
Die Hansestadt Lübeck plant im Rahmen der Städtebauförderung eine neue Kindertagesstätte (KiTa) auf dem Gelände der „Alten Schule“ in Moisling zu errichten. Die bestehende städtische KiTa „Moislinger Berg“ wird in diesem Zusammenhang von ihrem jetztigen Standort am Moislinger Berg 2 auf das Gelände der „Alten Schule“ bei der Straße Achternkaten ziehen und um zwei Gruppen erweitert.
An dem sogenannten nicht-offenen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungs- und Losverfahren nahmen insgesamt zwölf Arbeitsgemeinschaften aus Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen teil. Das bedeutet, dass zwei Arbeitsgemeinschaften gesetzt waren und zehn Arbeitsgemeinschaften über ein Losverfahren ausgewählten wurden.
Vor Start des Wettbewerbsverfahrens wurden Kinder, Eltern und Erzieher:innen der KiTa Moislinger Berg beteiligt und deren Anregungen der Auslobung angehängt. Die teilnehmenden Architekturbüros waren aufgefordert, Lösungen für den Neubau einer Kindertagesstätte mit drei altersgemischten Gruppen (Kinder bis 6 Jahre) und drei Elementargruppen (Kinder von 3 bis 6 Jahren) sowie attraktiven Außenflächen mit verschiedenen Spielbereichen aufzuzeigen. Eine besondere Anforderung war u.a., dass das neue Gebäude in einem angemessenen Bezug zum denkmalgeschützten Gebäude der „Alten Schule“ steht.
Am 12. Februar 2025 beurteilte das Preisgericht die zwölf eingereichten Entwürfe. Im Ergebnis zeichnete die Jury insgesamt drei Arbeiten mit dem ersten bis dritten Preis aus. Das Preisgericht vergab den ersten Preis an den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Baupiloten BDA (Berlin) mit SCHÖNHERR Landschaftsarchitekten PartmbH (Berlin).
Beitrag 1012 – 1. Preis
Verfasser:innen: Baupiloten BDA mit SCHÖNHERR Landschaftsarchitekten PartmbH aus Berlin




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Leitidee
Die kompakte Punkthaus-Typologie mit dem „Zauberberg“ als Zentrum verbindet alle Funktionen und wirkt identitätsstiftend. Die fragmentierte Kubatur ermöglicht eine harmonische Verzahnung von Architektur und Landschaft. Als „Spielwürfel“ prägt der Baukörper den Kitaalltag mit spielerischer Gestaltung, kurzen Wegen und klaren Sichtbeziehungen und schafft einen Ort des Entdeckens und Lernens.
Städtebauliche Einbindung, Adressbildung
Das Kitagebäude orientiert sich mit seinen Gruppenräumen zum Innenhof des denkmalgeschützten Ensembles der ehemaligen Schule Moisling und greift dabei die Farbigkeit des Klinkerbaus auf. Der Eingang liegt im Westen parallel zur Straße Achternkaten und ist durch einen Vorplatz mit erhaltenem Ahornbaum und einen vorspringenden Baukörper klar definiert. Mit einer Gebäudekante von unter 30 Metern und der fragmentierten Baukörpergestaltung fügt sich das Gebäude maßstäblich gut in die kleinteilige, heterogene städtebauliche Umgebung ein.
Zauberberg – Herzstück des Projekts
Der „Zauberberg“ ist das kommunikative Herz des Projekts, das Austausch und Gemeinschaft fördert. Als lichtdurchfluteter Luftraum mit Oberlicht verbindet er die Geschosse und die umliegenden Nutzungen miteinander. Sitzstufen bieten Blick auf den Essensbereich und den Garten und laden Eltern, Kinder und Erziehende zum Verweilen ein. Bei Veranstaltungen wird der Zauberberg zur Tribüne, der Essensbereich zur Bühne. Seine flexible Gestaltung schafft vielseitige Nutzungsmöglichkeiten und Rückzugsorte für Kinder, die Fantasie und Spielerlebnis bereichern. Der Zauberberg vereint Offenheit, Begegnung und spielerische Entdeckungen in einer besonderen räumlichen Atmosphäre.
Gebäudegliederung
Das Gebäude gliedert sich in den „dienenden Bereich“ mit Verwaltung, Sanitärräumen und Technik sowie den „spielenden Bereich“ mit Gruppenräumen und Spielflur. Verbindende Elemente wie der „Zauberberg“, Zirkulationsräume und Spielflächen schaffen Übergänge zwischen den Bereichen. Fassadentaschen und Terrassen ermöglichen von den Gruppenräumen über die Garderoben den direkten Zugang zum Garten und Spielbereichen, wodurch Innen- und Außenräume eng verknüpft werden.
Sichtbeziehungen / Verzahnung
Das Projekt vereint klare, rechtwinklige Funktionsboxen mit fließenden Zwischenräumen, die als Interaktions-, Begegnungs- und Spielflächen sowie für pädagogische Zwecke genutzt werden und die verschiedenen Bereiche miteinander verbinden. Sichtbeziehungen nach außen und innen, in alle Richtungen – nach oben, unten und zur Seite – fördern eine kinderfreundliche Orientierung. Zurückgesetzte Fassaden schaffen Nischen und Übergangszonen zum Außenraum, definieren Zugänge und lassen die Grenze zwischen Innen und Außenraum verschwimmen.
Freianlagen
Die Außenanlage setzt auf eine enge Verzahnung von Innen- und Außenraum, wobei die Gestaltung der Freiflächen die Gliederung des Kita-Programms aufgreift und fortführt. Ein Rundweg aus recycelten Klinkerpflaster verbindet die Terrassen der Gruppenräume mit den Spielangeboten und dient als Spiel- und Bewegungsfläche.
Mit der Gestaltung soll die Kita eine naturnahe, zeitgemäße und nachhaltige Freifläche mit einer Vielzahl an Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten erhalten, die Kinder fordert und fördert. Östlich des Gebäudes erweitert eine große Terrasse die Gruppenräume nach außen und bietet jeder Gruppe einen Ort für ruhiges, konzentriertes Arbeiten mit Blick ins Grüne. Der Gruppenraum für die Krippenkinder hat einen eigenen Spielbereich, der direkt an die Terrasse anschließt. Der Sanitärraum ist über die Planschterrasse mit dem Wasserspielbereich verbunden. Im nördlichen Bereich, der bewusst „spielfrei“ gehalten wurde, können die Kinder ihre eigene natürliche Spielumgebung erleben und sich durch das Erforschen von Naturmaterialien weiterentwickeln. In Verbindung mit dem Speisesaal und dem innen liegenden „Zauberberg“ schließt eine freie Rasenfläche an. Diese drei Bereiche dienen gemeinsam als Spiel- und Veranstaltungsfläche und betonen die Verzahnung von Innen- und Außenraum. Der Küche- und Essterrasse ist thematisch ein Nutzgarten zugeordnet, in dem Hochbeete zur gärtnerischen Betätigung anregen. Vegetationsflächen können als Versickerungsflächen zum Rückhalten von Oberflächenwasser der versiegelten Hauptwege genutzt werden (z.B. Muldenversickerung). Gleichzeitig wird das Regenwasser durch Verdunstung, Speicherung und Bewässerung zur Förderung des Mikroklimas genutzt. Durch unterschiedlich dichte Baumpflanzungen, wie Einzel- oder Solitärbäume, Gruppenstellungen als auch entstehende freie Rasenflächen werden eine Vielzahl von Mikroklimata (Sonne, Halbschatten, Schatten) geschaffen. Das oberste Ziel bei den Neupflanzungen ist die Wahl von klimaresistenten und ökologisch wertvollen Pflanzen. So werden Baumarten verwendet die als klimaverträglich und trockenheitsresistent gelten und auch die Sträucher und Bodendecker werden nach ihrem ökologischen Mehrwert (z.B. Insekten- oder Bienennährgehölz) gewählt.
Brandschutz
Der zweigeschossige Kita-Neubau gliedert sich in 4 Nutzungseinheiten (< 400 m²). Die brandschutztechnische Trennung entspricht den Anforderungen der Gebäudeklasse 3 und erfolgt durch feuerhemmende Trennwände und Decken. Öffnungen werden mit feuerhemmenden, rauchdicht- und selbstschließenden Abschlüssen gesichert, die mit Feststellanlagen offengehalten werden können. Die interne, offen geführte notwendige Foyertreppe gehört zur Nutzungseinheit 1 und ist von den angrenzenden Nutzungseinheiten feuerhemmend abgetrennt. Jede Nutzungseinheit verfügt über mindestens zwei bauliche Rettungswege. Zudem haben alle Gruppenräume einen direkten Ausgang ins Freie. Für die rechtzeitige Alarmierung der Nutzer*innen wird eine Brandwarnanlage mit nichtautomatischen Meldern (Handtaster) vorgesehen. Die Feuerwehrzufahrt von der Achternkaten Straße südwestlich des Grundstücks ermöglicht der Feuerwehr die Zufahrt und Wendemöglichkeit auf dem Schulhof.
Beschreibung Tragwerk, Konstruktion, Material
Das Gebäude wird in ressourcenschonender Holzbauweise errichtet. Die Geometrie erleichtert die Typisierung, reduziert die Anzahl der Bauelemente und ist optimal auf die Spannweiten abgestimmt. Das kompakte, zweigeschossige Gebäude ohne Keller zeichnet sich durch ein sehr gutes Verhältnis von Nutzfläche zu Brutto-Grundfläche aus. Es wird Holz als nachwachsender Rohstoff mit niedrigem Primärenergiefaktor genutzt, und alle Baustoffe werden gezielt nach Herkunft, CO₂-Bilanz und materialgerechter Verarbeitung ausgewählt. Es werden zwei Deckentypen eingesetzt: rechteckige Grundrisse erhalten Rippendecken aus Brettschichtholzträgern mit einem Deckenspiegel aus Brettsperrholz, während im schiefwinkligen Foyerbereich Brettsperrholzdecken verwendet werden, die einen zweiachsigen Lastabtrag ermöglichen. Die Tribüne besteht ebenfalls aus Brettsperrholz und faltet sich aus der Deckenebene nach unten. Die Wände bestehen aus vorgefertigten Holztafelelementen mit aufgelöstem Ständerwerk, die eine hohe Integration und Vorfertigung bei minimalem Materialeinsatz ermöglichen und gleichzeitig die Gebäudeaussteifung übernehmen. Im offenen Foyerbereich kommen Balkenzüge auf Stützen zum Einsatz. Für Aufzugschacht und Bodenplatte ist eine robuste Stahlbetonkonstruktion vorgesehen. Das Tragwerk berücksichtigt spezifische Anpassungen, um eine wirtschaftliche Bauweise trotz baulicher Besonderheiten zu ermöglichen. Über den Gruppenräumen verkürzt ein Zwischenauflager die Spannweite der Rippendecke aufgrund der zurückspringenden Fassade. Auch im Bereich der Küche wird ein Teil der Dachdecke abgefangen. Dazu wird ein Unterzugsystem mit kurzen Spannweiten eingeführt. Die hinterlüftete Fassade mit lasierter Holzlattung in „Schwedenrot“ altert gut und könnte bei Bedarf ohne großen Aufwand erneuert werden. Im Inneren sorgen holzsichtige Oberflächen für eine warme und einladende Atmosphäre.
Beschreibung Technische Gebäudeausrüstung, Energiekonzept
Das Gebäude verfügt über zwei Zu- und Abluftanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung: eine für den Küchen- und Mensabereich sowie eine weitere für innenliegende Zonen wie Spielflure und Sanitärbereiche. Die übrigen Bereiche werden über Fensterlüftung, unterstützt durch eine CO₂-Warnampel natürlich belüftet. So werden im Winter Lüftungswärmeverluste minimiert und im Sommer eine geregelte Nachtkühlung ermöglicht. Die Fenster sind mit einem außenliegenden Sonnen- sowie einem innenliegenden Blendschutz ausgestattet. Neben- und Schlafräume verfügen zusätzlich über individuell steuerbare Verdunkelungsmöglichkeiten, um den Bedürfnissen von Personal und Nutzer*innen gerecht zu werden. Die Wärmeerzeugung erfolgt über die Anbindung an das Fernwärmenetz, die Erwärmung der Räume mittels Fußbodenheizung. Auf den Dachflächen sind PV-Anlagen installiert, die gewonnene Energie wird direkt für die raumlufttechnischen Anlagen und die Beleuchtung genutzt. Das Energiekonzept zielt auf eine langfristige Senkung der Energiekosten durch reduzierten Energieverbrauch und den Einsatz erneuerbarer Energien ab, erfüllt den Standard EFH40 und die Anforderungen des „Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude Plus“ (QNG-Plus). Die künstliche Beleuchtung wird durch Präsenz- und Tageslichtsteuerung geschaltet. In den abgehängten Decken der Flurbereiche sind Langfeldleuchten integriert, während in Gruppenräumen abgependelte Leuchten für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Das Dach ist extensiv begrünt. Die Technikräume sowie der Hausanschlussraum sind im Erdgeschoss platziert und von außen leicht für Wartungsarbeiten zugänglich.
