch im Alltag brandlastenfrei gehalten werden – es dient nur der Erschließung, jedoch nicht der sicheren Entfluchtung. Mit einer entsprechenden Früherkennung und der Unterbindung eines
Brandüberschlags von Nutzungseinheit zu Nutzungseinheit soll erreicht werden, dass an die Wände und Verglasungen der Nutzungen zur Galerie/zum Atrium keine Anforderungen gestellt werden.
Belüftung und Belichtung – technische Gebäudeausrüstung (TGA)
Die Belüftung erfolgt in Räumen mit einer kleinen Personenanzahl über die zu öffnenden Fenster, in den übrigen Räumen über eine zusätzliche mechanische Belüftung (hybride Funktion), gekoppelt
mit einer Wärmerückgewinnungsanlage. Das Dach erhält eine extensive Begrünung mit einer Photovoltaikanlage. Die Nachauskühlung erfolgt über eine natürliche thermische Zirkulation durch
Öffnungsflügel in der Fassade, Nachstromöffnungen in den Innenwänden, abgeleitet durch den Luftraum des Atriums und obere Abluftöffnungen des Atriumdaches.
Die Verschattung der Fenster (außen liegender Sonnenschutz) erfolgt je nach Himmelsausrichtung über stationär vor dem Fenster fest verbaute sowie mechanisch steuerbare Lamellenrostkonstruktionen.
Die großflächigen Verglasungen im Erdgeschoss erhalten einen außen liegenden Sonnenschutz als Rollo, im Inneren dienen Screens als Blendschutz. Eine elektronische Tageslichterfassung steuert den energieeffizienten Einsatz von Kunstlicht als Ergänzung zum Tageslicht.
Konstruktion und Materialkonzept – Nachhaltigkeit
Die Konstruktion des Gebäudes basiert auf einem gleichmäßigen Konstruktionsraster, das eine hohe Effizienz bei der Verwendung von (zum Teil) vorgefertigten Bauteilen sowie eine flexible und anpassungsfähige zukünftige Nutzung zulässt. Die Wahl und Verwendung der Baumaterialien erfolgt unter den Prämissen der Nachhaltigkeit: der größtmöglichen Verwendung von nachwachsenden
CO2-neutralen Baustoffen, vor dem Hintergrund einer Wirtschaftlichkeit, der Vermeidung von aufwendig zu trennenden Kompositbauteilen, der Verwendung recyclingfähiger, einfacher Baustoffe (Cradle to Cradle) sowie einer Durabilität der Oberflächen und beweglichen Bauteile.
Die baukonstruktiven Elemente bestehen aus aussteifenden Kernen (Treppenhaus/Aufzug), Stützen, (speicherfähigen) Geschossdecken und einer Gründungssohle aus Stahlbeton. Der innere Ausbau erfolgt durch Leichtbaukonstruktionen in Holzrahmenbauweise mit Beplankungen aus Holzwerkstoff oder Gips. Die Fassade ist aus vorgefertigten Holzrahmenbauelementen mit einer außen liegenden Holzverschalung aus mineralisch beschichteten Nadelholzlamellen hergestellt. Die Fenster und Türen sind als Holzfenster bzw. in einer Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Deckschalen aus Alu geplant. Soweit möglich, sollen Recyclingbaustoffe Verwendung finden, die ggf. aus dem Rückbau der bestehenden
Gebäude aus der Umgebung zur Verfügung stehen.
Die Decken erhalten aufgesetzte Akustikpaneele aus Holzwerkstoff. Größere Installationen der technischen Gebäudeausstattung, wie z. B. Lüftungsleitungen, werden sichtbar unterhalb der Decke geführt.
Freianlagen – der Sport- und Freizeitpark
Die Freianlagen sind durch ein spannungsvolles Wechselspiel und eine Abfolge von Vegetationsflächen, befestigten Wegen, erhöhten Flächen sowie klar umgrenzten Spiel- und Sportflächen geprägt.