Entwurfsbegleitende Nutzerbeteiligung
Auch während des Planungsprozesses möchten wir mit den Kindern, Eltern und Erzieherinnen gemeinsam weiterdenken, um ein nachhaltiges robustes Gebäudekonzept zu entwickeln, das der Kitagemeinschaft die notwendige Flexibilität und Adaptabilität bietet. In fein abgestimmten Beteiligungsrunden wird die Identifikation der zukünftigen Nutzerinnen mit ihrem Moislinger Zauberberg gestärkt. Der Entwurf wird mit der Kitagemeinschaft rückgekoppelt, optimiert und konkretisiert, wobei räumliche Zusammenhänge und Vorstellungswelten jeweils zielgruppengerecht -auch mit den Kindern- gemeinsam überprüft werden. Die Erkenntnisse fließen fortlaufend in den Entwurfsprozess ein. Auch in späteren Planungsphasen sind z.B. Baubörsen zu Materialien, Farben und Haptik vorgesehen. Während der Bauphase ermöglichen Baustellenbesuche den Kindern, den Entstehungsprozess des Hauses mitzuerleben.“
Beitrag 1005 – 2. Preis
Verfasser:innen: Baukind GmbH Architekten und Landschaftsarchitekten aus Berlin




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Der Neubau der Kindertagesstätte Achternkaten im Stadtteil Lübeck-Moisling arrondiert das Areal um die Alte Schule mit einem neuen Entree an der Achternkaten. Der L-förmige Bau umschließt dabei als Ergänzung zur Schule und Sporthalle den gemeinsamen Freiraum aus Schulhof und Kita-Garten und schafft einen angenehmen Hofcharakter. Das Bauvolumen der Kita fügt sich maßstäblich in die bestehende Bebauung ein und greift mit seiner abwechslungsreichen Dachlandschaft die heterogene Architektur des Stadtteils auf. Durch die Anlehnung an die Gestaltung der benachbarten Schule erscheint die Kita wie eine „kleine Schwester“, die den Charakter des Areals bereichert und gleichzeitig eine einladende Atmosphäre für die jüngsten Nutzer*innen schafft. Ein großzügig gestalteter Vorplatz zum Eingangsbereich der Kita bietet Raum für Begegnung und Ankommen. Hier können Kinder und Eltern sich treffen, spielen und miteinander interagieren. Zudem ist ausreichend Platz für Fahrräder und Kinderwägen vorhanden, was die Zugänglichkeit der Einrichtung erhöht.
Der Entwurf basiert auf einem effizienten Grundriss, der den zur Verfügung gestellten Raum optimal ausnutzt. Die klare Einteilung der Bereiche in Gruppen und Gemeinschaftsbereiche erleichtert den Kindern die Orientierung im Kita-Alltag und fördert die eigenständige Entwicklung. Der durchgesteckte, lichtdurchflutete Erschliessungsraum im Zentrum des Gebäudes bildet den zentralen Verteiler sowie Ankommens Bereich, Treffpunkt und Kinderspielfläche. Neben dem zentralen Haupteingang über die Straße Achternkaten ermöglicht ein Nebenzugang das unkomplizierte Anliefern und Entsorgen.
Nach Außen wird die Idee des Grundrisses durch eine Unterteilung in die einzelnen Gruppenhäuser sichtbar. Diese Aufteilung fördert die Identifikation der Kinder mit ihrem eigenen „Haus“ und schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit. Kinderkrippe und Elementarbereich werden über die Geschossigkeit des Gebäudes separiert. Jeweils ein Gruppenraum mit angegliedertem Kleingruppenraum, Schlafraum, Sanitäranlagen und Abstellraum stellt eine Einheit dar, wobei sich einige Bereiche auch flexibel zusammenschalten lassen. Die zwischen den Einheiten verlaufenden Gänge dienen als Garderobe und Schmutzschleuse. Das offen gestaltete Kinderbistro mit angrenzendem Mehrzweckraum ermöglicht nicht nur einen direkten Zugang ins Freie, sondern bietet darüber hinaus die Möglichkeit, den Mehrzweckraum außerhalb der Öffnungszeiten für Feste, kleine Ausstellungen oder Veranstaltungen des Gemeindezentrums zu nutzen. Im Obergeschoss gliedert sich neben den Kindergarteneinheiten und Personalräumen die Dachterrasse mit Lehr-Garten an. Vor hier aus haben die Kinder die Möglichkeit über einen Kletter- und Rutschenturm direkt in den Garten zu gelangen.
Die abwechslungsreiche Gestaltung der Fenster – von runden bis hin zu quadratischen Formen – sorgt für spannende Ein- und Ausblicke und ermöglicht den Kindern, sich aktiv mit ihrer Umgebung auseinanderzusetzen. Diese unterschiedlichen Öffnungen laden nicht nur zum Hineinsetzen ein, sondern fördern auch die Neugier und das Entdecken. Insgesamt verfolgt das Konzept der Kindertagesstätte Achternkaten das Ziel, einen Raum zu schaffen, der sowohl funktional als auch inspirierend ist – ein Ort, an dem Kinder lernen, spielen und sich entfalten können.
KONSTRUKTION + BAUWEISE
Jedes Gruppenhaus ist so konzipiert, dass es den Kindern ein sicheres und vertrautes Umfeld bietet, in dem sie sich wohlfühlen können. Durchgängige Materialschichten sowohl innen wie außen, machen das Gebäude für die kleinen Nutzer*innen verständlich und begreifbar. Eine Bekleidung der Außenwände mit einer naturbelassenen/ hell lasierten, vertikalen Lärchenschalung verleiht eine natürliche und ehrliche Haut. Die durch die Oberlichter lichtdurchfluteten Innenbereiche fördern die Lern- und Spielatmosphäre im Inneren des Gebäudes und lassen die natürlichen Materialien in Erscheinung treten.
In Konstruktion und Materialisierung ist das Gebäude in massiver Holzsystembauweise mit hohem Vorfertigungsgrad konzipiert. Das im Inneren geschlossene Sparrendach wird im Freibereich fortgeführt und ermöglicht überdachte Terrassenbereiche. Die Dachfelder werden im Inneren mit akustisch wirksamen Holzwolleleichtbauplatten bekleidet. Brandschutztechnisch kann der Baukörper in mehrere Nutzungseinheiten eingeteilt werden, wobei alle ufenthaltsräume mit direkten Ausgängen ins Freie angebunden werden können.
ENERGETISCHES KONZEPT
Die Ressourcenschonung und Einfachheit der Konstruktion spiegelt sich auch im Klima- und
Energiekonzept wider und schafft neben einer kurzen Bauzeit zudem eine gute Wirtschaftlichkeit. Der auskragende Laubengang mit Verschattungselementen reduziert externe Wärmelasten im Sommer und nutzt im Winter die tiefstehende Sonneneinstrahlung. Die Pfosten-Riegel-Fassade mit dreifach verglasten Fenstern, sowie Senkrechtmarkisen aus Gewebe können einen sommerlichen Wärmeschutz gewährleisten. Die über die Oberlichter gute natürliche Belichtung tieferliegender Räume trägt dazu bei,
den Primärenergiebedarf zu senken.
Auf dem Dach sorgt Photovoltaik für die lokale, regenerative Stromerzeugung. Das vom Dach abgeleitete Regenwasser wird aufgefangen und kommt als Grauwasser zur Einsparung von Trinkwasser zum Einsatz.
FREIANLAGEN
Die Freianlagen befinden sich im östlichen Bereich des Grundstückes und bilden somit einen fließenden Übergang zu dem bestehenden, ehemaligen Schulhof. Für Feste und als Fahrbahn im täglichen Gebrauch dient eine mit Fallschutzbelag befestigte Terrasse, welche dem Bistro und der Kinderkrippe vorgelagert ist. Bewegungsflächen mit Spielwiese und Spielhäuschen, Holzbaustelle und Kletterstrecke, sowie einem großen gefassten Sandbereich verteilen sich frei – wie Kieselsteine am Strand – auf dem Grundstück. Ein zusätzlicher grüner Hügel trennt die Krippenkinder von den älteren Kindern und integriert differenzierte, altersgerechte Spielangebote sowie blühende und essbare Pflanzungen. Der Baumbestand sorgt für Schatten an heißen Sommertagen.“
Beitrag 1001 – 3. Preis
Verfasser:innen: pier7 architekten GmbH mit MOLA Landschaftsarchitektur GmbH aus Düsseldorf




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Leitidee
Ziel ist es mit dem Neubau der Kindertagesstätte eine markante Neuinterpretation des Ortes, mit einem
der Öffentlichkeit bzw. den Besuchern zugewandten Gebäudeensemble auszubilden. Es soll stadträumlich einladend wirken.
Städtebauliche Einbindung
Die neue Kita wird parallel zur Straße am Achternkaten angeordnet. Stadträumlich wird so der Endpunkt
der Gebäudezeilen am Andersenring formuliert und der Auftakt des Gebäudeensembles von KiTa und
denkmalgeschützter, ehem. Schule, heute VHS und Haus der Vereine. Die 3 Gebäude fassen die
gemeinsame Mitte baulich. Das Gebäudeensemble ist frei durchwegbar, beidseitig erschlossen und
vernetzt sich systematisch mit der Umgebung.
Freiraum
Das Freiraumkonzept sieht eine robuste naturnahe Gestaltung vor, in der überwiegend natürliche und
natürlich anmutende Materialien zum Einsatz kommen. Das vielfältige KiTa-Außengelände hält
unterschiedliche Bereiche z.B. für die Elementar- und Krippengruppen vor. Dabei stehen ein möglichst
hoher Spielwert und ein vielfältiges Naturerfahrungsangebot im Vordergrund. Die einzelnen Bereiche
werden durch einen zentralen Rundweg, der auch für Lauf- und Bobbycar-Spiele genutzt werden kann,
erschlossen.
Eine zentrale Entwurfsidee ist es, unter Berücksichtigung der Anforderungen der KiTA-Nutzerinnen als
auch der Vereine, einen gemeinsamen großzügigen Freiraum zu schaffen. Dabei bleibt die ehemalige
denkmalgeschützte Schulhoffläche des „Hauses der Vereine“ in ihrem heutigen offenen Charakter
erhalten. Durch einen Zugang zu dem KiTa Außengelände ist es denkbar auch die offene Platzfläche für
KITA-Aktivitäten mit zu nutzen.
Die Erschließung der Innenhoffläche des Haues der Vereine im Süden von der Straße Achternkaten aus
funktioniert sowohl für Besucher des Vereinshauses als auch für die Feuerwehr unabhängig vom KiTa-
Betrieb.
Innerhalb des festgesetzten Baufensters muss ein Bestands-Ahorn zurückgenommen werden, alle
anderen Bestandsbäume im Wettbewerbsgebiet bleiben erhalten. Durch zahlreiche
Baumneupflanzungen aus zukunftsfesten und robusten Arten auf dem Vorplatz und im KiTa-
Außengelände wird der Verlust des einen Baumes überkompensiert.
Gebäude
Der zweigeschossige Neubau positioniert sich im Bereich des abgebrochenen Pavillons, parallel zur
Straße am Achternkaten. Die Baugrube nutzt den Abbruch- und Aushubbereich des Gebäudebestandes.
Die Gebäudeflucht in Richtung Andersenring springt zurück und bildet mit dem auskragenden Dach den
einladenden Eingangsbereich. Hier befindet sich eine lange Bank, Fahrradstellplätze, der Zugang zum
Kinderwagenraum und der Gebäudeeingang mit Windfang.
Der Eingang liegt direkt an der durchgesteckten Erschließung mit Zugang zum Außengelände. Hier weitet sich der Flurbereich als Treffpunkt und Begegnungsraum. Im Bereich der Treppe ist schließt sicht der 2-geschossige Luftraum an und führt die Nutzer und Besucher ins Obergeschoss. Das Gebäude ist
barrierefrei erschlossen.
Der Mittelflur ist durch die 3 Deckenausschnitte und die Dachverglasung natürlich belichtet. In
Verbindung mit den Garderobenbereichen werden die Eingänge zu den einzelnen Gruppen formuliert.
Am Eingang liegen im Erdgeschoss der zum Flur hin großflächige zu öffnenden Essenraum und im
Obergeschoss der ebenfalls zum Flur flächig zu öffnende Bewegungsraum.
Die Flurenden verjüngen sich, hier liegen die Türen des 2.Rettungsweges und auch ein möglicher
Zugang ins Außengelände, gerade bei gutem Wetter vom Obergeschoss mit den vorgelagerten
Außentreppen. Bei schlechtem Wetter führt der Zugang ins Außengelände über die zentrale
Dreckschleuse.
Der Neubau ist in einem hohen Maße, als öffentliches Gebäude, optimiert transparent gestaltet.
Entsprechend dem Raumprogramm verteilen sich die Nutzungen auf das Gebäude. Die Wege im
Gebäude werden als „Innere Straße und Marktplatz“ konsequent als Erschließungs-, Orientierungs- und
Kommunikationszone ausgebildet es entstehen vielfältige Ein- und Durchblicke. Alle Räume sind
konsequent zu den Freiflächen orientiert. Das Gesamtgebäude verzahnt sich systematisch mit der
Umgebung.
Konstruktion und Material
Der Neubau wird als elementierte, vorgefertigte Holzkonstruktion vorgeschlagen. Die Gründung ist als
Plattengründung geplant. Die Aussteifung erfolgt über Wandscheiben. Die Fassade wird als vorgehängte
hinterlüftete, rot lasierte Lärchenschalung vorgeschlagen Hier wird dem CO2-neutralen Baustoff der
Vorrang eingeräumt um insgesamt ein nachhaltiges Gebäude zu konzipieren. Insgesamt kann ein hoher
Vorfertigungsgrad realisiert werden.
Die Fassaden öffnen sich großflächig zu den vorgelagerten Freianlagen, aus den Gruppen im Erdgeschoss ist die Terrasse und das Außengelände direkt begehbar. Im Obergeschoss ist eine überdachte Terrasse den Elementargruppe vorgelagert. Die Verschattung erfolgt mit einem flexiblen,
textilen Sonnenschutz.
Die Akustikelemente werden in die Decken integriert, als linierte oder gelochte Holzoberfläche, die mit
Mineralwolle unterlegt wird. Die Leuchten werden zum Teil in den Deckenspiegel integriert und als
Pendelleuchten direkt/indirekt vorschlagen.
Im Eingang und dem 2-geschossigen Zugang ins Außengelände werden bodentiefe Verglasungen
vorgeschlagen. Es entsteht ein fließender Übergang zwischen Innen und Außen zu dem vorgelagerten
Platz und dem Spielgelände. Der Verglasungsanteil ist optimiert angeordnet. Die Fenster sind als Alu-
Holz-/Glaskonstruktion (3-fach Verglasung) feststehend, Öffnungsflügel und Lüftungsklappen
(Nachtspülung – einbruchsicher) geplant. Für die geneigten Dachflächen wird eine rote Blechverkleidung
vorgesehen; hier werden PV-Module integriert. Für die denkmalgeschützten Schulgebäude wäre bei einer zukünftigen denkmalgerechten Dachsanierung der Wechsel zu roten Tonziegeln wünschenswert.
Die flurseitigen Zugänge zu den Räumen werden mit seitlichen Verglasungen als „Ansichten“ der
„Inneren Straße“ ausgebildet, dies erleichtert die Orientierung. Helle freundliche Farben, robuste
Materialien in ihrer natürlichen Farbigkeit z.B.- Holzoberflächen bestimmen das Ausbaukonzept. Ziel ist
es ohne großen Aufwand eine optimierte, lange Nutzungsdauer mit geringen Lebenszykluskosten zu
ermöglichen.
Nachhaltigkeit – Lüftung, Belichtung und thermische Behaglichkeit
Die Behaglichkeit und die Aufenthaltsqualität werden durch ein komplexes Zusammenspiel aus Lufttemperatur, Strahlungstemperatur, Luftgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Luftqualität, Raumakustik, Belichtung und Beleuchtung beeinflusst. Alle Faktoren in Summe bestimmen maßgeblich die Aufenthaltszufriedenheit und bieten die Grundlage für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb.
Dies gilt insbesondere für Kita‘s, wo nutzungsbedingt mit höheren und wechselnden Personendichten bei angemessener Luftqualität und raumakustischen Qualitäten die Grundanforderungen sind. Das Tageslichtkonzept sorgt für eine möglichst gleichmäßige, natürliche Tiefenausleuchtung der Räume.
Somit werden dem Gebäude über seine konstruktiven Bauteile und über die Fassaden eine maximale
thermische und visuelle Eigenfunktion gegeben. Dies führt zu einer hohen intrinsischen Funktions- und Betriebssicherheit des Gebäudes verbunden mit der Möglichkeit, haustechnische Systeme zu verkleinern.
Mit Hilfe dieser sogenannten passiven Suffizienzmaßnahmen am Bauwerk wird die Notwendigkeit für eine mechanische Raumkonditionierung (Waschräume, WC’s) auf ein Minimum beschränkt. Dies führt zu einem „schlanken“, integralen Behaglichkeitskonzept mit einer maximalen Funktionssicherheit bei stabilen Raumbedingungen und niedrigen Betriebskosten. Der Einsatz von mechanischer Kälte ist ganz verzichtbar.
Weiter ist der Jahresenergiebedarf des Gebäudes für Wärme und Kunstlicht durch so genannte Effizienzmaßnahmen minimiert. Hierzu zählen folgende Maßnahmen:
- Die thermische Raumkonditionierung erfolgt auf Grundlage eines wasserbasierten Heizsystems (Fernwärme) als Fußbodenheizung.
- Der Einsatz von HE-Leuchtmitteln wie LE-Dioden sorgt für einen geringen Strombedarf und eine reduzierte Wärmelast
- Optional sind die solar-energetischen Potentiale durch eine photovoltaische Dachanlage zu erschließen, wobei eine hohe, attraktive Eigennutzungsrate möglich ist
Fazit
Das ganzheitlich entwickelte Lüftungs-, Belichtungs- und Behaglichkeitskonzept gewährleistet eine optimale Aufenthaltsqualität bei guten Luft- und Belichtungsqualitäten sowie gleichzeitig minimierten Kosten für die Bauphase und späteren Betrieb.“
Beitrag 1002 – 4. Rang
Verfasser:innen:Verfasser:innen: Walter Huber Architekten GmbH aus Stuttgart mit Burkhard Sandler Landschaftsarchitekten aus Hohentengen



Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Städtebau
Die neue Kita wird als 2-geschossiger Baukörper geplant. Durch die Verortung parallel zur Strasse Achterkanten entsteht zusammen mit dem Schulhof ein grosszügiger zusammenhängender Aussenraum.
KITA
Ankommen
Ein geschützter Vorbereich ermöglicht ein sicheres Ankommen. Zusammen mit dem Gebäudeeinschnitt entsteht die Adresse der neuen KITA. Grosszügige Ein- und Ausblicke zeigen die innere Nutzung.
Gebäudestruktur / Erschliessung
Im Erdgeschoss sind die Allgemeinräume und die U3-Gruppen angeordnet. Der Essraum lässt sich je nach Bedarf mit der Halle zusammenschalten, so dass unterschiedliche Nutzungen vom Rumtollen bis zum Kindergartenfest möglich sind. Durch die offene und transparente Gestaltung entsteht ein fliessender Übergang in den Aussenbereich. Die Gruppenräume mit direktem Zugang in den Aussenbereich sind modulartig organisiert.
Die Erschliessung des Obergeschosses erfolgt über eine einläufige Treppe. Im Obergeschoss ist der Ü3 Bereich angeordnet sowie der Mehrzweckraum.
Die gleichwertige Anordnung aller Gruppenräume erzeugt ein hohes Mass an Flexibilität. Durch das Wechselspiel aus geschlossenen und transparenten Räumen entsteht eine offene Atmosphäre. Den Gruppenräumen sind offene Spielbalkone / Veranda angegliedert. Diese dienen als zusätzlicher Freibereich mit hohem Aufenthaltscharakter sowie als 2. Fluchtweg.
Architektur / Ausdruck
Das Gebäude mit seiner klassischen Formensprache fügt sich in die umgebende Bebauung ein, ohne auf einen eigenständigen Charakter zu verzichten. Unterstützt wird dies mit seiner architektonischen Ausprägung und Materialwahl. Die sachliche, unaufgeregte, aus der Logik des Holzbaus abgeleitete Einfachheit bestimmt die äußere und innere Anmutung des Gebäudes.
Die Aussenansichten vermitteln eine spannungsreiche und einladende Anmutung. Mehrschichtige und feingliedrige Fassaden der Gruppenräume, grosszügige Fensterflächen und geschlossene Fassaden mit vertikaler Holzverschalung geben dem Gebäude Identität.
Getreu dem Motto „keep it simple” entsteht durch die Kompaktheit und einfache Bauweise mit immer
wiederkehrenden Bauteilen und dem Verzicht auf aufwändige Konstruktionen und Haustechnik ein wirtschaftliches Gebäude sowohl im Bau als auch im Betrieb.
Freianlagen
Geländemodellierungen, Nischen, multifunktionale Bewegungsflächen sowie individuelle Bereiche für
unterschiedliche Altersgruppen prägen das naturnahe Außengelände der Kindertagesstätte.
Der Vorplatz bietet Raum für Stellplätze (PKW und Fahrräder) und Anlieferungen. Eine befahrbare Fläche im Nordosten bietet viel Platz zum Toben und verbindet die Außenanlage der Kindertagesstätte mit dem
Schulgelände. Ein Gerätehaus kann sowohl Fahrzeuge als auch Geräte zum Spielen aufnehmen. Die
unterschiedlich geprägten Spielräume werden durch Bäume und Sträucher gegliedert und weisen verschiedene Bodenbeläge auf. Der Duftgarten bietet einen lebendigen Lernort und lädt zu Naturbeobachtungen ein.
Mittelpunkt der Außenanlage ist eine großzügige Spielwiese, die multifunktional genutzt werden kann. Ein Klettergerüst, Balancierhölzer und Findlinge fördern die körperliche Entwicklung und das Selbstbewusstsein. Der Bereich der U3- Kinder befindet sich im Norden des Geländes und bietet mit sanften Hügeln und altersgerechten Spielgeräten einen sicheren Rahmen zum Spielen in einer naturnahen Umgebung. Ein großzügiger Wasser- und Sandbereich befindet sich im Nordosten.
Für gemeinsames Gärtnern befinden sich auf der Südseite der Außenanlage mehrere Hochbeete.
Durch die Versickerungsfläche im Westen kann anfallendes Regenwasser und Dachwasser direkt auf dem Grundstück versickern und gespeichert werden.
Konstruktion
Das zweigeschossige Kitagebäude ist ab der Bodenplatte ein reiner Holzbau, der alle Anforderungen für eine materialgerechte Holz-Konstruktion berücksichtigt: Symmetrien in Grund- und Aufriss mit sich daraus wiederholenden Fügungen und Details, begrenzte Spannweiten kombiniert mit holzbaugerechter
Grundkonstruktion führen zu einer wirtschaftlichen Bauweise und zusammen mit einem hohen Vorfertigungsgrad zu kurzen Bauzeiten.
Die Decken sind als Holz-Lehm-Decken-Elemente mit einem hohen Vorfertigungsgrad konzipiert. Durch die Fähigkeit des Lehms zur Wärmespeicherung und Feuchteregulierung kann die Haustechnik ohne Einbuße auf Komfort auf ein Minimum reduziert werden.
Mit dem vorgeschlagenen Konzept wird ein full circel Design entwickelt, das zur Reduzierung der grauen Energie und schlussendlich zu einem zirkulären Bauen führt.
Im Ergebnis eine ebenso ansprechend einfache wie bestechend nachhaltige Gebäudekonstruktion.
Nachhaltigkeit
Um ein ganzheitliches, nachhaltiges Gebäude mit niedrigen CO2-Emissionen zu erreichen, muss neben der Optimierung des Energieverbrauches auch die graue Energie, also die im Gebäude verbaute Energie und die Schadstoffemissionen aus den Baustoffen, berücksichtigt werden. Dafür wird der Einsatz von Recycling- und schadstoffarmen-Baustoffen, sowie nachwachsenden Rohstoffen angestrebt. In größten Teilen wird der Rohbau als Holzbau errichtet, wodurch weniger energieaufwändiger Beton benötigt wird. Für den dennoch benötigten Anteil an Beton wird Recycling-Beton verwendet.
Durch die kompakte 2-geschossige Bauweise ergibt sich nur ein kleiner Footprint. Die Freiflächen werden nur soweit erforderlich befestigt bzw. werden mit versickerungsfähigen Belägen ausgebildet.
Energiekonzept
Ziel dieses Energiekonzeptes ist die Entwicklung eines ökologisch und ökonomisch optimierten Gebäudes, das hohe Komfort- und Behaglichkeitsansprüche erfüllt, niedrige CO2-Emissionen verursacht, günstig im laufenden Betrieb funktioniert und damit nachhaltig ist. Dabei soll auf aufwendige und wartungsintensive Technik (low-tec) verzichtet werden. Folgende Ziele werden im Einzelnen verfolgt:
- Optimierung des individuellen Komforts
- Minimierung der Transmissionswärmeverluste
- Verbesserung der Frischluftversorgung und Minimierung der Lüftungswärmeverluste
- Vermeidung hoher Sommertemperaturen
- Minimierung der Anlage- und Betriebskosten (Low-Tech)
- schonender Umgang mit Ressourcen
- Minimierung des Einsatzes fossiler Energieträger und CO2-Ausstoßes
- Umweltfreundliche Baustoffe
Gebäudehülle und innere Bauteile
Die aussen liegende Dämmschicht und eine Dreifachverglasung minimieren die Temperaturgradienten aufgrund wechselnder Aussenbedingungen und koppeln das Gebäude gegenüber schnell wechselnden Aussenbedingungen ab. Das Ziel ist, einen hohen Wärmestandard zu erreichen und gleichzeitig die solaren Gewinne im Winter zu nutzen. Über Lüftungsklappen (Nachtluftspülung) in der Fassade kann natürlich gelüftet werden. Alle Räume erlauben eine natürliche Querlüftung. Ein Sonnenschutz vor der Verglasung schützt vor dem solaren Wärmeeintrag im Sommer.
Zur Erhöhung der Wärmespeichermasse und zur Feuchtesorption werden die Ständerwände mit Lehmbauplatten und Lehmputz ausgebildet.