Unser Vorschlag, das Erdgeschossniveau des Stadtteilhauses um ca. 30 cm über das Niveau des Stadtteilplatzes zu erhöhen, findet auf der östlichen Seite des Stadtteilhauses durch die Ausbildung einer teilüberdachten Terrasse, die auch als Vergrößerung des inneren Sportraumes dienen kann, ein Pendant. Durch die leichte Erhöhung werden die Bereiche des westlichen Vorplatzes, die der Atriumfläche und der Terrasse zusammengefasst – ein kontinuierlich gelesener Raum entsteht. Eine leicht diagonal verlaufende Wegeführung zwischen der nördlichen und westlichen Grundstücksgrenze erlaubt ein schnelles Durchqueren, aber auch ein Verweilen auf den die Wege flankierenden Bänken oder in den Nischen. Ein Skatepark sowie eine mit Ballfangzaun eingefriedete Multifunktionsfläche für Ballspielarten ergänzen als östlicher Abschluss das Angebot an Freizeit- und Sportflächen. Es wird ein attraktiver Landschaftsraum geschaffen, der auch von den Bewohner:innen im Quartier ohne sportliche Ambitionen genutzt werden kann. Die Bepflanzung des Parks mit heimischen Laubbäumen sowie Beetflächen fördern das Stadtklima und bieten in Zukunft Schatten spendende Aufenthaltsräume.
Beitrag 1011
Verfasser:innen: vogel kohlstruck architekten (München) und landschaft+architektur (München)






Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Städtebauliche Einbindung und Architektonische Leitidee:
Das geplante Stadtteilhaus Moisling nimmt eine zentrale Rolle innerhalb der städtebaulichen Gesamtmaßnahme zur nachhaltigen Stabilisierung und Aufwertung des Quartiers ein. Der quadratische Baukörper orientiert sich konsequent an den Vorgaben des Bebauungsplans und interpretiert insbesondere die Ausformulierung des Innenhofs neu. Der ursprünglich ebenerdig vorgesehene Innenhof wurde bewusst in das Obergeschoss verlagert, um dort als ruhiger, geschützter Bibliotheks- und Lesegarten eine besondere Aufenthaltsqualität zu gewinnen. Diese Lösung stärkt gleichzeitig den städtebaulichen Charakter und die Identität des Hauses im Kontext der „Neuen Mitte Moisling“.
Die architektonische Erscheinung des Gebäudes steht in Dialog mit der umliegenden Bebauung und entwickelt diese weiter, indem prägnante gestalterische Elemente aufgenommen und transformiert werden. So bildet das Stadtteilhaus einen charakteristischen Solitär, der sich durch seine großzügige, einladende Eingangstreppe klar zum öffentlichen Stadtteilplatz öffnet. Dieser Eingangsbereich unterstützt den öffentlichen Charakter des Hauses und fördert die Interaktion und Erkundung durch die Besucher.
Konstruktive Umsetzung und Materialwahl:
Das Gebäude wird in einer nachhaltigen Holzskelettbauweise errichtet, ergänzt durch einen massiven Gebäudekern, der sämtliche Nebenräume und Versorgungseinrichtungen aufnimmt. Die Holzbauweise ermöglicht eine flexible und nachhaltige Nutzung, da spätere Anpassungen und Umstrukturierungen unkompliziert möglich sind. Zusätzlich zur Skelettkonstruktion wird die Geschossdecke als Holz-Beton-Verbunddecke (Holzskelettbau mit Massivdecken) ausgeführt. Diese konstruktive Lösung bietet nicht nur statische Vorteile, sondern verbessert aufgrund der thermischen Speichermasse der Decken zusätzlich das Raumklima, indem sie Temperaturspitzen im Sommer effektiv reduziert und eine natürliche Kühlung durch thermische Speichermasse ermöglicht. Zudem erhöht sie die akustische Qualität des Gebäudes erheblich. Die Holzfassade ist auch als konstruktiver Sonnenschutz ausgeführt und erfüllt somit mehrere Funktionen gleichzeitig. Durch ihre filternde Wirkung verhindert sie, trotz des relativ hohen Fensterflächenanteils, effektiv eine Überhitzung der Innenräume. Sie gewährleistet zudem eine harmonische gestalterische Integration in die geplante umgebende Bebauung, indem sie deren Formensprache analysiert und dennoch weiterentwickelt.