Lüftung
Auf aufwändige Lüftungstechnik wird verzichtet. Alle Räume werden natürlich belüftet. Öffenbare Fenster und Lüftungsklappen ermöglichen die Querlüftung und sorgen für angenehme Luftqualitäten. Die Raumhöhe von 3,25m (einschl. Konstruktionsebene Balkendecke) trägt hierbei massgeblich bei und sorgen für Kühlung an heissen Sommertagen. Durch den Einsatz von Lehmwänden und Decken als Klimasteuerung (Massenträgheit) und die Fähigkeit der Feuchtesorption sowie Verzicht auf innenliegende Räume wird ein angenehmes Raumklima ohne kostenintensive Haustechnik (Investitions- und Unterhaltskosten) erreicht.
Heizung
Aufgrund des sehr hohen Dämmstandards der Fassaden (inkl. Dreifachverglasung) wird eine geringe Heizlast benötigt. Die Wärmeerzeugung erfolgt über Geothermie.
Beleuchtung
Alle Räume werden natürlich belichtet. Auf innenliegende Räume wird verzichtet.
Sonnenschutz
Durch die Gebäudeausrichtung und den grossen Dachüberständen im Zusammenhang mit einem
aussenliegenden Sonnenschutzvorhang wird der Wärmeeintrag im Sommer reduziert.
PV-Anlage
Um den Strombedarf zu decken, ist eine grossflächige PV-Anlage geplant.
Regenwasser
Teile der Dachflächen werden extensiv begrünt, was zu einer Verbesserung des Mikroklimas
(Regenwasserrückhaltung – Verdunstungskühle) und einer Erhöhung der Biodiversität beiträgt.“
Beitrag 1003
Verfasser:innen: MOZIA Monari + Zitelli Architekten Partnerschaft mbB aus Berlin mit meyer.fey landschaftsarchitektur, Seefeld



Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Städtebau
Der langgestreckte Baukörper für die Kindertagesstätte findet angrenezend der Achernkaten Strasse seinen optimalen Ort. Das geplante Haus umfasst den Innenhof und bildet mit dem Schulhof eine gemeinsame Freifläche. Es entsteht somit keine Trennung von Schulgebäude, sondern die Grundstücke werden als Einheit verstanden. Die Intention ist es, den Schulhof durch die Einrahmung als Ort zu stärken.
Die KiTa ist vom Andersenring gut wahrnehmbar. Der Besucher wird durch entlang des zweigeschossiges Baukörpers durch einen leicht vorgesetzten eingeschossigen Kopfbau im Norden
zum Haupteingang geleitet. Durch den Versatz entsteht hier ein kleiner Vorplatz mit hoher Aufenthaltsqualität und bildet im städtebaulichen Ensemble eine klare Adresse aus. Die Struktur
und die inneren Räumlichkeiten sind von außen anhand der Dachgliederung ablesbar.
Die Volumetrie und Setzung auf dem Grundstück ermöglichen es im südlichen Bereich anstatt des
Krippenaußenbereiches ein weiteres Modul für eine eventuelle zukünftige Erweiterung hinzuzufügen.
Durch die Materialität und Unterteilung des Baukörpers ordnet sich der Entwurf der unter
Denkmalschutz stehende Schule unter. Die leicht geneigten Sheddächer schaffen formale Bezüge zur bestehenden Schulanlage und passen sich so in die ländlich geprägte Siedlungsstruktur ein. Durch seine formale Zurückhaltung und seine Einfachheit in Gestalt und Materialisierung entsteht ein spannungsvolles, respektvolles Nebeneinander von gebauter Architektur und den angrenzenden Nachbarbauten.
Freiraum
Der Freiraum der Kita knüpft an jeder Stelle an die Bedürfnisse und Bestandssituationen der
Umgebung an. Die großzügige Belagsfläche des alten Schulhofes setzt sich als Thema bis zum Neubau der Kita fort. Die Idee der eingesetzten grünen Inseln intensiviert sich im Kita-Garten und schafft vielfältige Bewegungs- und Spielangebote für die Kinder.
Auf den Schmalseiten des Gebäudes befinden sich die Bereiche mit intimeren Nutzungen, so der eingepflanzte U3-Bereich und der Obstgarten mit einem Picknickplatz. Das Gelenk zum alten Schulhof bildet ein großzügiger Sandspielbereich, der von Podesten umgeben ist, die sich auch auf
den Schulhof schieben. Die Gartentore können beidseits geöffnet werden, sodass sich der Bewegungsraum bei Bedarf erweitern lässt.
Der Vorplatz der neuen Kita ist als offene Fläche gestaltet. Eine große grüne Insel gibt dem imposanten Neubau einen ruhigen Rahmen und verknüpft den Bereich mit der Freifläche vor der Spielothek. Vis-à-vis des Parkplatzes entsteht so eine platzartige Situation, von der ein Fußweg, der zudem als Feuerwehrzufahrt dient, in den alten Schulhof führt. Die Pflanzflächen dienen der Versickerung und schaffen Raum für Biodiversität.
Die Struktur der bestehenden Gehölze wurde aufgenommen und weiterentwickelt, der
Baumbestand um passende Bäume ergänzt.
Innere Funktion
Vom Vorplatz, in der unmittelbaren Nähe des Haupteinganges wird von außen der
Kinderwagenraum erschlossen. Die Lieferung für die Küche erfolgt ebenso im Norden über die
Straße. Vom Haupteingang wird man direkt ins Herz des Hauses geführt. Von hier aus bekommt der Besucher eine direkte Übersicht und Orientierung über das Haus. Auf der rechten Seite des Einganges befindet sich das Leitungsbüro. Die Haupttreppe führt zu den oberen Gruppenräumen.
Auf der gegenüberliegenden Seite bildet der Essbereich mit dem zusammenschaltbaren Multifunktionsraum ein zentralen gemeinschaftlichen Begegnungsort.
Die angrenzende Küche und Kinderrestaurant verfügen über die Möglichkeit im Sommer auf
außenliegende Flächen. Der Spielflur dient auch als Bewegungs- und Begegnungsort. Dieser Raum verbreitert sich durch seine Garderoben und erschließt auf der westlichen Seite die Sanitärräume.
Diese werden den jeweiligen gegenüberliegenden Gruppenräumen zugeteilt und geben dem
Personal somit eine uneingeschränkte Aufsichtsmöglichkeit.
Die drei Gruppenräume sind nach Osten an den Innenhof ausgerichtet und verfügen jeweils über
einen Schlafbereich und einen Abstellraum an deren Seiten.
Im Obergeschoss wiederholt sich die strukturelle Raumzuordnung des Erdgeschoss bis auf den
Ersatz der Schlafbereiche durch Dreckschleusen. Diese führen die Kinder direkt auf den überdachten Laubengang und weiter durch Treppen zum Innenhof. Sie sind nicht nur funktionaler Raum, sondern bieten den Kindern im Zusammenspiel mit dem Laubengang eine Aufenthaltsqualität und können auch als Verstecke genutzt werden. Des weiteren befindet sich im Obergeschoss der Personalraum, der durch seine Positionierung etwas vom Hauptgeschehen entkoppelt ist.
Materialisierung, Konstruktion und Nachhaltigkeit
Der Entwurf legt großen Wert auf eine klimabewusste Bauweise, auf Verbundstoffe und Kunststoffelemente wird weitestgehend verzichtet. Die Kindertagesstätte besteht Holz, das Fundament und der Sockel werden aus Beton und Recyclingbeton ausgeführt. Die Gebäudehülle besteht aus vorgefertigten massiven Brettsperrholzelementen, die mit Holzfaserdämmung gedämmt sind. Die einfache Bauweise zeigt sich durch das Haupttragwerk als Platten- und Scheibentragwerk.
Der Bodenbelag im Erdgeschoss besteht aus Lehm-Estrich mit Fußbodenheizung, während das
Obergeschoss mit beheiztem Dielenboden ausgestattet ist. Die Innenwände sind aus Brettsperrholz und tragen zu einer robusten und langlebigen Bauweise bei. Im Innenraum wird die Materialität des Rohbaus unterstrichen. Das hinterlüftete Dach aus Brettsperrholz mit Holzfaserdämmung wird durch eine Doppelstehfalz Dacheindeckung vervollständigt, die für die Aufnahme der integrierbaren Photovoltaikelemente vorgesehen ist.
Um die Holzstruktur zu schützen und ein harmonisches Ensemble mit der bestehenden Schule zu
schaffen, wird eine Fassade aus recycelten Ziegeln vorgeschlagen. Der Mauerwerksverband verdeutlicht die Aufteilung der Stockwerke und Position der Decken im Gebäude und rahmt die Bänder mit den Öffnungen geschickt ein. Der gemauerte Sockel wird von einer Fassade aus Keramik-Elementen gekrönt, die sich um das Gebäude wickeln und eine Verbindung mit der Laubengangfassade im Osten herstellen. Hier dienen die Lamellenelemente sowohl als Brüstung als auch als Sonnenschutz.
Textile innenliegende Rollos dienen dem sommerlichen Wärmeschutz und verhelfen der Fassade zu einem harmonischen Gesamtbild. Hinzu kommen Sonnenschutzelemente aus perforierten
Metallpaneelen an den zu öffnenden Fensterteilen der Westfassade.
Die Vorfertigung der Bauelemente ermöglicht eine kurze Bauphase und trägt zu einer effizienten und ressourcenschonenden Bauweise bei. Zudem ist das Gebäude nicht unterkellert, was zusätzliche Ressourcen und Energie spart.
Bereits der kompakte, zweigeschossige Baukörper führt zu einem nachhaltigen Gebäudevolumen,
bei dem eine optimale Belichtung und Belüftung mit wenig Fassaden- und Dachfläche kombiniert wird. Das Lowtech-Haustechniksystem mit intelligent gesteuerten Fensterlüftungen und Bodenheizung stellt eine wirtschaftliche und effiziente Klimatisierung der Räume sicher.
Die Vollholzwände, Brettstapelelemente und das Holzunterlagsbodensystem sind komplett ohne
Klebstoffe und Metalle verbunden und sind somit voll kreislauffähig. die so gebauten Häuser sind äußerst langlebig und können nach erreichter Lebensdauer zurückgebaut und in die einzelnen Bretter zerlegt und somit wiederverwendet werden. Der Baustoff Holz bleibt vollumfänglich im technischen Kreislauf und erfährt ein weiteres Leben, wird nicht zu minderwertigem Brennstoff. Der Laubengang dient als sommerlicher Wärmeschutz und lässt gleichzeitig die tiefstehende Wintersonne das Haus aufheizen.
Dank ihrer großen Masse wirken die Vollholzwände als Wärmespeicher und sorgen dafür, dass sich das Haus an heißen Tagen nur langsam erwärmt und an kalten Tagen ebenso langsam abkühlt. So bleibt das Raumklima auch bei extremen Außentemperaturen gesund und behaglich. Dies ist auch der Grund, warum vollumfänglich auf eine kontrollierte Lüftung verzichtet werden kann. Mit gezieltem Querlüften der Räume in den kühleren Nächten der heißen Sommertage, erlangen sie ganz natürlich ein angenehmes Raumklima über den ganzen Tag.
Grundlage bildet die maximale Ausnutzung der ortsgebundenen Ressourcen. Die Wärmeversorgung erfolgt extern und wird über eine Photovoltaikanlage ergänzt. Die technischen Komponenten der Wärmeversorgung werden im zentral liegenden Technikraum im Erdgeschossn platziert und versorgen von dort aus die verschiedenen Nutzungsbereiche.“
Beitrag 1004
Verfasser:innen: MAEID + MORPHtopia und Architekt DI Mitterberger Gerhardt ZT-GmbH aus Madrid/Wien/Graz mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH aus München




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Wenn Kinder gebeten werden, ihr Zuhause von außen zu zeichnen, stellen sie es meist als kompaktes Volumen mit einem Satteldach dar. Werden sie jedoch aufgefordert, das Innere darzustellen, entsteht ein viel stärker fragmentiertes Bild von Räumen und Aktivitäten (1). Dieser Entwurf für den neuen Kindergarten Achternkaten versucht, diese beiden gegensätzlichen Wahrnehmungen miteinander zu verbinden: Er kombiniert eine nach außen kompakte Form mit einer im Inneren vielfältigen, aufgebrochenen Raumorganisation, die eng an das kindliche Raumverständnis angelehnt ist.
(1) Luquet, Georges-Henri. Le Dessin Enfantin. 1927. Abdruck, Lonay: Delachaux et Niestlé, 1991.
KONTEXT
Die Entscheidung für ein kompaktes Volumen spiegelt auch die kontextuellen Rahmenbedingungen wider. Durch die Integration eines zweigeschossigen Baukörpers entsteht ein stimmiges Zusammenspiel mit der bestehenden Schule und der umliegenden Nachbarschaft. Das endgültige Volumen wird in drei Schritten aus dem anfänglichen Baukörper entwickelt. Der erste Schritt besteht darin, die Volumenecken zu verschieben, so entstehen zwei unterschiedliche Außenplätze und ein dazwischenliegender Luftraum. Ein Platz wendet sich zur Achternkaten hin und lädt die Nutzer ins Gebäude ein, während der andere zum Schulhof gerichtet ist und dort ein kleines Auditorium und eine Terrasse als Erweiterung des schulischen Umfelds bietet. Der zentrale Zwischenraum nimmt multifunktionale und sportliche Nutzungen auf. Der zweite Schritt erweitert den oberen Bereich des Gebäudes leicht nach außen, um eine umlaufende Veranda zu schaffen, die geschützte Bereiche für Erschließung und Spiel bietet. Der dritte Schritt neigt die Dachflächen, um mit den Satteldächern der umgebenden Wohnhäuser und der bestehenden Schule zu korrespondieren und so eine visuell harmonische Einfügung in das lokale architektonische Erscheinungsbild zu schaffen.
ARCHITEKTUR
In Anlehnung an die von Kindern wahrgenommene Fragmentierung von Innenräumen erfolgt die innere Organisation entlang eines regelmäßigen Tragwerksrasters, jedoch unterteilt in kleinere, funktional differenzierte Bereiche. Im Erdgeschoss entsteht unter der umlaufenden Veranda ein „Spielring“, der als durchgängiger Pfad des Spielens und Entdeckens angelegt ist und sich bis in den Garten erstreckt. Von diesem Ring aus verzweigen sich diverse Außenbereiche mit unterschiedlichen Themen, wodurch ein fließender Übergang zwischen Innen- und Außenräumen entsteht. Die „Innenstraße“, als Fortsetzung des Spielrings im Inneren des Gebäudes, erschließt das Erdgeschoss und öffnet sich zu einem zweigeschossigen „Innenplatz“, der zum Schulhof führt. Hier befinden sich mobile Garderobenelemente, die normalerweise den drei unteren Gruppenräumen zugeordnet sind. Zu besonderen Anlässen können diese Elemente entfernt werden, sodass die drei Gruppenräume zusammengelegt und in einen großen, flexiblen Unterrichts- und Aktionsraum verwandelt werden können. Jeder Gruppenraum verfügt neben seinem zugehörigen Funktionspaket (Lager, Sanitär- und Ruheräume) über einen eigenen Garten für pädagogische Aktivitäten im Freien. Um diesen Anspruch im Obergeschoss umzusetzen, werden zwei Terrassen als erhöhte Gärten integriert. Der Multifunktions- und Sportgeräteraum befinden sich leicht vertieft im zentralen Kern, der visuell und räumlich mit dem Innenplatz verbunden und mit einem gespannten Netz gesichert ist. Das architektonische Gesamtkonzept koordiniert eine klare Organisation und leichte Zugänglichkeit und ist gleichzeitig anregend und erkundend. Damit soll die Selbstständigkeit und Sicherheit der Kinder in der Nutzung des Gebäudes mit ihrem Entdeckungsvermögen gefördert werden.
Das Spielring-Konzept prägt sowohl die Innen- als auch die Außenbereiche. Im Gebäudeinneren bereichern architektonisch integrierte Elemente wie Bällebecken, Kletterwände, Laufstrecken, Rutschen, durchsichtige, schwebende Tunnel, Netzbodenräume und Hängematten die Lernumgebung und fördern die sensorische Entwicklung. Im Außenbereich knüpft der Spielring an vielfältige Elemente an, darunter ein Auditorium, Rutschen, Schaukeln, ein Wasserspiel, ein versenkter Plaza, einen Fußballbereich, ein großformatiges Schachbrett, Gemüsegärten für die Gruppenräume und unterirdische Spieltunnel. Durch dieses breite Spektrum an Angeboten sollen inklusive, anregende Spielerfahrungen ermöglicht und die motorischen, kognitiven sowie sozialen Fähigkeiten der Kinder gefördert werden.
LANDSCHAFT
In der Freiraumgestaltung übernimmt der Spielring eine zentrale Rolle, indem er das gesamte Grundstück gliedert, den Übergang zwischen Innen- und Außenräumen vermittelt und eine Abfolge von Außenaktivitäten und Wegebeziehungen herstellt. Der fußläufige Zugang befindet sich auf der Südseite des Grundstücks, während Anlieferung, Parkplätze sowie Feuerwehrzufahrten und -wege auf der Nordseite angeordnet sind. Als verbindendes Element erstreckt sich der Spielring bis in den Schulhof, wodurch ein stimmiger Übergang in Bezug auf Materialität, Nutzungen und Raumqualitäten gewährleistet ist. Außenräume und Gebäude werden als Einheit betrachtet: Durch abgestimmte Formen, Materialien und Gestaltungsprinzipien verschmelzen Architektur und Landschaft. Die kleinteilige Ausformung von Bodenbelägen und Bepflanzungen orientiert sich am Maßstab der Kinder und ihren Bedürfnissen. So entstehen Bereiche für unterschiedliche Aktivitäten – ob aktiv, besinnlich, sozial oder funktional – während ein übergreifendes, identitätsstiftendes Gestaltungsbild gewahrt bleibt, das sich nach Osten hin zur bestehenden Schule fortsetzt. Die Spielbereiche sprechen verschiedene Sinne an und sind mit vielfältigen Spielelementen ausgestattet. Großzügige Grünflächen bleiben erhalten und werden um ökologisch wertvolle Vegetation wie insektenfreundliche Stauden, heimische Sträucher und Hecken ergänzt. Bestehende Bäume werden weitgehend erhalten und durch Neupflanzungen, insbesondere vogelfreundlicher Gehölze, ergänzt. Das Regenwasser wird vor Ort in Grünflächen und Rückhalteräume geleitet. Überschüssiges Wasser wird in Zisternen gespeichert und zur Bewässerung verwendet, was die ökologische Sensibilität des Konzepts unterstreicht.
KONSTRUKTION
Der konstruktive Struktur des Gebäudes ist ein Holzraster aus Stützen und Trägern. Diese Bauweise wird nicht nur aus ökologischen Gründen gewählt, sondern auch wegen der angenehmen Haptik und der räumlichen Qualität, die Holz im Inneren vermittelt. In dieses Tragwerk sind kreuzweise verleimte Holzplatten (CLT) als horizontale Deckenelemente eingefügt, die sowohl Lastabtragung als auch eine natürliche, warme Deckenoberfläche bieten, die den räumlichen Charakter bereichert. Im Erdgeschoss sorgt eine weitgehend verglaste Fassade für Transparenz und eine fließende Verbindung zwischen Innen- und Außenraum. In den oberen Geschossen werden Fassaden- und Dachelemente aus Holz-Sandwichpaneelen mit integrierter Dämmung eingesetzt, um eine optimale Wärmedämmung und einen geringen Energieverbrauch sicherzustellen. Die architektonische Erscheinung des Gebäudes wird durch Lamellen weiter verfeinert, die das Erscheinungsbild und das Innenraumklima rhythmisieren. Ihre Dichte richtet sich nach den jeweiligen Raumanforderungen: Dort, wo sich Terrassen ins Freie öffnen, sind die Lamellen weiter gesetzt, um mehr Tageslicht hereinzulassen, während in privateren Bereichen eine dichtere Anordnung Privatsphäre, Blendschutz und Verschattung gewährleistet. Die Gruppenräume profitieren von klaren, offenen Fensterflächen und einer doppelten Ausrichtung sowohl zu den erhöhten Gärten als auch zur Umgebung. So werden sie optimal mit natürlichem Licht versorgt und bieten ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen schützender Geborgenheit und Geräumigkeit.
NACHHALTIGKEIT
Nachhaltigkeit ist in allen Aspekten des Entwurfs verankert und prägt Form, Materialauswahl und ökologische Strategien. Ein kompakter Baukörper reduziert Wärmeverluste, während ein Querlüftungsystem für natürliche Luftzirkulation sorgt und den Bedarf an mechanischen Lüftungs- und Klimaanlagen verringert. Die unmittelbare Präsenz von Vegetation, sowohl auf Bodenebene als auch in den erhöhten Gärten, trägt zu einem angenehmen Mikroklima bei, indem sie Schatten spendet, Verdunstungskühlung ermöglicht und eine biophile Qualität schafft, die zum Wohlbefinden der Nutzer beiträgt. Der Sonnenschutz wird durch ein integriertes Konzept aus innenliegenden Verschattungselementen und anpassbaren Lamellen erreicht. Diese duale Strategie erlaubt es, flexibel auf wechselnde Lichtverhältnisse zu reagieren und stets eine angenehme Belichtung und Temperatur im Innenraum zu gewährleisten.
Auf diese Weise verbindet der Entwurf architektonische, pädagogische, ökologische und kulturelle Überlegungen zu einer ganzheitlichen Vision, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert, den historischen und kontextuellen Rahmen des Ortes respektiert und Verantwortung gegenüber der Umwelt übernimmt.“
Beitrag 1006
Verfasser:innen: Teamwork Architekten mit Breimann & Cie GmbH & Co KG aus Hamburg





Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Architektur
1. Idee
Entwurfsidee war es das Gebäude in zwei Hauptteile aufzuteilen. Der eingeschossige, westliche Hauptteil wendet sich der Stadt und der Öffentlichkeit zu und verläuft parallel zur Straßengrenze. Dieser Flügel nimmt die „öffentlichen“ Nutzungen der KiTa auf. Die Fassade dieses Gebäudeteiles ist sehr extrovertiert gehalten und soll mit seiner geschuppten, farbigen Fassade zur Identitätsbildung der KiTa beitragen und den Stadtraum somit einnehmen.
Der zweigeschossige, östliche Flügel verschwenkt um 5 Grad gegenüber dem westlichen Flügel und liegt mit seiner Fassade rechtwinklig zur alten Turnhalle am alten Schulhof. Die zum Hof hin gelegene Fassade zitiert klassische, giebelständige Straßenfronten mit ihrer Formensprache. Die so entstandenen vier einzeln stehenden, zweigeschossigen Häuser mit Satteldach bilden die „Heimat“ der Kinder. Die Fassaden aus vertikaler Boden- Deckelschalung aus Holz sind warm und anziehend. Die drei Häuser mit den Kindergruppenräumen sind grau lasiert und haben als Unterscheidungsmerkmal bunte Fensterrahmen. Der südlich gelegene Baukörper mit den Verwaltungsfunktionen ist mit karbonatisiertem Holz verkleidet. Die nach Süden gewandten Dachflächen sind mit PV-Modulen versehen.
Verbunden werden die beiden Flügel durch ein zweigeschossiges, verputztes Bauteil, welches die vertikale und horizontale Erschließung des Gebäudes beinhaltet. Dabei ist der Verkehrsraum gleichzeitig Spiel-, Kommunikations- und Aufenthaltsraum. Die Lichtfuge erhellt auch den erdgeschossigen Raum und verbindet die Geschosse miteinander.
2. Funktion
Der Zugang zur Kita erfolgt an der Südwestecke von der Straße Achternkaten. Vom Windfang aus ist
unmittelbar der zentrale Garderobenbereich erreichbar, von dem aus der Verteilerflur sowohl die
„öffentlichen“ Nutzungen als auch die Gruppenräume erschließt. Im Erdgeschoss ist gibt es für alle Kinder eine zusammengefasste Hauptgarderobe nahe dem Eingang.
Die Sanitärräume und die Schmutzschleuse des Erdgeschosses sind sind zentral angeordnet. Die
Schmutzschleuse ist der östlich gelegene Hauptzugang zum Außengelände. Die einzelnen Gruppenräume im Erdgeschoss haben zudem Ausgänge zu je einem kleinen Innenhof, der dem Außengelände vorgeschaltet ist.
Das Obergeschoss wird durch eine Treppe und einen Aufzug erschlossen, die auf einer Brücke zwischen
Verteilungsgang und der Dachgartenfläche auf dem Westflügel endet. Der Verteilungsgang erschließt die Elementargruppenräume im Osten, die Personal- und Besprechungsräume im Süden, die Dachgartenfläche mit den Küchengärten im Westen und die Schmutzschleuse im Norden.
Die Absturzsicherungen sollen durch raumhohe Rahmen aus 5 cm Rundrohr aus Schwarzstahl mit
eingespannten Sicherheitsnetzen im 2,5 cm Raster ausgebildet werden. Die Netze bilden zusätzlich die
Möglichkeit, sich hinein fallen zu lassen, anzulehnen oder auch Bilder daran aufzuhängen. Die Trennwände zum Aufzug und unter der Treppe sollen durch diverse Öffnungen und Farbgestaltung zum
Spielen anregen.
Die Elementargruppenräume erhalten ihre Abstellräume durch variable Möbeleinbauten, die mit unterschiedlichen Funktionen versehen werden können. Damit können die Räume unterschiedlich zoniert werden.
Auch im Obergeschoss entstehen drei kleine Höfe zwischen den Häusern. Am mittleren dieser drei Höfe
dockt die Spielbrücke der Landschaftsarchitekten im Obergeschoss an und bildet so eine physische
Anbindung an das Obergeschoss aus. Dadurch kann das Daches der darunter liegenden Schmutzschleuse des Erdgeschosses auch genutzt werden.
Die Schmutzschleuse des Obergeschosses befindet sich im Norden des Komplexes am Ende des Spielflures und bildet den nördlichen Zugang auf die Spielbrücke aus. Die Spitzböden der vier Häuser
können als zusätzliche Abstellfläche genutzt werden. Diese werden über Bodeneinschubtreppen
erschlossen.