Nutzungskonzept und Innenraumgestaltung:
Die klare funktionale Gliederung der verschiedenen Nutzungen im Stadtteilhaus gewährleistet optimale Bedingungen für alle Nutzergruppen. Publikumsintensive Einrichtungen wie Stadtteilbibliothek und Freizeitzentrum finden im Erdgeschoss großzügige und lichtdurchflutete Räumlichkeiten, die unmittelbar an die östlich gelegenen Freianlagen angebunden sind. Das Konzept der Bibliothek als „Dritter Ort“ unterstützt die soziale Interaktion und das gemeinschaftliche Leben im Quartier durch flexible, multifunktionale Veranstaltungs- und Aufenthaltsflächen.In den oberen Geschossen befinden sich das Bürgerservicebüro und die Familienhilfe. Der Bürgerservice verfügt im Erdgeschoss über einen zentralen Empfangstresen, während der Beratungsbereich diskret und separiert im Obergeschoss angeordnet ist. So werden Vertraulichkeit und konzentrierte Arbeitsbedingungen gewährleistet. Der Familienhilfe-Bereich ist ebenfalls in den oberen Geschossen untergebracht und verfügt über einen klar definierten, eigenen Zugang, um Diskretion und ruhige Gesprächsatmosphären sicherzustellen.
Energetisches Konzept und Nachhaltigkeit:
Das energetische Konzept entspricht hohen Nachhaltigkeitsstandards und erfüllt mindestens den KfW40-Standard. Der Anschluss an das lokale Fernwärmenetz sowie eine großflächige Photovoltaikanlage auf dem begrünten Flachdach ermöglichen eine effiziente Nutzung erneuerbarer Energien und reduzieren den Primärenergiebedarf maßgeblich.
Durch den Einsatz passiver Maßnahmen, wie die bereits erwähnte Holzfassade als konstruktiver Sonnenschutz, sowie der thermischen Speichermasse der Holz-Beton-Verbunddecken, wird auf eine aktive Kühlung verzichtet. Diese Maßnahmen gewährleisten zusammen mit der hybriden Lüftung, die eine Nachtauskühlung ermöglicht, ganzjährig ein angenehmes Innenraumklima bei minimalem Energieeinsatz.
Freianlagen und Außenraumgestaltung:
Die Gestaltung der östlichen Freianlagen setzt die klare, prägnante Grundform des Gebäudes fort und schafft differenzierte Freiräume mit hohem Nutzwert für Bibliothek und Freizeitzentrum. Die Wünsche der Kinder und Jugendlichen, die im Vorfeld aktiv in den Planungsprozess eingebunden wurden, finden sich in vielfältigen multifunktionalen Flächen wieder. Diese bieten Platz für unterschiedlichste Aktivitäten wie Ballsportarten, Skate- und Rollflächen, aber auch ruhigere Aufenthaltsbereiche.
Ein integratives Regenwassermanagement mit Versickerungsflächen und temporären Rückhaltebereichen sorgt zudem für eine nachhaltige Wasserwirtschaft auf dem Grundstück. Die vorgesehenen Bäume und großzügigen Grünflächen unterstützen das Mikroklima und tragen maßgeblich zur Biodiversität im Quartier bei.
Nachhaltige Bauweise und Materialität:
Ein zentraler Aspekt des Gebäudekonzeptes ist der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und Materialien. Die Wahl von FSC-/PEFC-zertifiziertem Holz als dominierendem Baustoff stellt sicher, dass der Bauprozess nachhaltigen Standards entspricht. Die Konstruktion ist weitgehend sortenrein rückbaubar und setzt auf mechanische Verbindungen, was spätere Umbauten und einen ressourcenschonenden Rückbau ermöglicht.