3. Konstruktion
Das gesamte Gebäude ist als hochgedämmte Holzrahmenkonstruktion mit einer hinterlüfteten vorgehängten Fassade und einer Betonsohle geplant. Alle Fenster sollen mit Faltarmmarkisen versehen werden um einen ausreichenden Sonnenschutz zu gewähren. Die westlichen Fenster des Verbindungsbaus erhalten zusätzliche „Hauben“ die gleichzeitig Schutz vor Sonne für den Innenraum und vor Regen für den Außenraum bieten.
Landschaftsarchitektur
Die Landschaftsgestaltung für den Kindergarten zielt darauf ab, einen dynamischen, fließenden Außenraum zu schaffen, der die solide Form des Gebäudes sanft umarmt. Die Gestaltung betont
Erkundung, sinnliche Erfahrungen und eine tiefe Verbindung zur Natur, um die Neugier und Freude der
Kinder zu fördern, während sie ihre Umgebung erkunden.
1. Dynamischer Brückenweg
Eine markante Brücke verbindet das Obergeschoss des Gebäudes mit dem Boden, schlängelt sich durch
Dachgärten, Bäume, Grasdünen und Spielplätze. Auf diesem Weg erleben die Kinder vielfältige Umgebungen. Jeder Schritt entlang dieser Route bringt den Kindern Farben, Düfte, Texturen, Haptik und
Klänge näher und fördert die Sinneserfahrung und das Lernen des Lebens.
2. Spiel- und Entdeckungsbereiche
Der Garten ist in Mikro-Landschaften unterteilt, die die natürliche Welt widerspiegeln. Dazu gehören:
- „Hügel“: Flächen zum Rennen, Klettern und Rollen, die körperliche Aktivität fördern.
- „Wald“: Eine Brücke, die durch Baumkronen führt und einen nahen Blick auf Bäume und Vögel ermöglicht.
- „Fluss“: Interaktive Elemente wie Wasserpumpen für taktile und visuelle Erfahrungen.
- „Strand“: Sandflächen für kreatives Spiel und sensorische Erkundung.
3. Vielfältige Funktionsbereiche
- Überdachte Bereiche: Die Brücke bietet geschützte Zonen darunter, die sichere Räume für Unterricht im Freien, Geschichtenerzählen und Versteckspiele schaffen.
- Dach-Küchengarten: Ein Küchengarten wird in das Dach integriert und dient als funktionaler und pädagogischer Raum. Die Kinder können beim Pflanzen, Gießen und Ernten von Obst und Gemüse mitmachen und die Gerüche, Geschmäcker und Texturen der Pflanzen erleben.
4. Integrierte Sicherheitsmaßnahmen
Sicherheitsaspekte sind tief in das Design eingebettet. Dazu gehören:
- Separate Zugangswege für Fahrzeuge, Eltern und Kinder, um Gefahren zu minimieren.
- Integrierte Kinderwagen- und Fahrradunterstände sowie Zäune, die Ästhetik und Funktionalität vereinen.
- Höhenangepasste Infrastruktur, ein weicher Bodenbelag und durchlässige Oberflächen, um Unfälle und
- Wasseransammlungen zu vermeiden.
- Handläufe und sanfte Steigungen, die die Zugänglichkeit für alle Kinder gewährleisten.
5. Nachhaltigkeit und Biodiversität
Die Gestaltung der Außenräume integriert heimische Pflanzen, die Vögel und Insekten anziehen, wodurch die Biodiversität bereichert wird und Kinder die Möglichkeit haben, Lebewesen zu beobachten und mit ihnen zu interagieren. Die durchlässigen Oberflächen und die Vegetation tragen zudem zu einer
nachhaltigen Wasserbewirtschaftung und einem kühlenden Mikroklima bei.
Mit der Kernidee „Eine einzelne Blume oder ein Blatt kann das Wesen des Universums offenbaren“ lädt diese Gestaltung Kinder ein, die Elemente der Welt im Mikro-Maßstab zu erkunden. Durch den Kontakt mit Vegetation, Holz, Sand, Wasser und Stein entwickeln sie früh ein Verständnis für die Vielfalt und Schönheit einer natürlichen Umwelt. Dieser Garten ist mehr als ein Spielbereich; er ist eine Welt voller kleiner Wunder, in der Kinder die Essenz der Natur erleben und die ersten Schritte zu lebenslangem Lernen und Entdecken machen.“
Beitrag 1007
Verfasser:innen: Wacker Zeiger Architekten GmbH mit Susanne Brehm und Annette Schäfer GbR – die Landschaftsarchitektinnen aus Hamburg



Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Einfügung in den Ort
Der Wettbewerbsbeitrag präsentiert sich als kompakte, rechteckige Kubatur. Durch die Ausbildung einer, die Fluchtstege fassenden, vorgelagerten Schicht bekommt die einfache Figur eine feingliedrige Ausstrahlung. Mit dieser differenzierten architektonische Aussage streben die Verfasser eine Aufwertung des Standortes an. Gleichzeitig halten sie die eigenständige, sich nicht anbiedernde Gestalt für ein angemessenes Gegenüber zum Bestandsensemble der Schul- und Turnhallenbebauung.
Funktionen
Der Zugang auf das Grundstück erfolgt von der Straße Achternkaten. Im Südwesten wird der Haupteingang über einen Vorplatz erreicht, im Nordwesten ist eine Überfahrt angelegt (siehe auch Außenanlagen).
Das Innere des Neubaus betritt man über ein Foyer, das im EG zum Treppenhaus gehört. Die Elementarkinder biegen gleich links nach oben ab. Sie queren den Bereich der altersgemischten Gruppen nicht; auch nicht, wenn sie zum Essen gehen. Vom Leitungsbüro aus bestehen gute Sichtbeziehungen zum Eingang und zum Vorplatz. In den Gruppen sind die Garderobenräume mit den Schmutzschleusen zum Garten kombiniert. Im OG wird der Fluchtsteg auch für die Zugänglichkeit in den Garten genutzt. Das hat den Vorteil, dass die unterschiedlichen Altersstufen an unterschiedlichen Stellen im Garten ankommen.
Das Haus ist im zentralen Bereich überhöht. Das ermöglicht eine schöne Belichtung für die Verkehrszone im OG. In den Räumen der Elementargruppen wird die Höhe für Hochenbenen genutzt, die über den Sanitärräumen angeordnet sind.
Brandschutztechnisch ist das Haus als Kombination von notwendigen Fluren und Nutzungseinheiten organisiert. Ein Personenaufzug verbindet die Geschosse barrierefrei miteinander.
Architektur, Konstruktion, Material, Farbe
Das Gebäude ist in Holzelementbauweise konzipiert. Aus statischen und brandschutztechnischen Gründen bestehen das Treppenhaus und der Aufzugskern aus Stahlbeton. Die Verblendschicht der Fassade ist aus horizontalen Holzleisten mit einem Abstand < 20 mm hergestellt. Zum Teil sind Fenster (z.B. von Sanitärräumen) überleistet. Alle außenliegenden Holzteile sind technisch vorbewittert. Im Bereich des Eingangs gibt es eine Differenzierung im Fassadenmaterial. Hier kommen farbige Platten zum Einsatz. Die Fenster bekommen eine dunkle Lackierung. Die vorgelagerte Schicht der Fluchtstege hat partielle Abschottungen in Form von vertikalen Holzleisten mit einem Abstand < 90 mm. Ansonsten sind die Umwehrungen im OG mit einem zarten Drahtgewebe bewerkstelligt. Die Stege sowie deren Überdachung bestehen aus Gitterrosten und dienen gleichzeitig der Beschattung der Räume. Die Dächer sind als begrünte Flachdächer konzipiert und mit PV-Modulen bestückt. Im Inneren bestehen die Außen- und Innenwandbekleidungen aus Lehmbauplatten (anstelle GK-Platten). In der Regel sind sie weiß gestrichen. An einigen Stellen könnte man sich Akzentuierungen vorstellen: Holzbekleidungen, farbig oder mit Lehmschlämme gestrichene Trockenbauwände. Ansonsten prägen sichtbar belassenen Untersichten der Brettschichtholzdecken und akustische Elemente den Raumeindruck.
Energetische Aspekte
Die verwendeten Baumaterialien sind der Ausgangspunkt für die energetischen Überlegungen der Verfasser: in Herstellung und Wiederverwendbarkeit sind sie gut vertretbar. Darüberhinaus lassen sich in Holzbauweise optimale Klimahüllen herstellen. Für die Wärmeversorgung ist eine Luft-Wärme-Pumpe mit PV-Unterstützung geplant. Die Räume werden mit Fußbodenheizungen ausgestattet. Im Sommer kann darüber auch eine Kühlung unterstützt werden. Ansonsten bewerkstelligen gute Beschattungen und Öffnungen für Nachtkühlung den sommerliche Wärmeschutz. Eine Lüftungsanlage ist nicht vorgesehen.
Außenraum
Die Außenanlagen sind in Anlehnung an die holsteinische Jungmoränenlandschaft leicht und schwungvoll modelliert. Sie bieten ein abwechslungsreiches Spielgelände mit zwei Spielinseln, die jeweils gezielt auf die Bedürfnisse von Kindern über und unter drei Jahren ausgerichtet sind. Ein zentralen Anziehungspunkt ist der Wasserspielbereich sowie eine Rennstrecke, welche zur gemeinsamen Nutzung einladen.
Die mit Sandsteinblöcken eingefassten Inseln fügen sich harmonisch in das bestehende Gelände ein, integrieren den vorhandenen Baumbestand und variieren in ihrer Höhe zum Sitzen oder Balancieren. Die Spielinseln bieten Platz für kreative Sandspiele, Spielhäuser, Kletter- und Balancieranlagen sowie Schaukeln, die den Kindern vielfältige Spielmöglichkeiten für Bewegungs- und Rollenspiele wie auch Naturerfahrungen durch die Verwendung von natürlichen Materialien wie Sandstein und Holz bieten.
Das Regenwassermanagement sorgt für die Versickerung und die Rückhaltung des Dach- und Oberflächenwassers. Durch gezielte Baumpflanzungen wird eine natürliche Beschattung erreicht. Darüber hinaus erfolgt eine naturnahe Bepflanzung mit heimischen Blüten- und Fruchtgehölzen sowie mit Gräsern, Kiefern, Eichen und Vogelkirschen aus dem Kontext der Jungmoränenlandschaft. Spielgebüsche aus Weiden gliedern den Raum und dienen als Verstecke und Rückzugsräume.
Die gartenseitige Terrassenfläche am Kitagebäude ist mit einem großzügigen Holzdeck und Sitzpodesten ausgestattet. An der Straßenseite befindet sich vor dem Essbereich und der Küche ebenfalls eine Holzdeck-Terrasse, an die sich einseitig ein Kräutergarten anschließt.
Heckenkörper aus Sträuchern und Gräsern der Geest strukturieren den öffentlichen Raum der Vorzone und integrieren sowohl den Karrenunterstand als auch die Radbügel, den Müllstandort und den barrierefreien Stellplatz im Norden. Die Überfahrt zum Stellplatz ist gleichzeitig die Zufahrt für die Feuerwehr.“
Beitrag 1008
Verfasser:innen: ATELIER . SCHMELZER . WEBER mit EVERGREEN aus Dresden





Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„STÄDTEBAU
Das Wettbewerbsgebiet liegt im Stadtteil Lübeck-Moislingen. Das Quartier ist von einer heterogenen Bebauungsstruktur gezeichnet. Sie reicht von Einfamilienhäusern, Zeilenhäusern der 60er Jahre bis hin zu größeren Wohnblöcken. Die räumliche Höhenstaffelung harmoniert mit der städtebaulichen Körnung der Umgebungsbebauung Der Neubau bildet mit seinen zwei Geschossen eine räumliche Kante zu der Straße Achternkaten und komplettiert das Ensemble mit der Turnhalle und dem „Haus der Vereine“ auf dem Areal. Auch zitiert der Neubau mit seinen Satteldächern die Umgebene Bebauung und setzt mit seiner Grünen Holzfassade einen Akzent in dem stark von Klinkern geprägten Gebiet ohne dabei dem historischen Erscheinungsbild Konkurrenz zu machen.
Auch durch die Positionierung des Neubaus an die räumliche Kante der Straße Achternkaten wird der bestehende Schulhof nicht als solches getrennt, sondern immer noch als Einheit für die KiTa und dem „Haus der Vereine“ verstanden . Die notwendige Abgrenzung des Bestandshofs zu den neuen Ferienanlagen des Neubaus kann durch ein Tor aufgehoben werden, was ein zeitweises benutzen durch die KiTa ermöglicht und die Synergien des Ensemble stärkt.
FREIRAUM
Der Außenraum der Kita Achternkaten wird durch seine lebendige Natürlichkeit charakterisiert. Eine naturnahe Gestaltung mit Holz, Natursteinen sowie vielfältigen Pflanz- und Spielerlebnisflächen ist hier prägend, setzt Akzente und spricht die Sinne der Kinder an.
Ein begrünter Vorplatz begrüßt mit Aufenthaltsmöglichkeiten und ersten Balancierelementen. Dieser uneingezäunte Bereich zieht sich als Funktionsstreifen mit 16 überdachten Fahrradstellplätzen sowie einem barrierefreien Pkw-Stellplatz und der Anlieferzone weiter um das Gebäude herum bis die Einzäunung des großzügigen Spielbereichs beginnt. Zwischen Kita-Neubau und dem angrenzenden Schulgelände gibt es vielfältige Angebote für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen, um die motorischen, sozialen und interaktiven Fähigkeiten zu fördern. Rutschenturm, Lianenschaukel, Wasserspiel und Kletterelemente stärken das Miteinander und fordern spielerisch heraus. Über die gesamte Gebäudelänge erstreckt sich im Erdgeschoss ein Terrassenbereich vor den Gruppenräumen mit Anschluss an den breiten Rundweg, der als Rollerbahn oder für andere Bewegungsspiele genutzt werden kann. Kleine Hügel strukturieren den Außenraum zusätzlich, lassen spannende, aber überschaubare Spiellandschaften entstehen und bieten mit Rutsche, Hangnetz und Kriechtunnel Erkundungsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen. Auch die Unterteilung zwischen Kita- und dem Krippen-Spielbereich, mit Nestschaukel und Weidentipis, geschieht über die Topografie und gezielten Abpflanzungen. Baumneupflanzungen in lockerer und freier Anordnung sorgen für natürlichen Schatten und werden an den zentralen Sandspielbereichen um Sonnensegel ergänzt. An offene Rasenflächen, die viel Bewegungsraum als z.B. Bolzwiese bieten, schließen dichte Bepflanzungen mit Sträuchern und robusten Bodendeckern zum Versteckspiel und attraktive Blütenpflanzungen an.
Ein größeres Gerätehaus befindet sich in der Nähe des Hauptzugangs zum Freibereich mit direktem Anschluss an die Rollerbahn. Der gesamte Außenraum lässt sich barrierefrei erschließen, um ihn auch für mobilitätseingeschränkte Kinder erlebbar zu machen. Ein Zugangstor schafft eine Verbindung zum Schulgelände auf dem Nachbargrundstück.
INNERE STRUKTUR
Der neue Haupteingang der KiTa verortet sich an der südwestlichen Seite der Straße Achtenkaten. An dieser Stelle befindet sich auch der Außenzugang zu dem Kinderwagenraum. Vom Haupteingang aus formt der großzügiger Ankommensbereich einen Dreh- und Angelpunkt für die Nutzer und Besucher. Von diesem Bereich erstrecken sich auch die weitern Zugänge zum Freibereich mit dazugehöriger Schmutzschleuse, dem Kindercafe, Besprechungsraum, dem Aufzug sowie den Gruppenräumen der altersgemischten Gruppen im Erdgeschoss sowie den Elementar Gruppen im ersten Obergeschoss. Auch das Büro der KiTa Leitung ist für das schnelle Auffinden der Besucher und mit direkter Sichtbeziehung zum Eingangsbereich hier angesiedelt.
Die Flächen der altersgemischten Gruppen setzen sich aus drei aneinander gereihten Raummodulen zusammen. Jedes Modul besteht aus dem Gruppenraum mit Schlaf-u. Nebenraum, dem Abstellraum, Personal WC, dem Sanitärbereich sowie der Garderobe mit dazugehöriger Flurzone. Durch dieses zusammenschalten der Module entsteht eine Abfolge von Enge und Weite, die spannende Raumeindrücke für die Kinder im Grundriss entstehen lässt. Durch das integrieren des Schlaf- u. Nebenraums in den Gruppenräumen, folgen sie auch diesem Prinzip und es entstehen Bereichen zum spielen, toben und zurückziehen. Darüber hinaus hat jeder Gruppenraum einen direkten Zugang ins Freie.
Über die Treppe im Ankommnsbereich gelangt man ins erste Obergeschoss. Hier verteilt sich der Multifunktionsraum, der Personalraum, die Therapieräume, ein zusätzlicher Zugang zum Freibereich sowie die Gruppenräume der Elementar-Gruppen.
Durch das versetzten der Gruppenräume im Obergeschoss können Lufträume in den Fluren geschaffen werden. Diese ermöglichen nicht nur eine geschossübergreifende Sichtverbindung der Gruppen, sondern bieten auch durch die Oberlichter im Dach eine zusätzliche natürliche Belichtungsquelle. Auch kann durch das ausbilden der Satteldächer, der Dachraum als ein zusätzlicher Bereich in Form einer „Höhle“ zu spielen oder chillen für die Elementar-Gruppen genutzt werden. Darüber hinaus bietet der vorgeschaltete Balkon an den Gruppenräumen eine weitere Möglichkeit direkt zu den Außenanlagen zu
gelangen, aber auch einen baulichen Sonnen-und Wetterschutz und dient gleichzeitig als zweiter Rettungsweg.
BAUKONSTRUTKION
Der Neubau wird unter besonders nachhaltigen Aspekten als „KFN EH 40“ konzipiert. Daher ist eine tragende Holzkonstruktion geplant. Der Einsatz von Beton wird auf das Fundament und das Treppenhaus reduziert. Zur Schonung der natürlichen Ressourcen sollen Recycling- sowie natürliche Baustoffe zum Einsatz kommen und die Konstruktion rückbau- und recyclingfähig geplant werden. Daher wird für den Neubau der Einsatz von Holz, Recyclingbeton, sowie anderen Recycling Elementen vorgeschlagen. Durch die vorgeschlagene Holztafelbauweise werden überwiegend nachwachsende natürliche Rohstoffe verwenden. Die Dämmung wird auf Grund der Bauweise in der Wandebene ausgeführt, wodurch eine optimale Flächeneffizienz erreicht wird. Auf Grund des hohen Vorfertigungsgrades der Holzelemente kann eine besonders hohe Bauteilqualität, eine kurze Bauzeit sowie eine kosteneffiziente Planung sichergestellt werden.
ENERGIE UND TECHNIK
Der Neubau wird kompakt mit einem sehr günstigen A/V-Verhältnis angelegt. Insbesondere Architektur und Baukonstruktion tragen zu einer energetisch günstigen Gesamtbilanzierung bei. Zugunsten optimierter Betriebskosten wird sowohl im Winter als auch im Sommer eine hohe Energieeffizienz angestrebt, welche außerdem eine hohe Behaglichkeit im Gebäude sicherstellt. Auf Grund der bauphysikalischen Eigenschaften von Holz wird sowohl im Sommer als auch im Winter ein hoher Wärmeschutz sichergestellt. Durch das durchstecken der Raummodule kann in jedem Bereich eine natürliche Lüftung mittels Querlüftung optimal eingesetzt werden, um das Gebäude in der Nacht zu kühlen und mit Frischluft zu versorgen. Die hygroskopische Eigenschaft von Holz bewirkt eine natürliche Regulierung der Luftfeuchtigkeit und trägt zur Behaglichkeit bei.
Zur Erzielung eines geringen Primärenergiebedarfes soll eine Kombination von Fernwärme der Stadtwerke Lübeck, der neuen Solarthermie-Anlage am Oberbüssauer Weg sowie Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen vorgesehen werden. Das energetisch-technische Gesamtkonzept muss in der weiteren Planung zusammenhängend betrachtet werden und ist auch in Abhängigkeit des Primärenergiefaktors der Fernwärme zu prüfen. Alle Dachflächen erhalten eine extensive Begrünung, welche regenabflussverzögernd wirkt und zur Verbesserung des Mikroklimas beiträgt.“
Beitrag 1009
Verfasser:innen: Tokat Architekten aus Stuttgart mit Reinboth Landschaftsarchitekten aus Esslingen




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„Leitidee und städtebauliches Konzept
Ein zweigeschossiger Pavillon als Holz-Rundbau wird in die Mitte des Grünraums gestellt. zugleich soll ein architektonisch eigenständiger als auch die denkmalgeschützte Schule mit Turnhalle und Schulhof respektierender Neubau entstehen.
Der kompakte Baukörper mit vorgelagerten Terrassen und Vordächern sowie einer offenen, lichtdurchfluteten Mittelzone soll den Kindern und Mitarbeiterinnen eine vielseitige und komfortable Bespielung ermöglichen.
Freianlagen
Mit der neuen Kindertagesstätte „Das Karussell“ soll durch den Erhalt aller Bestandsbäume und durch neue Großbäume und Durchgrünung eine innerstädtische und geschützte „grüne“ Oase entstehen.
Der an die südwestlich geplanten Stellplätze anknüpfende teilbefestigte Vorplatz soll den
BesucherInnen einen sicheren Zugang zur Kita ermöglichen. Ein Platz zum Ankommen, Kommunizieren und Ausruhen.
Wie ein Karussell werden ausnahmslos alle Richtungen des Pavillons mit den Ferienanlagen verknüpft. Die gesamte Fläche rund um das neue Gebäude wird „bespielt“.
Große Laubbäume und Sonnensegel bieten Beschattung im Sommer. Durch gepflanzte Sträucher mit essbarennFrüchten, einem Spiel-Brunnen und einer Naturbaustelle sollen Kinder die Natur berühren und erleben.
Regenwassermanagement
Durch die weitgehende, begrünte Freifläche und der teils dichten Baumstellung entsteht ein angenehmes Kleinklima. Das Regenwasser der Dachfläche wird so aufgenommen und dem Grundwasser zugeführt. Vereinzelt, etwas vertiefte Bereiche sollen die Versickerung von Regenwasser unterstützen. Dadurch entsteht gerade im Sommer, eine angenehme Verdunstungskühle. Pflanzbänder und zurückgezogene Bereiche stellen die Artenvielfalt sicher.
Energiekonzept
Wärmeerzeugung:
Die Spitzenlastabdeckung erfolgt über die Fernwärme und die geplante Solarthermie-Anlage. Zur Deckung der Grundlast wird auf eine Wasser-Wasser Wärmepumpe zurückgegriffen, die aus der Abluft der Aufenthalts-, WC-Räume und Küche Energie gewinnt und diese dem Gebäude zurückgibt. Durch den Einsatz natürlicher Kältemittel wird der GWP Wert gering gehalten im Vergleich zu den aktuell eingesetzten Kältemitteln wie R 134a und befähigt das System zum Heizen und zum Kühlen.
Heizflächen:
Beheizt und gekühlt werden die Räume durch ein hocheffizientes Fußbodenheizsystem. Die Deckenflächen müssen nicht aktiviert werden, sondern dienen für Akustikmaßnahmen in den Zimmern und Fluren sowie dem Einbau der LED-Beleuchtung.
Lüftung / Kühlung:
Die Räume werden durch ein mechanisches Abluftsystem im Oberlicht der „Mitte“-wahlweise im Zusammenspiel mit natürlicher Lüftung – über regelbare Öffnungen in den Fassaden mit Frischluft versorgt. Diese Nachström-Öffnungen werden in die Fassadenstruktur, hinter der Verkleidung, nicht sichtbar, integriert. Die nachströmende Außenluft wird dabei über einen eingebauten „Mäander“ geführt und dabei wahlweise vorgewärmt oder gekühlt. Im Zusammenspiel mit der FB-Heizung ist so eine flexible hybride Nutzung der Systeme möglich, was zusätzliche Energieeinsparungen ermöglicht.
Nachtauskühlung:
Durch die motorisch angesteuerten Fensterflügel und die in der Fassade integrierten Nachström- Klappen kann die gewünschte Nachtauskühlung realisiert werden indem die Lüftungsklappen und die Fensterflügel nachts vollständig geöffnet werden. Überströmung erfolgt wie die mech. Abluftanlage.
PV / Regenerative Energieerzeugung:
Durch den Einsatz der in die neue Dachfläche integrierten Photovoltaik-Module, kann der benötige Strom für das beschrieben Technik-Konzept autark erzeugt werden.
Konstruktion und Materialien
Klar strukturierter Holzbau. Holz bestimmt Innen und Außen die Materialität.
Auf ein hölzernes Skelett aus dünnlammeligen Brettschichtholzträgern und Brettschichtholzstützen werden strahlenförmige Rippenplatten gelegt. Die Rippenplatten bestehen aus einer oberseitigen Brettsperrholzplatte und unterseitig schubfest verklebten Brettschichtholzrippen. Ebenfalls strahlenförmig angeordnete Brettsperrholzwände bilden den Raumabschluss und stabilisieren das Skelett.
Fassaden
- Holzfenster mit 3-fach-Verglasung und Öffnungsflügeln zur natürlichen Belüftung und Nachtauskühlung.
- Zur Nachtauskühlung werden zusätzliche, in die Fassade integrierte unsichtbare Lüftungsklappen geplant
- geschlossene Außenwände zweischalig mit hinterlüfteter Holzbekleidung
- außenliegender beweglicher Sonnenschutz, bedarfsweise innenliegender Blend- und Sichtschutz
Dächer
Dachflächen mit extensiver Begrünung zur Regenwasserpufferung, Photovoltaik- Elemente“
Beitrag 1010
Verfasser:innen: janofischer GmbH mit studiolandschaft aus Hannover





Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„STÄDTEBAU
Zur optimalen Ausnutzung des Grundstücks und Reduktion der versiegelten Fläche wird das
Gebäude als kompakter zweigeschossiger Baukörper entlang der Straße Achternkaten
ausgebildet. Dadurch entsteht eine markante öffentliche Vorderseite und ein von der Straße
abgewandter, geschützter Garten zum Spielen für die Kinder. Die städtebauliche Setzung
orthogonal zur Turnhalle erzeugt eine Dreiecks-Beziehung zwischen Neubau und den
denkmalgeschützten Bestandsgebäuden. Der Landschaftsraum spannt sich zwischen den
Gebäuden auf und verbindet sie miteinander.