Mit dem Stadtteilhaus Moisling entsteht ein nachhaltiges, zukunftsorientiertes Gebäude, das gleichermaßen architektonisch, sozial und ökologisch überzeugt. Durch seine präzise städtebauliche Setzung, die flexible Nutzung und ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept leistet der Neubau einen wesentlichen Beitrag zur Aufwertung und Stabilisierung des Quartiers Moisling. Die architektonische Klarheit, das ausgewogene energetische Konzept und die durchdachte Material- und Konstruktionswahl garantieren einen langfristigen, robusten und nachhaltigen Mehrwert für das gesamte Quartier.“
Beitrag 1012
Verfasser:innen: Benedikt Herz Architekt (Karlsruhe) und Claudia Dahnke (Hamburg)






Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Konzept
Ein klarer Baukörper in Holzskelettbauweise verbindet den Stadtteilplatz mit der Spiel- und Sportfläche im Osten durch eine Passage, in deren Mitte ein Atrium mit skulpturalem Treppenhaus liegt. Innen und Außen sind durch zweigeschossige Räume mit hohem Publikumsverkehr, öffenbare, bodentiefe Fenster im Erdgeschoss und große Tore miteinander verwoben: das Haus bespielt die beiden Plätze – und die beiden Plätze bespielen das Haus.
Städtebauliche Setzung und Gebäudetypologie
Der Entwurf sieht einen dreigeschossigen Baukörper vor, der jeweils auf die Grundstücksgrenzen gesetzt wird. Eine Ausnahme bildet die Südseite am Moislinger Mühlenweg, wo das Volumen durch drei Rücksprünge fein gegliedert wird und so gleichzeitig zum Stadtteilplatz und Oberbüssauer Weg eine architektonische Form mit eigener Identität bildet. Der Haupteingang liegt an diesem Platz, der Nebeneingang an der Ostseite. Große Rolltore an der West- und Ostseite markieren die beiden Eingänge und schaffen eine weithin sichtbare Präsenz: Dobald das Stadtteilhaus geöffnet ist und die Tore hochgefahren sind, bilden sie eine einladende Geste an die Bewohner des Stadtteils. Im Erdgeschoss ist eine Passage in Form einer verspringenden Raumfigur geplant, in der das Stadtteilhaus als Vermittler zwischen den beiden Plätzen fungiert und deren Herzstück ein Atrium bildet. Jugendarbeit und Freizeitzentrum, sowie die Stadtteilbibliothek befinden sich jeweils im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss und bespielen so die beiden unterschiedlichen Plätze an denen sie liegen. Die diskreteren Bereiche des Gebäudes – Jugendamt/ Familienhilfe (Westseite) und Ordnungsamt/ Bürgerbüro (Ostseite) – befinden sich im zweiten Obergeschoss.
Erschließung
Das Haupttreppenhaus liegt im nördlichen Gebäudeteil im Atrium und damit auch in der Mitte der Passage: Es ist das Herzstück des Stadtteilhauses, lichtdurchflutet durch Oberlichter und großzügig dimensioniert verbindet darin eine polygonale Treppe die drei Geschosse. Im Haupttreppenhaus sind der Aufzug, sowie die Sanitäreinrichtungen platziert und alle Nutzungseinheiten darüber erreichbar. Diese können somit unabhängig voneinander geöffnet bzw. abgeschlossen werden. Das Nebentreppenhaus dient der internen Erschließung für die Jugendarbeit und Freizeitzentrum und ist ausschließlich im Brandfall aus den anderen Nutzungseinheiten aus zugänglich. Kinder können sich so innerhalb der beiden Geschosse des Freizeitzentrums flexibel bewegen, ohne das Haupttreppenhaus benutzen zu müssen. Beide Treppenhäuser dienen darüber hinaus auch als Fluchtweg.
Jugendarbeit/ Freizeitzentrum
Der Zugang erfolgt über den Eingangsbereich an der Ostseite. Der Sport- und der Mehrzweckraum befinden sich im Erdgeschoss, die bodentifen Glasfenster in der Fassade sind öffenbar, wodurch Veranstaltungen in den Außenbereich erweitert werden können. Im 1. Obergeschoss befinden sich die zahlreichen kleineren Räume des Jugendzentrums. Sie sind an den Fassaden angeordnet, wobei durch gezielte Vor- und Rücksprünge ein spannungsreicher Erschließungsraum im Inneren, sowie zweigeschossige Verbindungen mit den Räumen im Erdgeschoss bzw. eine Loggia entstehen.