Das klare Gebäudevolumen wird straßenseitig über deutliche Einschnitte gegliedert. Der
Unterschnitt markiert den Eingangsbereich und liegt in einer Sichtbeziehung zum Kita-Parkplatz
auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dadurch wird die Adressbildung gefördert und eine
direkte Erschließung sichergestellt. Der Vorplatz verfügt über verschiedene Abstellmöglichkeiten
für Fahrräder und Kinderwagen sowie den barrierefreien Stellplatz. Unterschiedliche
Aufenthaltsmöglichkeiten verleihen dem Platz einen öffentlichen und einladenden Charakter.
GRUNDRISS
Betreten wird die Kita barrierefrei über einen Unterschnitt an der Süd-West-Ecke des Gebäudes.
Der großzügige Multifunktions- und Essbereich dient gleichzeitig als Foyer und stellt den zentralen
Ankunfts- und Aufenthaltsort im Erdgeschoss dar. Multifunktions- und Essbereich können bei
Bedarf durch mobile Trennwände separiert bzw. zusammengeschaltet werden. Über großzügige
Schiebetüren an den Stirnseiten des Raumes wird ein fließender Übergang zwischen Innen- und
Außenraum hergestellt und die Organisation von größeren Veranstaltungen ermöglicht. Die
Küche mit Durchreiche befindet sich in direktem Zusammenhang zum Essbereich und steht
ebenfalls für Veranstaltungen zur Verfügung.
Der hintere Bereich des Erdgeschosses ist privater und den Kindern vorbehalten. Der breite
Spielflur beinhaltet neben den Garderoben verschiedene Einbauten, Verstecke und
Spielmöglichkeiten. Die Gruppenräume sind entlang des Flurs angeordnet und zum Garten
orientiert. Durch Ihren L-förmigen Grundriss besteht die Möglichkeit Nischen und Verstecke über
mobile Möbel oder Einbauten herzustellen. Gleichzeitig wird die Fassadenfläche entlang des
Gartens maximiert. Die Schlaf- und Abstellräume werden über die Gruppenräume erschlossen.
Die Sanitärkerne befinden sich in der Gebäudemitte und werden vom Flur erschlossen. Über
innenliegende Fenster sind Sichtbeziehungen in die Gruppenräume möglich. Dienende Räume
sowie das Leitungsbüro sind entlang der Straßenfassade angeordnet.
Das Obergeschoss wird barrierefrei mittels Aufzug und einläufiger Treppe vom Eingangsbereich
aus erschlossen. Eine Galerie über dem Eingangsbereich stellt zudem eine Sichtverbindung
zwischen beiden Geschossen her. Die Anordnung der Gruppenräume und Sanitärkerne erfolgt
analog zum Erdgeschoss. Der Spielflur endet an der Nord-West-Ecke in einer Dachterrasse, die
als Outdoor-Gruppenraum fungiert. Die Personal- und Therapieräume befinden sich über dem
Eingangsbereich im südlichen Teil des Obergeschosses, wodurch eine räumliche Trennung
zwischen Kinder- und Erwachsenenbereich sichergestellt wird. Über einen Laubengang wird der
direkte Zugang zum Garten aus dem Obergeschoss ermöglicht. Gleichzeitig dient er dem
baulichen Sonnenschutz und beinhaltet Spielmöglichkeiten, wie eine Rutsche in den Garten.
MATERIAL, KONSTRUKTION, FASSADE, ENERGIEKONZEPT
In der Lübecker Altstadt hat Klinker eine lange Tradition und trägt grundlegend zum Stadtbild bei.
Unmittelbar an den Kita Neubau angrenzend befinden sich mit der denkmalgeschützten ehem.
Schule und Turnhalle zwei markante Bestandsgebäude, dessen Charme vorwiegend auf die
Klinkerfassade zurückzuführen ist. Zur Fortführung dieser Bautradition und Symbolisierung der
Zusammengehörigkeit zum Denkmalensemble wird bei der Kita als vorherrschendes
Fassadenmaterial ebenfalls ein vorgemauerter roter Klinker vorgeschlagen. Aufgrund der
verwendeten natürlichen Rohstoffe, seiner Dauerhaftigkeit und Alterungsfähigkeit zählt Klinker
außerdem zu den nachhaltigen Baumaterialien. Der CO2 intensive Brennprozess kann dabei durch
die Verwendung von Ökostrom relativiert werden. Über Fensterfaschen, die leicht eingerückt und
mit Ziermauerwerk versehen sind, wird die Fassade dezent horizontal gegliedert. Entlang der
Ostfassade wird das Erscheinungsbild über einen filigranen Laubengang in recyclingfähiger
Stahlbauweise aufgelockert. Im Innenraum dominieren warme natürliche Materialien wie Holz und
Linoleum das Erscheinungsbild.
Für die Außenwandkonstruktion werden vorgefertigte Holzrahmenbauelemente mit
vorgemauerter Klinkerschale vorgeschlagen. Das Tragwerk wird in Holzbauweise mit
aussteifendem Treppenkern aus Stahlbeton vorgesehen. Dadurch wird maximale Flexibilität im
Betrieb und bei einer potenziellen zukünftigen Umnutzung gewährleistet sowie das Cradle to
Cradle Prinzip verfolgt. Das energetische Konzept sieht den Anschluss an das vorhandene
Fernwärmenetz vor. Dafür befindet sich der Hausanschlussraum im Norden. Ein Großteil des
Strombedarfs wird über eine PV-Dachanlage gedeckt. Die extensiv begrünten Dachflächen tragen
positiv zum Mikroklima und zur Biodiversität bei und verringern den Kühlbedarf des Gebäudes im
Sommerfall. Die Nutzung von Regen- und Grauwasser im Gebäude ist ebenfalls denkbar.
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Der Außenraum entwickelt sich vom Gebäude ausgehend über eine wellenförmige Pflasterfläche
in eine offene, naturnahe Spiellandschaft. Ein halboffener Eingangsbereich schafft einen
geschützten Übergang zwischen Innen- und Außenraum und bietet Sitzmöglichkeiten und erste
Spielimpulse. Die Vegetation aus Baumpflanzungen, Strauchhecken und Wildblumeninseln stärkt
das landschaftliche Ambiente und fördert ein reelles Naturerlebnis: Kinder können essbare
Pflanzen kennenlernen und kleine Tiere wie Insekten oder Vögel beobachten.
Die Freiraumgestaltung orientiert sich am „Lebensraum Wiese“ und beinhaltet verschiedene
Erlebnisbereiche, in denen sechs typische Tierarten durch interaktive Spielskulpturen vertreten
sind. Dazu gehören unter anderem das Spinnennest als Kletterparcours, der Ameisenhügel für
Teamarbeit und motorische Übungen sowie der Froschteich mit kleinen Wasserläufen. Die
Wurmgrube ermöglicht kreatives Sandspiel rund um eine Regenwurm-Skulptur, während der
Maulwurfshügel und der Schneckenpfad zusätzliche Spiel- und Sinneserfahrungen bieten. Eine
thematisch gestaltete Einfriedung umrahmt das Gelände und integriert visuelle sowie klang- und
bewegungsaktive Elemente, wie drehbare Holzscheiben oder Metallstäbe, die verschiedene Töne
erzeugen.
Das Raumkonzept berücksichtigt die unterschiedlichen Altersstufen: Der Krippenbereich im
Südosten wird durch organisch angelegte Bepflanzung und eine Fahrzeugstrecke sanft
abgegrenzt, während im nördlichen Teil die Spielbereiche für die Elementargruppen liegen.
Zusätzlich gibt es verbindende Abschnitte für gemischte Altersgruppen, sodass alle Kinder in
einem naturnahen Umfeld gemeinsam spielen und lernen können.“
Beitrag 1011
Verfasser:innen: CKRS Architektengesellschaft mbH aus Berlin mit HRADIL LANDSCHAFTSARCHITEKTUR aus Neuruppin




Die Verfasser:innen erläutern ihren Entwurf wie folgt:
„KiKa • die KinderKate
Städtebau und Bautypologie
Die städtebauliche Grundidee der neuen KinderKate in Lübeck Moisling leitet sich aus der Analyse des
Ortes und der denkmalgeschützten vorhandenen Schule mit Turnhalle ab. Im Schwarzplan ist die
zentrale Lage im Stadtkörper und der Bezug zum Denkmal gut zu erkennen.
Der zweigeschossige Neubau der sechsgruppigen KiKa komplettiert das Denkmal zu einem Ensemble. Der Neubau nimmt auf den bestehenden Baumbestand Rücksicht und wird an der Stelle des Vorgängerbaus geplant.
Position, Gebäudeabmessung, Konstruktion und Materialität der KiKa leiten sich aus den besonderen
Parametern des Grundstückes, des städtebaulichen Umfeldes und der Aufgabenstellung ab.
Die bestehende heterogene Bebauung erhält durch die neue KiKa einen beruhigenden Anker, der den
Schulhof / Kindergarten nach Westen abschließt und in Materialität die Würde des Denkmals fortsetzt.
Gleichzeitig wird mit der Formulierung der Fassade und der Dachform das Kinderhaus klar als ein Gebäude von heute erkennbar.
Bautypologisch wird die KinderKate dem Anspruch gerecht über die funktionalen Anforderungen einer
Kindertagesstätte hinaus, eine Vorbildfunktion für Baukultur, Materialität und Dauerhaftigkeit zu sein.
Häuser für Kinder sind oft die ersten Gebäude außerhalb des Elternhauses und vor allem dann passend und angemessen, wenn sie eine stimmige, nachvollziehbare und klare Umgebung schaffen.
Dafür ist es nicht notwendig bunt, schrill oder beliebig zu sein. Vielmehr versteht sich das mit Ziegeln
beschützte Holzhaus als ein Kinderhaus, das vor allem ein Gefühl von Geborgenheit und
Rückzugsmöglichkeiten vermittelt, aber auch Offenheit und Ausblicke schafft sowie Angebote für
optische, akustische und haptische Erfahrungen bereithält.
Architektur, Material und Nutzung
Der Haupteingang befindet sich auf der Westseite und ist in der Fassade gut ablesbar. Der Eingangsbereich mit großzügiger Treppe, Sitzbank und Aquarium funktioniert als Schleuse, Elterntreff und Verteiler. Hier besteht Sichtkontakt zum Leitungsbüro und Zugang zum Kinderwagenraum.
Über einen Flur werden im EG die nach Osten orientierten altersgemischten Gruppenbereiche und die
Krippen erreicht. Die Gruppenräume erhalten großzügige Schiebetüren, die Schlafräume können mit
traditionellen Fensterläden aus Holz verdunkelt werden. Die Waschräume haben einen direkten Zugang nach außen. Im Süden befindet sich die Küche mit Essbereich und Multifunktionsraum. Zwischen Küche und Essbereich ist eine Sichtverbindung mit einer möglichen Essensausgabe geplant. Der Essbereich und der Multifunktionsraum sind zusammenschaltbar. Die Anlieferung der Küche erfolgt direkt von der Straße über den vor dem Haus liegenden Steg.
Den Elementargruppenräumen im Obergeschoss ist eine Loggia vorgelagert, die in einer großzügigen
überdachten Spielfläche mündet. Die helle Spielfläche ist wettergeschützt und für die unterschiedlichsten Nutzungen offen. Ein Wasseranschluss auf der Terrasse ermöglicht auch im Haus das Thema des Gartens weiterzuspielen. Eine Außentreppe, die sich plastisch vom Baukörper abhebt, führt auf direktem Weg vom OG in den Garten mit Freispielflächen. Eine Kinderrutsche kann als zusätzliches Element ebenfalls einen direkten Zugang in den Garten bieten.
Die klare Gliederung des Baukörpers in Gruppen- und Nebenraumzone ist in den Fassaden und der
Dachform ablesbar. Oberlichter im Dach entlang des Flurs unterstützen eine gute Belichtung und Belüftung des Gebäudes. Die Garderoben sind direkt den jeweiligen Gruppenräumen zugeordnet. Durch die innere Gliederung des Gebäudes können Sanitär- und Lüftungsinstallation auf die Nebenräume beschränkt werden. Hierdurch lassen sich in den Aufenthaltsräumen größere Raumhöhen realisieren und Deckenabhängungen einsparen und vermeiden.
Die Kindertagesstätte ist als konstruktiver Holzbau mit hohem Vorfertigungsgrad konzipiert. Die Konstruktion der Kindertagesstätte besteht aus Brettsperrholz. Das Holz ist im Innenbereich der KiTa sichtbar belassen. Die Außenwände werden mit einer mineralischen, nicht brennbaren Dämmung und einer hinterlüfteten Fassadenbekleidung aus Ziegelmauerwerk bekleidet. Die rote Farbe der Ziegelfassade macht das Gebäude im Kontrast zum Grün des Gartens sichtbar und nimmt Bezug auf das Denkmal und die traditionelle Bauweise in Lübeck Moisling.“
Stand: 07.04.2025