Stadtteilbibliothek
Der Zugang erfolgt über den Haupteingang am Stadtteilplatz. Im Norden befindet sich der Veranstaltungsbereich, im Süden die Ausleihe, Rückgabe und Theke. Im Erdgeschoss ist die Kinderliteratur angeordnet, im ersten Obergeschoss befinden sich die Bücher für Erwachsene. Zwei Lufträume verbinden beide Geschosse, daran sind die Arbeitsplätz euntergebracht und in einem davon dient eine skulpturale Treppe als interne Erschließung.
Ordnungsamt/ Bürgerservicebüro
Der Zugang erfolgt über das Haupttreppenhaus in die öffentlichen Zonen wie den Wartebereich und das Front Office. Jeweils daran schließen an der Nord- und Südseite die privateren Bereiche, wie z.B. die Einzel- und Doppelbüros an.
Familienhilfe/ Jugendamt
Der Zugang erfolgt über das Haupttreppenhaus, direkt daran gelegen ist der Wartebereich. Ein Flur erschließt die Zellenbüros (Achsmaß 2,70m), wobei sich dieser jeweils in den Ecken für einen Pausenraum mit Küche und einen Aufenhaltsraum mit Blick auf den Stadtteilplatz öffnet.
Tragwerk
Konstruktiv ist ein Holzskelettbau auf einem 1,35m Raster mit einem Stützenquerschnitt von 280mm x 280mm, sowie einem Stahlbetonkern vorgesehen. Die Regelspannweiten variieren zwischen 5,40m und 8,10m und werden überspannt von Rippendecken mit Hauptträgern im Querschnitt 400mm/ 280mm, Nebenträgern im Querschnitt 80mm/ 200mm sowie Deckenplatten mit 60mm Stärke.
Fassade
Eine Synthese aus Ordnung und Spiel bilden das Leitbild der Fassadengestaltung. Die Strenge eines Tragwerks im Holzbau wird in die Fassade projiziert und akzentuiert durch vertikale und horizontale Lisenen. Unterschiedliche, nutzungsabhängige Fensterformate auf den einzelnen Geschossen brechen die Strenge des Rasters. Zweigeschossige Situationen werden durch Rundfenster betont, welche die Umgebung beim Blick nach Außen einrahmen. Verkleidet ist die Fassade in rotem Holz: aus konstruktiver Ehrlichkeit angesichts des Tragwerks aus Holz und in rotbraunem Farbton als Zitat an den in Nordeuropa gängigen Klinker.
Außenanlage
Die geplante Außenanlage für das Stadtteilhaus gliedert sich in drei funktionale Teilbereiche, die sowohl den Bedürfnissen der Nutzerschaft des Stadtteilhauses als auch den Anforderungen an Freizeitaktivitäten gerecht werden. Die Gestaltung fördert die Gemeinschaft, bietet Raum für Veranstaltungen und ermöglicht eine aktive Freizeitgestaltung für verschiedene Altersgruppen.
Treffpunkt und Veranstaltungszone (Gebäudenah)
Diese Zone ist mit einem Sitzdeck und einer erhöhten Bühne aus Holz ausgestattet, die als Pausenmöglichkeit nach einem Bibliotheksbesuch oder für kleinere Veranstaltungen und Treffen dienen. Als zusätzliche Angebote stehen zwei Trampoline und eine Tischtennisplatte zur Verfügung, die die Attraktivität des Bereichs erhöhen und zur aktiven Freizeitgestaltung auch für das Jugendzentrum einladen.
Multifunktionales Sportfeld (50 cm vertieft im hinteren Bereich der Anlage)
Das Sportfeld ist mit einem Gummibelag versehen und bietet verschiedene Sportmöglichkeiten, darunter einen Bolzplatz, einen Streetballkorb sowie Kanten und Rampen, die zum Fahren und Skaten einladen. Im Falle von Starkregenereignissen dient das Sportfeld der Retention, um überschüssiges Regenwasser aufzufangen und kurzeitig zwischenzuspeichern und somit die Entwässerung zu unterstützen. Unter dem Sportfeld können notwendige Rigolen das Regenwasser aufnehmen.
Verbindungs- und Pflanzbereiche
Die verschiedenen Bereiche werden durch einen ebenen Pflasterbelag verbunden, der ebenfalls zum Fahren einlädt. Die Pflasterplatten sind in einem hellen Farbton gehalten und enthalten Recyclingmaterial, was sich in der Farbgebung widerspiegelt. Niedrige Pflanzungen und sanft fallende Rasenflächen an der Ost- und Südseite schützen die Außenbereiche. Im Norden befinden sich drei erhöhte Pflanzbeete, die teilweise mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet sind. Diese Beete öffnen sich sowohl zur Fläche des Stadtteilhauses als auch zum Gehweg und schaffen eine harmonische Verzahnung der beiden Bereiche.
Barrierefreiheit, Materialien, und Vegetation
Alle Bereiche der Außenanlage sind barrierefrei nutzbar, um eine inklusive Nutzung für alle Menschen zu ermöglichen. Der Bereich „Treffpunkt“ besteht aus einer wassergebundenen Decke und einem Fallschutzbelag in Naturfarbe, um Sicherheit und Ästhetik zu gewährleisten. Bei den Verbindungsflächen sind die Pflasterplatten umweltfreundlich und bestehen teilweise aus Recyclingmaterial. Der Gummibelag des Sportfeldes ist mehrfarbig und wird durch farbigen Beton ergänzt. Die Auswahl der Bäume umfasst z. B. Feldahorne und Holzapfel.
Energiekonzept
1. Hoher Komfort durch passiven Schutz vor Überhitzung der Räume
Um einer Überhitzung der Räume entgegenzuwirken, werden Fensterflächen bei Eckräumen nur auf einer Fassadenfläche angeordnet. Der Fensterflächenanteil steht im ausgewogenen Verhältnis zwischen Schutz vor Überhitzung und Tageslichtversorgung sowie solare Gewinne in den Wintermonaten. Der außenliegende Sonnenschutz (Markise) verhindert eine Überhitzung der Räume im Sommer; durch die automatische Steuerung kann sichergestellt werden, dass der Sonnenschutz auch außerhalb der Nutzungszeit aktiviert wird, gleichzeitig wird der Blendschutz sichergestellt. Als passive Maßnahme, um die Räume im Sommer zu Kühlen wird eine Nachtauskühlung umgesetzt: über automatisch öffnende Kippelemente in der Fassade und den innenliegenden Trennwänden kann die kalte Nachtluft nachströmen und die warme Raumluft über die geöffneten Dachfenster des Atriums abgegeben werden. Das Energiekonzept sieht optional Sorptionskältemaschinen vor, die über die Fernwärme versorgt werden und die Möglichkeit bieten, die Zuluft der RLT-Anlage zu Kühlen.
2. Bedarf reduzieren
Das kompakte Gebäudevolumen und sehr gute A/V-Verhältnis reduzieren Transmissionswärmeverluste und die hocheffiziente wärmegedämmte Gebäudehülle mit Wärmeschutzverglasung (3fach Isolierverglasung) nach KFW40 Effizienzgebäude-Standard reduziert den Heizwärmebedarf. Es gibt eine hohe Tageslichtversorgung durch einen ausgewogenen Fensterflächenanteil mit hohem Sturz und dadurch reduzierten Energiebedarf für die Beleuchtung. Hybride Lüftung ist nur in den Räumen mit hoher Personenanzahl vorgesehen, ansonsten kommt reicht eine Fensterlüftung aus.
3. Effiziente Anlagentechnik
Vorgesehen sind raumlufttechnische Anlagen mit Wärmerückgewinnung, außerdem ermöglicht die großflächige Wärmeübergabe über die Fußbodenheizung niedrige Vorlauftemperaturen. Die Wärmeerzeugung für Warmwasser und Heizung erfolgt über einen Anschluss an das Fernwärmenetz, für untergeordnete Bereiche erfolgt die Warmwasserbereitstellung über elektrische Durchlauferhitzer. Auf der obersten Dachfläche sind 493 m2 Photovoltaik angeordnet, zusammen mit einem Batteriespeicher wird der ständige Bedarf des Gebäudes gedeckt, auch die Orientierung der Module sorgt für einen möglichst hohen Selbstnutzungsanteil.
4. Minimierung ungeregelter Verluste
Ungeregelte Verluste werden über Gebäudeautomation und Optimierung im Betrieb minimiert, ebenso wird eine bedarfsgerechte Versorgung über Gebäudeautomation sichergestellt.
Brandschutz
Die Beurteilungsgrundlage für den Brandschutz bildet die Landesbauordnung für das Land Schleswig-Holstein in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Juli 2024 und die Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Bauteile und Außenwandbekleidungen in Holzbauweise (MHolzBauRL) in der Fassung vom 04. September 2024. Die Fläche aller Nutzungseinheiten beträgt weniger als 400 m2 und die OKF liegt bei 8,10m. In der Konsequenz wird das Bauwerk in Gebäudeklasse 4 eingeordnet, wobei eine Einordnung als Sonderbau noch zu klären ist. Gemäß den gültigen Vorschriften sind Brandwände aufgrund der Abstände von über 5 m zu den benachbarten Gebäuden nicht erforderlich. Zudem sind innere Brandwände aufgrund der Ausdehnung des Gebäudes nicht erforderlich.
Die tragende Konstruktion ist hochfeuerhemmend, wobei für tragende Bauteile aus brennbaren Baustoffen der Nachweis des Erhalts der Tragfähigkeit für mindestens 60 Minuten (R 60) nach Eurocode 5, Teil 1-2 geführt wird. Die Decken sind hochfeuerhemmend. Gemäß § 31 (4) sind Öffnungen in Decken, für die eine Feuerwiderstandsfähigkeit vorgeschrieben ist, innerhalb derselben Nutzungseinheit mit nicht mehr als insgesamt 400 m2 in nicht mehr als zwei Geschossen zulässig, was eingehalten wird. Für abweichend hochfeuerhemmende Massivholzbauteile in Gebäuden mit Nutzungseinheiten oder brandschutztechnisch abgetrennten Raumgruppen bis maximal 200 m2 Brutto-Grundfläche sind entweder die Deckenunterseite oder Wandoberflächen mit einer Gesamtfläche von maximal 25 Prozent der Brutto-Grundfläche mit brennbaren Bauteiloberflächen zulässig. Eine Abweichung von dieser Anforderung wird mit der Brandmeldeanlage Kategorie 1 anlagentechnisch kompensiert. Brennbare Oberflächen von einzelnen linienförmigen Bauteilen (beispielsweise Stützen und Unterzüge) bleiben bei der Ermittlung der zulässigen Oberflächen nach Satz 1 unberücksichtigt. Die Außenwände werden entsprechend der Muster-Holzbaurichtlinie geplant, wobei eine nichtbrennbare Dämmung von mindestens 80 mm, Lüftungsspalt, sowie horizontale Brandsperren erforderlich und vorgesehen sind.
Es gibt zwei bauliche Rettungswege, die notwendigen Treppen und Treppenräume sind entsprechend §34 und § 35 LBO vorgesehen – notwendige Flure werden nicht erforderlich. Der Aufzug ist innerhalb des Treppenraums installiert und die Rauchableitung wird durch die Öffnung von Fenstern gewährleistet.
Für die Feuerwehr sind zur Löschwasserversorgung Steigleitungen »trocken« in den innenliegenden Treppenräumen vorgesehen (vgl. DIN 14 462, DIN 14461). Die Einspeisung ist außerhalb des Gebäudes an der Fassade am Zugang zum jeweiligen Treppenraum anzuordnen. Die Entnahmestellen sind nach Abstimmung mit der Feuerwehr zu bestimmen.“
Stand: 19.05.2025